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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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nicht mit meinem Bruder verlobt?«
    »Begnügt sich ein Königssohn mit Gerüchten? Ich liebe,
wen ich will, und deinen Bruder hebe ich nicht. Dich begehre ich, hier und
jetzt.«
    »Königssohn… Bin ich es noch?«
    »Liebe mich.«
    Gemeinsam lösten sie den verknoteten Schurz.
    »Ich vergöttere die Schönheit, Ramses, und du bist die
Verkörperung der Schönheit.«
    Die Hände des Prinzen liebkosten die junge Frau und
nahmen sie gefangen. Er wollte geben und nichts nehmen, seiner Geliebten das
Feuer darbieten, das von seinem Wesen Besitz ergriffen hatte. Besiegt gab sie
sich hin. Mit unglaublich sicherem Instinkt entdeckte Ramses die geheimen Orte
seiner Lust und verzögerte trotz seiner Feurigkeit zärtlich die Erfüllung.
    Sie war unberührt wie er. In der Süße der Nacht boten
sie sich einander dar, trunken von einem Verlangen, das stets von neuem
aufwallte.
     
    SIEBEN
     
     
    WÄCHTER HATTE HUNGER. Entschlossen leckte der
goldgelbe Hund seinem Herrn, der wirklich zu lange schlief, übers Gesicht.
Ramses fuhr hoch, noch in einem Traum befangen, in dem er den liebenden Körper
einer Frau an sich preßte, deren Brüste süßen Äpfeln glichen, deren Lippen so
zart wie Zuckerrohr und deren Beine so geschmeidig wie Kletterpflanzen waren.
    Ein Traum? Nein, es war kein Traum! Es gab sie
wirklich, Iset hieß sie, die Schöne, sie hatte sich ihm hingegeben und ihn die
Lust entdecken lassen.
    Wächter, dem die Erinnerungen des Prinzen nichts
sagten, bellte mehrmals ungeduldig. Ramses begriff endlich und begleitete den
Hund in die Palastküchen, wo er gierig das Futter verschlang. Sobald der Napf
geleert war, machten sie sich auf in Richtung Stallungen.
    Dort standen herrliche Pferde, die sorgfältig
gepflegt, geschniegelt und gestriegelt wurden. Wächter war argwöhnisch
gegenüber diesen hochtrabenden Vierbeinern, die völlig unvorhersehbar reagieren
konnten. Lieber hielt er sich vorsichtig hinter seinem Herrn.
    Ein paar Stallburschen spotteten über einen Lehrling,
der mit großer Mühe einen strohgeflochtenen Tragkorb voller Pferdeäpfel
schleppte. Einer stellte ihm ein Bein, so daß der Unglückliche den Korb fallen
ließ und der Inhalt ihm vor die Füße rollte.
    »Aufsammeln«, befahl der Henkersknecht, ein
Fünfzigjähriger mit bulligem Gesicht.
    Der Unglücksrabe wandte sich um, und da erkannte ihn
Ramses.
    »Ameni!«
    Der Prinz sprang ihm bei, versetzte dem Stallknecht
einen Hieb mit dem Ellbogen und half seinem Freund, der an allen Gliedern
zitterte, auf.
    »Was machst du denn hier?«
    Der verstörte junge Mann stammelte etwas
Unverständliches. Eine rachsüchtige Hand legte sich auf Ramses’ Schulter.
    »Hör mal, du… Wer bist du, daß du dir erlaubst, uns
ins Handwerk zu pfuschen?«
    Ein Ellbogenhieb in den Brustkasten, und der
Fragesteller flog auf den Rücken. Wutschnaubend wegen dieser Erniedrigung, rief
er mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Kameraden herbei.
    »Die wollen wir mal etwas Anstand lehren, diese beiden
frechen Bengel…«
    Der goldgelbe Hund bellte und bleckte die Zähne.
    »Lauf«, befahl Ramses Ameni.
    Der Schreiber war unfähig, sich zu rühren.
    Einer gegen sechs, das konnte Ramses nicht schaffen.
Doch solange die Burschen davon überzeugt waren, hatte er eine winzige Chance,
diesem Wespennest zu entkommen. Der kräftigste stürzte sich auf ihn, seine
Faust stieß ins Leere, und bevor er begriff, wie ihm geschah, wurde er in die
Luft geworfen und knallte auf den Rücken. Zweien seiner Verbündeten erging es
ebenso.
    Ramses war froh, daß er sich im Kampfsportunterricht
stets so eifrig und gewissenhaft gestählt hatte. Diese Kerle wußten nicht zu
kämpfen, da sie nur rohe Gewalt kannten und zu schnell siegen wollten. Wächter
kämpfte mit ihm, er biß den vierten in die Wade, sprang aber sogleich zur
Seite, um nicht noch einen Hieb abzubekommen. Ameni hatte die Augen
geschlossen, Tränen quollen aus ihnen hervor.
    Zögernd rotteten die Stallburschen sich erneut
zusammen. Nur ein Adelssprößling konnte diese Griffe kennen.
    »Woher kommst du?«
    »Solltet ihr Angst haben, sechs gegen einen?«
    Der Wildeste schwenkte hohnlachend ein Messer.
    »Du bist von schöner Gestalt, aber ein Unfall wird
dich entstellen.«
    Ramses hatte nie gegen einen Bewaffneten gekämpft.
    »Ein Unfall, im Beisein von Zeugen… Sogar der Kleine
da wird sich auf unsere Seite schlagen, um seine Haut zu retten.«
    Der Prinz ließ das Messer mit der kurzen Klinge nicht
aus den Augen. Bedrohlich umkreiste der

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