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Rambo

Rambo

Titel: Rambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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lagen so weit auseinander, daß die Rückkehr nach oben, um vom Hubschrauber aus nicht gesehen zu werden, mindestens ebenso schwer gewesen wäre wie der bisherige Abstieg. Er wäre auch kaum wieder hinaufgekommen, ohne vom Hubschrauber bemerkt zu werden, also hatte es gar keinen Sinn, es zu versuchen. Er konnte ebensogut den Abstieg vollenden, in der Hoffnung, vielleicht doch nicht gesehen zu werden.
    Die Felsblöcke unten am Boden erschienen ihm riesenhaft, wie durch eine Lupe betrachtet, und er versuchte sich vorzustellen, daß es nur eine Übung war wie damals beim Fallschirmjägerlehrgang. Aber es war keine Übung, und je näher der Hubschrauber herankam, um so hastiger wurde sein Abstieg. Er streckte sich der Länge nach aus und ließ sich herunterhängen, die Aufstützpunkte für seine Füße mit weniger Vorsicht wählend, während ihm der Schweiß im Gesicht juckte und ihm über Lippen und Kinn strömte. Sein kariertes Wollhemd hob sich rot gegen den grauen Felsen ab. Er betete, daß der Hubschrauberschütze es übersehen würde.
    Aber es war ihm klar, daß er es sehen mußte.
    Seine Finger klammerten sich an einen Riß im Felsen. Seine Fußspitzen preßten sich gegen einen zentimeterbreiten Vorsprung. Ein unwillkürliches Zittern durchfuhr seine Kehle, als einer der Schuhe abrutschte. Eine Kugel schlug dicht neben seiner Schulter in den Felsen ein, so daß er vor Schreck fast losließ. Er schüttelte den Kopf, um wieder klar sehen zu können, und setzte verzweifelt seinen Abstieg fort.
    Er schaffte noch drei Vorsprünge, dann war es aus. Ka-rang! Die zweite Kugel prallte vom Felsen ab. Sie schlug höher, näher an seinem Kopf ein und erfüllte ihn mit Panik. Er wußte, daß er so gut wie tot war. Was ihn gerettet hatte, war das Rütteln des Hubschraubers, das dem Schützen das Zielen schwermachte. Die Geschwindigkeit, mit der der Pilot die Maschine heranflog, machte es noch schlimmer, aber bald würde er wissen, wie er vorgehen mußte, und den Hubschrauber ruhig in der Luft halten. Rambo zitterte vor Anstrengung am ganzen Leib, griff nach unten und packte mit der Hand einen kleinen Vorsprung, dann noch einen, streckte die Füße nach unten und tastete nach einem Halt.
    Aber da war keiner. Er hing an seinen blutenden Händen, und der Hubschrauber stieß auf ihn herunter wie eine Libelle. Lieber Gott, halte ihn in Bewegung, damit er nicht richtig zielen kann! Ka-rang! Kleine Steinbrocken und Bleisplitter rissen ihm das Gesicht an der Seite auf. Er spähte auf die Felsblöcke dreißig Meter unter ihm. Der Schweiß brannte ihm in den Augen, so daß er kaum den mächtigen Nadelbaum erkennen konnte, dessen Krone nur drei Meter von ihm entfernt war. Oder fünf, oder acht. Er konnte es einfach nicht abschätzen.
    Der Hubschrauber schwebte riesenhaft über ihm, und der Luftzug von den Rotorblättern war deutlich spürbar. Er zielte mit seinem Körper auf die Baumkrone, zog seine blutenden Finger aus dem Schlitz im Felsen und ließ sich fallen. Der Magen kam ihm hoch, und seine Kehle drohte in der plötzlichen Leere zu bersten, und es dauerte eine Ewigkeit, bis er durch die obersten Zweige brach und schließlich auf einem dicken Ast aufprallte.
    Er war völlig benommen.
    Er konnte nicht atmen. Er ächzte, und der Schmerz durchflutete seinen ganzen Körper. In der Brust und im Rücken pochte es, und er war überzeugt, daß man ihn angeschossen hatte.
    Doch er war in Wirklichkeit nicht verletzt. Das Dröhnen des Hubschraubers dicht über dem Baum und die Kugel, die durch die Äste schlug, veranlaßten ihn, schleunigst weiterzukriechen. Er war ziemlich weit oben in dem Baum. Sein Gewehr hing immer noch zwischen Gürtel und Hose, aber der Aufschlag im Geäst hatte ihm die Waffe mit voller Wucht in die Seite gerammt und ihn fast gelähmt. Unter rasenden Schmerzen winkelte er den Arm an, packte das Gewehr und versuchte es herauszuziehen. Es ging nicht. Über ihm kreiste der Hubschrauber, um wieder in Schußposition zu kommen.
    Er zerrte mit aller Kraft an dem Gewehr und bekam es schließlich frei. Der Ast, auf dem er saß, schwankte gefährlich. Er verlor das Gleichgewicht. Die scharfe Borke kratzte ihm die Hüfte auf, und verzweifelt schlang er seinen Arm um den Ast über ihm. Der Ast knackte und bog sich, und Rambo hielt den Atem an. Wenn der Ast abbrach, würde er tief unten zwischen den Felsblöcken landen. Der Ast knackte nochmals, hielt aber, und Rambo holte tief Luft.
    Aber das Motorengeräusch des Hubschraubers klang

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