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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Einführung in die Magie verfrüht?»
    erkundigte sich die Nubierin mit bezauberndem Lächeln.
    «Ja, ja, das ist es», antwortete Nedjem.
    «Diese Bedenken ehren dich, deine Befürchtungen sind indes unbegründet.»
    «Ein Kind, noch so jung, und eine so vielschichtige Wissenschaft, eine so gefährliche…»
    «Der Pharao hat uns befohlen, seinen Sohn zu schützen. Dazu bedarf es der Mitarbeit von Kha.»
    Der Oberste Verwalter der Felder und Haine erbleichte.
    «Zu schützen… Vor welcher Gefahr?»
    «Ißt du gern gesäuertes Rindfleisch?» fragte Lotos.
    «Ja, gewiß!»
    «Das bereite ich besonders gut zu. Erweist du uns die Ehre, unser Mahl zu teilen?»
    «Ich möchte mich nicht aufdrängen…»
    «Das hast du bereits getan», befand Setaou. «Kha ist kein kleines, zerbrechliches Ding, er ist Ramses’ erstgeborener Sohn. Mit einem Anschlag auf ihn erhofft man sich, das Königspaar und das ganze Land zu schwächen. Um die gegen ihn ausgesandten schlechten Einflüsse abzuwehren, errichten wir einen magischen Schutzwall um Kha. Das erfordert große Sorgfalt, es wird schwierig werden, und manches bleibt dem Zufall unterworfen. Jeder, der ihm wohlwill, ist uns also willkommen.»

    ZWANZIG

    DIE SCHMALE STRASSE, die durch das Hebräerviertel führte, war mit einem von Balken getragenen Binsengeflecht überspannt, das die Menschen vor der sengenden Sonne schützte. Frauen saßen schwatzend vor ihren Haustüren. Als der Wasserträger des Weges kam, stillten sie ihren Durst, ehe sie wieder ihre endlosen Gespräche aufnahmen. Ab und zu mischten sich auch Handwerker ein, die sich einen Augenblick der Ruhe gönnten, und Ziegelmacher, die von den Baustätten zurückkehrten.
    Eine einzige Frage beschäftigte die Gemüter: Welches Ende würde das Gerichtsverfahren gegen Moses nehmen? Manche meinten, er werde gewiß zum Tode verurteilt, andere vermuteten eine milde Gefängnisstrafe. Einige aufrührerisch Gesinnte rieten zu einem Aufstand, doch die meisten waren geneigt, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen. Wer wollte es schon wagen, sich der Armee und den Ordnungskräften des Pharaos zu widersetzen? Und schließlich bekam Moses nur, was er verdiente. Hatte er nicht einen Menschen getötet?
    Niemand entrüstete sich darüber, daß das Gesetz unerbittlich angewandt wurde, auch wenn Moses allgemein noch sehr beliebt war. Wer erinnerte sich nicht daran, wie er sich für die Ziegelmacher und für die Verbesserung ihrer Lage eingesetzt hatte? Viele wünschten sich sogar, er würde wieder Baumeister werden und sich von neuem ihrer Sorgen annehmen.
    Aaron teilte die weitverbreitete Auffassung, daß Moses das Schlimmste zu befürchten habe. Gewiß, sein Schicksal lag in Jahwes Hand, doch die ägyptische Gerichtsbarkeit ließ Verbrechern gegenüber keine Milde walten. Hätte Abner sich bereit erklärt, vor dem Wesir zu erscheinen, wäre die Anklage bestimmt fallengelassen worden. Der Ziegelmacher beteuerte indes mit allem Nachdruck, daß Moses lüge. Deshalb weigerte er sich, vor dem Ende des Verfahrens seinen Schlupfwinkel zu verlassen. Da Aaron ihm nichts vorzuwerfen hatte, konnte er den Ältesten seines Stammes auch nicht bitten, auf Abners Zeugenaussage zu bestehen.
    Als Aaron durch die schmale Straße ging, fiel ihm ein Bettler auf. Mit einer Kapuze auf dem Kopf und angezogenen Beinen hockte er zusammengesunken vor einer Mauer und knabberte an den Brotstücken, die ihm die Vorübergehenden zuwarfen.
    Am ersten Tag machte sich Aaron keine Gedanken über den Unglücklichen, am zweiten Tag gab er ihm selbst zu essen, und am dritten Tag setzte er sich zu ihm.
    «Hast du keine Familie?»
    «Jetzt nicht mehr.»
    «Warst du verheiratet?»
    «Ja, aber meine Frau ist tot, und meine Kinder sind fortgezogen.»
    «Welch hartes Los ist dir widerfahren?»
    «Ich war Getreidehändler, ich hatte ein schönes Haus, ich führte ein friedliches Leben… Doch dann habe ich einen schweren Fehler begangen und meine Frau betrogen.»
    «Gott hat dich dafür bestraft.»
    «Du hast schon recht, aber es war nicht Er, der mich ins Verderben stürzte. Ein Mann hat meine Liebschaft entdeckt und mich erpreßt, der hat mich an den Bettelstab gebracht und meine Ehe zerstört. Meine Frau ist vor Gram gestorben.»
    «Der muß ein Ungeheuer gewesen sein.»
    «Ein Ungeheuer, das noch immer wütet und Unheil verbreitet… Jetzt müssen andere unter seiner Grausamkeit leiden.»

    «Wie ist sein Name?»
    «Ich schäme mich, ihn auszusprechen.»
    «Weshalb?»
    «Weil

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