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Rambo

Rambo

Titel: Rambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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jetzt anders. Ruhiger. Gleichmäßiger. Der Pilot versuchte offensichtlich, ihn ruhig in der Luft zu halten. Rambo wußte nicht, ob sie ihn im Geäst sehen konnten, doch machte das keinen großen Unterschied. Die Baumkrone bot ein so kleines Ziel, daß sie ihn treffen mußten. Ihm blieb nicht die Zeit, sich einen stärkeren Ast zu suchen. Schon die nächste Kugel konnte ihn erledigen. In verzweifelter Hast schob er die Nadelzweige zur Seite, um die genaue Position des Hubschraubers feststellen zu können.
    Dort hing er und wirbelte die Luft auf. Genau ihm gegenüber. Nur ein paar Meter über ihm. Der Schütze streckte den Kopf aus dem offenen Fenster der Pilotenkanzel. Als er zum nächsten Schuß anlegte, konnte Rambo sein rundes Gesicht mit der großen Nase deutlich sehen. Ein Blick war alles, was er brauchte. Fast instinktiv legte er das Gewehr mit geübter Bewegung über den Ast vor ihm und zielte.
    Ein leichter Druck auf den Abzug. Treffer.
    In der Pilotenkanzel griff sich der Schütze an sein Gesicht. Er war schon tot, bevor er noch den Mund öffnen und schreien konnte. Der Pilot hielt den Hubschrauber noch einen Moment lang ruhig in der Luft, als sei nichts geschehen. Gleich darauf riß er seinen Sicherheitsgurt auf und ließ sich zu Boden fallen, den Steuerknüppel noch immer in der Hand.
    Rambo versuchte, ihn ins Visier zu bekommen. Zwar konnte er den Piloten nicht sehen, wußte jedoch ungefähr, wo er liegen mußte. Er zielte auf den Boden der Kanzel und war im Begriff zu feuern, als der Hubschrauber steil vor der Felswand aufstieg. Sein Vorderteil kam noch knapp über den oberen Felsrand, doch war sein Aufstiegswinkel so steil, daß er mit dem hinteren Teil auf der Klippe aufschlug. Rambo glaubte das Krachen von Metall zu hören, war sich aber nicht sicher. Der Hubschrauber schien eine Ewigkeit in der Luft zu hängen, doch dann überschlug er sich plötzlich nach rückwärts und prallte mit voller Wucht gegen den Felsen. In einem Gewirr von krachend abbrechenden Metallteilen und sich kreischend verbiegenden Luftschrauben stürzte er ab, und dann kam die Explosion. Mit ohrenbetäubendem Knall flammte ein Feuerball auf und erlosch gleich darauf. Die äußeren Äste des Baumes hatten Feuer gefangen. Der Gestank von Benzin und brennendem Fleisch stieg auf.
    Rambo setzte sich sofort in Bewegung und begann den Baum hinunterzuklettern. Das Geäst war so dicht, daß er um den ganzen Stamm kreisen mußte, bis er eine Öffnung fand, durch die er sich zwängen konnte. Das Bellen der Hunde klang jetzt lauter und bedrohlicher. Sie schienen die Barrikade bewältigt zu haben und sich auf dem Kamm der Klippe zu befinden. Der Felsblock, der die Öffnung versperrte, hätte sie eigentlich länger aufhalten müssen. Rambo konnte nicht begreifen, wie Teasle und seine Leute ihn so schnell bewältigt hatten. Er packte sein Gewehr und ließ sich am Baum hinuntergleiten, ohne auf die spitzen Nadeln zu achten, die ihm Hände und Gesicht zerstachen. Die Brust schmerzte ihn. Es fühlte sich an, als seien mehrere Rippen gebrochen oder angeknickt, aber das durfte ihn jetzt nicht aufhalten. Das Kläffen der Hunde kam immer näher. Er mußte schneller herunterkommen – rutschend, gleitend, sich windend. Sein Wollhemd, das er über dem anderen trug, verfing sich an einem Ast, und er mußte es losreißen. Schneller. Diese verdammten Hunde! Er mußte schneller machen.
    Weiter unten umgab ihn dicker schwarzer Rauch, der ihn zu ersticken drohte. Undeutlich konnte er durch den Rauch das brennende Wrack des Hubschraubers erkennen. Sechs Meter über dem Erdboden ging es nicht weiter. Keine Äste mehr. Der Baumstamm war zu dick, als daß er ihn hätte umfassen und heruntergleiten können. Er mußte springen. Es gab keine andere Möglichkeit. Von oben drang das Bellen der Hunde zu ihm. Er blickte auf die Steine und Felsblöcke unter sich und suchte sich eine Stelle aus, wo sich Erde, Treibsand und trockene, braune Kiefernadeln in einer Kuhle zwischen den Felsen angesammelt hatten. Rambo lächelte, ohne sich dessen bewußt zu werden. Genau das hatte man ihm bei seinem Fallschirmjägertraining beigebracht, als er wochenlang Übungssprünge vom Turm machen mußte. Das Gewehr in der einen, hängte er sich mit der anderen Hand an den untersten Ast und ließ sich fallen. Er kam genau an der Stelle auf, die er sich ausgesucht hatte. Er ging in die Knie, rollte sich korrekt über die Schulter ab und kam auf die Füße, wie er es tausendmal geübt hatte.

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