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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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herausgefordert.«
    »Indem sie den ersten Schritt tat? Sei nicht
altmodisch, geliebter Bruder! Iset, die Schöne, hat einfach befunden, du seist
nach ihrem Geschmack, das ist alles!«
    »Das steht einem jungen Mädchen doch nicht an…«
    »Und warum nicht? Wir leben in Ägypten, nicht unter
rückständigen Barbaren. Als Gattin empfehle ich sie dir nicht, aber…«
    »Schweig.«
    »Möchtest du nicht mehr erfahren über Iset, die
Schöne?«
    »Danke, liebe Schwester, mehr brauche ich nicht zu
wissen.«
    »Halte dich nicht zu lange in Memphis auf.«
    »Eine Warnung?«
    »Du bist hier niemand mehr; wenn du bleibst, wirst du
welken wie eine Blume, die niemand gießt. In der Provinz wird man dich achten.
Zähl nicht darauf, Iset, die Schöne, mitzunehmen. Sie mag keine Besiegten. Ich
habe mir sagen lassen, dein Bruder, der künftige König Ägyptens, sei ihren
Reizen nicht abgeneigt. Laß so schnell wie möglich von ihr ab, Ramses, sonst
könnten deinem unbedeutenden Leben große Gefahren drohen.«
    Es war kein Fest im landläufigen Sinne. Mehrere junge
Mädchen ausJen besten Familien hatten sich vorgenommen, unter
sachkundiger Anleitung ihre Begabung für den Tanz unter Beweis zu stellen.
Ramses war spät eingetroffen, da er am Festmahl nicht teilnehmen wollte; so
geriet er unbeabsichtigt in die erste Reihe der zahlreichen Zuschauer.
    Als Ort ihrer Darbietung hatten zwölf Tänzerinnen das
Ufer des großen Weihers gewählt, in dem weiße und blaue Lotosblüten prangten.
Der ganze Platz wurde erleuchtet von Fackeln, die in hohen Schäften steckten.
    Die jungen Frauen – Perlennetz über kurzem Hemd,
Perücke mitdrei Zopfreihen,
breite Halsketten und Lapislazuli-Armbänder vollführten unzüchtige Gebärden.
Geschmeidig neigten sie sich zu Boden, streckten sie die Arme unsichtbaren
Partnern entgegen, um sie zu umfangen. Jede Bewegung wurde voll ausgekostet , und jeder Zuschauer hielt den Atem an.
    Plötzlich warfen die Tänzerinnen Perücke, Hemd und
Perlennetz ab – die Haare waren hochgesteckt, die Brüste nackt, nur ein kurzer
Schurz bot spärliche Verhüllung, der rechte Fuß hämmerte auf den Boden, bis sie
plötzlich, alle gemeinsam, einen weiten, gestreckten Sprung rückwärts machten,
der laute Bewunderung fand.Anmutig neigten und wiegten sie sich und
vollführten noch weitere, nicht minder aufsehenerregende Kunststücke.
    Vier junge Frauen lösten sich aus der Gruppe, die
jetzt sang und im Takt klatschte. Die von einer altbekannten Weise beflügelten
Solistinnen stellten die vier Winde dar. Iset, die Schöne, verkörperte den
sanften Nordwind, der an glühendheißen Abenden alle Lebewesen aufatmen läßt.
Sie übertraf ihre Partnerinnen bei weitem und genoß es sichtlich, alle Blicke
auf sich zu lenken.
    Ramses vermochte sich ihrem Zauber nicht zu entziehen.
Ja, sie war großartig, und keine konnte es mit ihr aufnehmen. Sie setzte ihren
Körper ein wie ein Instrument, dem sie vertraute Melodien entlockte, und das
wirkte so gelöst, als betrachte sie sich selbst ohne jede Scham. Zum erstenmal
erblickte Ramses eine Frau, die in ihm den Wunsch weckte, sie in die Arme zu
schließen.
    Sobald der Tanz zu Ende war, löste er sich aus den
Reihen der Zuschauer und setzte sich abseits an eine Ecke des Eselpferchs.
    Iset, die Schöne, hatte es darauf abgesehen, ihn
herauszufordern. Da sie wußte, daß sie seinen Bruder heiraten würde, gab sie
ihm den Gnadenstoß, um ihm noch deutlicher zu machen, daß er ausgestoßen war.
Er, der von Großem geträumt hatte, mußte Demütigung um Demütigung hinnehmen.
Aus diesem Teufelskreis mußte er hinaus, er mußte die Dämonen abschütteln, die
sich ihm immer wieder in den Weg stellten. Die Provinz! Wenn es denn so sein
sollte! Dort würde er beweisen, was er wert war, in jeder Hinsicht. Wenn auch
das mißlang, würde er zu Setaou ziehen und sich den gefährlichsten Schlangen
stellen.
    »Sollte dich etwas bedrücken?«
    Lautlos hatte Iset, die Schöne, sich ihm genähert. Sie
lächelte ihn an.
    »Nein, ich habe nachgedacht.«
    »Wohl völlig in Gedanken versunken? Alle Gäste sind
fort, meine Eltern und ihre Dienerschaft schlafen.«
    Ramses war nicht bewußt geworden, wie die Zeit
verstrichen war, beleidigt erhob er sich.
    »Verzeih mir, ich verlasse dein Reich unverzüglich.«
    »Hat dir eine Frau schon einmal gesagt, daß du schön
und verführerisch bist?«
    Das gelöste Haar, die bloßen Brüste, dieses
verwirrende Funkeln in den Augen… Sie verstellte ihm den Weg.
    »Bist du

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