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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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bevorstehenden, großen Fest teilnehmen konnte; sein Sohn Kha, der Oberpriester des Ptah, seine Tochter Merit-Amun, die Musikantin, und sein jüngster Sohn, Merenptah; seine getreuen Freunde Ameni und Acha, mit deren Hilfe er ein glückliches Königreich hatte aufbauen können; der Oberste Verwalter der Felder und Haine, Nedjem, und Serramanna, seine redlichen Diener. Nur Setaou und Lotos fehlten, die von Abu Simbel kommen mußten und deshalb erst in Theben zu ihnen stoßen würden. Und es fehlte Moses… Moses, der sich von Ägypten losgesagt hatte.
    An der Anlegestelle empfing der Oberpriester von Karnak persönlich das Königspaar. Dieses Mal war Nebou wirklich von seinem Alter gezeichnet. Gebeugt, von Gliederschmerzen geplagt, die Hand um seinen Stock geklammert, konnte er sich nur noch mit Mühe fortbewegen. Die Stimme war stockend geworden, nur die Sehkraft und der Sinn für die Machtbefugnisse seines Amtes waren ungebrochen geblieben.
    Der König und der Oberpriester umarmten einander.

    «Ich habe mein Versprechen gehalten, Majestät. Dank des Eifers von Bakhen und seiner Handwerker ist dein Tempel für die Ewigkeit vollendet. Die Götter haben mir das Glück beschert, dieses Meisterwerk, in dem sie wohnen werden, noch zu schauen.»
    «Und ich werde mein Versprechen halten, Nebou. Wir werden gemeinsam auf das Dach des Tempels steigen und auf das Heiligtum, seine Nebengebäude und den Palast blicken.»

    Überglücklich bewunderte das Herrscherpaar die ganze Pracht: den mit Szenen aus der Schlacht bei Kadesch verzierten riesigen Pylonen, den großen ersten Innenhof, an dessen Pfeilern der König als Osiris dargestellt war, die fünfunddreißig Ellen hohe Kolossalstatue des auf seinem Thron sitzenden Pharaos, einen zweiten Pylonen, auf dem das Ritual der Ernte zu sehen war, die sechzig Ellen tiefe und achtzig Ellen breite Säulenhalle, das Alier-heiligste, dessen Reliefs von den Mysterien des täglichen Kultes kündeten, den aus Stein gemeißelten großen Baum, der den Fortbestand des Pharaonentums symbolisierte…
    Die Feierlichkeiten der Einweihung des Tempels der Millionen Jahre währten mehrere Wochen. Für Ramses bedeutete das Ritual, mit dem die seinem Vater und seiner Mutter gewidmete Kapelle zum Leben erweckt wurde, den Höhepunkt. Der Herrscher und seine Gemahlin würden die magischen Worte sprechen, die in langen Reihen von Hieroglyphen für immer in den Stein gemeißelt waren.
    Als der Pharao sich am Tage dieser Zeremonie in seinem Morgengemach gerade fertig angekleidet hatte, tauchte Ameni auf. Ihm stand blankes Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
    «Deine Mutter… deine Mutter schickt nach dir.»

    Mit halbgeschlossenen Augen lag Sethos’ Witwe auf dem Rücken. Der König kniete nieder und küßte ihre Hände.
    «Bist du zu müde, um an der Einweihung deiner Kapelle teilzunehmen?»
    «Es ist nicht mehr die Müdigkeit, die mich überwältigt, sondern der nahende Tod.»
    «Wir drängen ihn gemeinsam zurück.»
    «Ich habe nicht mehr die Kraft dazu, Ramses… Und weshalb sollte ich mich gegen ihn auflehnen? Die Stunde ist gekommen, da ich wieder mit Sethos vereint werde, und das ist ein glücklicher Augenblick.»
    «Bist du so herzlos, Ägypten im Stich zu lassen?»
    «Das Königspaar herrscht, es folgt dem rechten Weg… Ich weiß, daß die nächste Überschwemmung segensreich sein wird und daß im Lande Gerechtigkeit waltet. Dank des Friedens, den ihr beide, Nefertari und du, geschaffen habt und bewahren werdet, kann ich heiteren Sinns Abschied nehmen, mein Sohn.
    Wie schön ist ein friedliches Land, in dem die Kinder spielen, in dem die Herden von den Weiden zurückkehren, indes die Hirten ein Lied trällern, in dem die Menschen einander achten und wissen, daß der Pharao sie beschützt… Erhalte dieses Glück, Ramses, und gib es an deinen Nachfolger weiter.»
    Tuja zitterte nicht vor der letzten Prüfung. Sie blieb stolz und beherrscht, und ihr ruhiger Blick war bereits auf die Ewigkeit gerichtet.
    «Liebe Ägypten mit deinem ganzen Wesen, Ramses, daß keine menschliche Empfindung diese Liebe übertreffen und keine noch so grausame Prüfung dich von deinen Pflichten als Pharao abbringen möge.»
    Tujas Hand drückte die ihres Sohnes.
    «Wünsche mir, König von Ägypten, daß ich das Feld der Opfergaben, das Land der Glückseligkeit erreiche, wünsche mir, daß ich für immer in diese herrlichen Gefilde aus Wasser und Licht eingehe und dort gemeinsam mit unseren Vorfahren und mit Sethos

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