Ranch des Schicksals (3-teilige Serie)
einen guten Bereiter, wie sie es war, von einem echten Pferdetrainer unterschied.
Mehr als ihre Zukunftspläne interessierten sie im Moment allerdings die Motive, die sich ihr boten. Sie stieg von der Tribüne und schlenderte zum Ausgang, wobei ihr zwei rassige Pferde mit goldfarbenem Fell und weißer Mähne auffielen, die sich über den Zaun hinweg beschnupperten. Skyler war kein Rodeofan, aber Pferde und Reiter gehörten zu ihren Lieblingsmotiven. Noch war das Fotografieren nur eine Freizeitbeschäftigung, und es war höchste Zeit, dass sie mit wenigstens einem ihrer Hobbys etwas Geld verdiente.
„Geschäft oder Vergnügen?“
Skyler drehte sich zu der tiefen, melodischen Stimme um und sah direkt in zwei goldbraune ausdrucksvolle Augen. Der Blick, der sie daraus traf, war unerwartet offen und gewinnend, ganz nah und privat, aber keineswegs aufdringlich. Da bist du ja , sagte ihr Herz. „Wie bitte?“, sagte ihr Mund.
„Sie haben mich fotografiert.“ Es klang belustigt und kein bisschen verunsichert. „Sind Sie Profi oder Fan?“
Sie wartete, bis ihr Verstand wieder die Kontrolle übernahm und die Hormone sich ihm widerwillig unterordneten.
„Ich kenne Sie zwar nicht, aber ich erkenne Pferdeverstand, wenn er mir begegnet. Sie haben offenbar eine Menge davon, und ich mache gern Fotos.“ Sie lächelte. Sein Gesicht passte zum Rest des Körpers. Es war lang, schmal, gepflegt, ideal für eine Nahaufnahme. „Ich hätte nichts dagegen, dafür bezahlt zu werden, aber im Moment ist es leider nur ein Hobby.“
„Bilder von … Pferdeverstand zu schießen.“
Skyler schaltete die Kamera ein, drückte auf einen Knopf und hielt ihm das Display hin. „Wollen Sie mal sehen?“
Er klickte sich durch ihre Fotos. „Sie haben einen guten Zoom. Schauen Sie sich das hier mal an.“ Er stellte sich neben sie und zeigte ihr, was er meinte. „Man erkennt sogar, wo ich mich heute Morgen beim Rasieren geschnitten habe.“
„Ich sehe nichts.“
„Zum Glück hat es nur mein Gesicht erwischt. Der Pferdeverstand ist unbeschädigt.“
„Das ist ein wertvolles Talent.“ Sie zeigte auf die Aufnahme. Beeindruckender Cowboy auf imposantem Pferd. „Interessieren Sie sich für das Pferd?“
„Vielleicht kaufe ich es sogar.“ Nachdenklich betrachtete er das Foto. „Wenn der Preis stimmt. Der jetzige Besitzer setzt es falsch ein. Es ist klein und schnell. Viel zu schade fürs Kälberfangen.“ Ihre Finger berührten sich, als er ihr die Kamera zurückgab. Skyler schluckte eine Entschuldigung herunter. Und eine nicht besonders originelle Bemerkung über kalte Hände. Auch sein Blick war voller Wärme. „Bei seiner Wendigkeit und Spurtstärke wäre es ideal für den Rindertrieb.“
„Sie sind Trainer?“ Natürlich.
„Ich bin Wildpferdreiter.“ Er schob die Daumen in die Hosentaschen. „Kommen Sie heute Abend zur Show?“
„Ich habe mich noch nicht entschieden.“ Sie wollte sich am Nachmittag die Ropers ansehen. Das war genug Rodeo für einen Tag. Jedenfalls hatte sie das bis gerade eben gedacht.
„Sie würden ein paar gute Fotos bekommen.“
„Meine Aufnahmen wären nichts für die Rodeo Sports News . Und Ritte, die nur acht Sekunden dauern, interessieren mich nun wirklich nicht.“
„Nur?“ Er lachte. „Das sind acht verdammt lange Sekunden, glauben Sie mir. Wenn jede einzelne Sekunde zählt, weiß man, dass man lebt. Wie viele würden Sie durchhalten?“
„Ich fühle mich auf einem Pferderücken auch so schon lebendig genug. Ich könnte den ganzen Tag im Sattel sitzen.“
Er nickte lächelnd. „Es wird behauptet, dass die Zeit stillsteht, wenn sich die richtige Paarung findet. Glauben Sie das auch?“
„Ich glaube, Sie stellen sich unter der richtigen Paarung etwas anderes vor.“
„Wonach suchen Sie denn?“
„Nach einem guten Pferd.“
„Ich auch. Wir satteln sie nur anders auf, aber wir reiten beide.“ Er zögerte höchstens eine Sekunde. „Übrigens, falls Sie Durst haben, kenne ich eine gute Tränke, in der es um diese Tageszeit vermutlich ruhig zugeht. Die erste Runde übernehme ich.“
„Das ist ein äußerst verlockendes Angebot, aber ich muss …“ Nein, eigentlich musste sie gar nicht. Sie hatte in Sheridan, Wyoming, nichts Besonderes vor. Sie kam immer allein her, damit sie sich das Kälberfangen ansehen und anschließend wieder nach Hause fahren konnte, wo es immer reichlich zu tun gab. „Treten Sie heute Abend beim Rodeo an?“ Er nickte. „In welchem
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