Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
Sumpflandschaft flatterten?
    Dennoch verweilte Setaous Blick für kurze Zeit auf dem gemalten Bildnis einer jungen, vor einem Rosenstrauch in Andacht versunkenen Frau, deren Züge große Ähnlichkeit mit denen der Königin aufwiesen. Die Friese aus Lotos, Mohnblüten, Margeriten und Kornblumen spiegelten eine friedliche und fröhliche Welt wider.
    Das Gemurmel der hohen Beamten, königlichen Schreiber, Bewahrer der Geheimnisse, Priester und Priesterinnen, der Hofdamen und aller übrigen bedeutenden Persönlichkeiten verstummte, als Ramses und Nefertari auf dem Thron Platz nahmen. Die unvergleichliche Erscheinung des Königs strahlte Macht aus. Die Doppelkrone, das Symbol für seine Herrschaft über Ober- und Unterägypten, auf dem Haupt und mit einem weißen Gewand über einem golddurchwirkten Schurz bekleidet, hielt Ramses das Zepter «Magie» in der Rechten, diesen Hirtenstab, der ihm dazu diente, die Einheit seines Volkes zu bewahren.
    Nefertari verkörperte die Anmut, Ramses die Macht. Jeder der Anwesenden spürte die tiefe Liebe, die das Königspaar verband und ihm einen Hauch von Ewigkeit verlieh.
    Der Ritualpriester las eine Hymne an Amun vor, mit der er die Gegenwärtigkeit des verborgenen Gottes in jedweder Form des Lebens rühmte. Dann ergriff Ramses das Wort.
    «Um die in Umlauf befindlichen Gerüchte zu zerstreuen, werde ich euch nun kundtun, was ich zum Wohle unseres Landes beschlossen habe. Diese Entscheidungen, die das Ergebnis reiflicher Überlegungen sind, habe ich gemeinsam mit der Großen Königsgemahlin getroffen.»
    Mehrere Schreiber schickten sich an, die Worte des Herrschers auf ihren Tontafeln festzuhalten, denn sie kamen unverzüglich in Kraft tretenden Erlassen gleich.
    «Ich habe beschlossen, die Grenze im Nordosten Ägyptens besser zu sichern, dort neue Festungen zu errichten und alte Mauern verstärken zu lassen, die Garnisonen auszubauen und den Sold ihrer Truppen zu erhöhen. Die Mauer des Königs muß unüberwindlich werden und das Delta vor jedwedem Überfall schützen. Schon morgen werden Steinhauer und Ziegelmacher aufbrechen, um die erforderlichen Arbeiten in Angriff zu nehmen.»
    Ein bejahrter Höfling bat um das Wort.
    «Majestät, wird die Mauer des Königs ausreichen, um die hethitischen Horden abzuhalten?»
    «Sie allein vermag das nicht, denn sie ist nur der letzte Schutzwall, nur eine der Vorkehrungen, die wir zu unserer Verteidigung treffen. Dank des jüngsten Einschreitens unserer Armee, die den Gegenangriff der Hethiter abgewehrt hat, konnten wir unsere Schutzgebiete zurückerobern. Zwischen uns und dem Feind liegen Kanaan, Amurru und Südsyrien.»
    «Haben uns die Fürsten dieser Provinzen nicht schon oft verraten?»
    «Ja, das stimmt. Deshalb vertraue ich die Aufsicht über die Verwaltung und die Truppen in dieser Pufferzone Acha an, dem ich dazu in dieser Region außerordentliche Befugnisse einräume. Ich erteile ihm den Auftrag, in diesen Landstrichen unsere Oberhoheit aufrechtzuerhalten, die dort herrschenden Fürsten zu überwachen, einen zuverlässigen
    Kundschafterdienst zu schaffen und eine Elitetruppe aufzustellen, die imstande sein wird, einem hethitischen Angriff Einhalt zu gebieten.»
    Acha ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, obwohl alle Blicke auf ihn gerichtet waren – die einen voller Bewunderung, die anderen voller Neid. Der Oberste Gesandte war damit zu einem der wichtigsten Männer im Lande geworden.
    «Ferner habe ich beschlossen, gemeinsam mit der Königin eine lange Reise anzutreten», fuhr Ramses fort. «Während meiner Abwesenheit wird Ameni die Staatsgeschäfte führen und jeden Tag den Rat meiner Mutter, Tuja, einholen. Wir werden durch Boten in Verbindung bleiben, und es wird kein Erlaß ohne mein Einverständnis herausgegeben werden.»

    Die Höflinge waren sprachlos. Daß Ameni, der sich stets gern im Hintergrund hielt, weitreichende Vollmachten zugestanden wurden, überraschte niemanden, aber weshalb verließ das Königspaar in so schicksalsschwerer Zeit Pi-Ramses?
    Der Zeremonienmeister wagte die Frage zu stellen, die allen auf den Lippen schwebte.
    «Majestät, bist du bereit, uns den Anlaß für deine Reise zu enthüllen?»
    «Es gilt, die heiligen Grundfesten Ägyptens zu stärken. Die Königin und ich werden zunächst Theben aufsuchen, um uns vom Fortgang der Bauarbeiten an meinem Tempel für die Ewigkeit zu überzeugen, und dann unsere Fahrt gen Süden fortsetzen.»
    «Bis Nubien?»
    «So ist es.»
    «Vergib mir, Majestät… Aber

Weitere Kostenlose Bücher