Ranch des Schicksals (3-teilige Serie)
aufgewachsen. Aber man hatte ihm auch beigebracht, hinter sich aufzuräumen. Als Kind hatte er mit seinem Bruder ein kleines Zimmer nach dem anderen bewohnt. Und noch kleinere Betten.
Leider hatte Ethan sich nie an die Regeln gehalten. Seitdem wohnte Trace nur noch mit Leuten zusammen, die im Bad kein Chaos anrichteten. Die einzige Ausnahme galt für seinen Bruder. Jetzt brauchte Ethan bloß noch aufzutauchen.
Genau wie die Frau mit der Kamera. Die war in Traces Bad jederzeit willkommen. Er hatte nicht erwartet, dass sie seine Freikarte nutzte, aber er wusste, dass sie mit dem Gedanken gespielt hatte. Sie hatte in ihm mehr als ein interessantes Fotomotiv gesehen.
Jetzt fragte er sich, wo er sie finden konnte. Wohin ging jemand wie sie, wenn sie sich amüsieren wollte. Sollte er sie suchen? Eine Frau, die wie ein Orangenbaum in einem Pferdestall roch? Ziemlich riskant.
Auf dem Weg zur Hotelbar und einem flüssigen Schmerzmittel begegnete er Mike Quinn. Er hätte schwören können, dass der Kalbfänger zu jung war, um dort bedient zu werden. Doch dessen Führerschein bewies, dass er volljährig war. Wenn auch erst seit Kurzem. Trace hatte gerade Mikes Rodeopferd ausgebildet, ein Nebenjob, der immer profitabler wurde.
„Ich bin dir einen Drink schuldig“, sagte Mike, als er ein Bündel Banknoten auf den Tresen knallte. „Elf-zwei, Mann, so schnell war ich noch nie in diesem Sommer. Das Pferd ist wie ausgewechselt. Lenkt sich großartig.“
„Dafür hast du mich bezahlt.“
Trace machte einer Lady Platz, die sich auf einen Hocker setzen wollte. Er brauchte heute Abend keinen, denn mehr als einen Drink in einem schicken Hotel konnte er sich nicht leisten. Das Rodeo war in der Stadt, und die richtige Party fand am bescheideneren Ende der Main Street statt, auf der anderen Seite der Straße. Vorausgesetzt, sein Schädel hörte vorher auf zu dröhnen.
„Ich weiß, was du denkst“, begann Mike leise und wirkte plötzlich verlegen. „Das Pferd hat gute Arbeit geleistet, aber der Reiter war zu langsam.“
Trace zuckte mit den Schultern. „Du hast bei der Auslosung ein großes Kalb gezogen.“
„Und es gefangen. Aber verdammt noch mal, die Viecher werden immer störrischer. Leider hat es eine Weile gedauert, bis ich es im Griff hatte. Jetzt, da du mein Pferd fit gemacht hast, werde ich mir auch einen persönlichen Trainer zulegen müssen. Du hast nicht zufällig …“
„Ich arbeite nur mit Pferden. Cowboys sind mir zu launisch.“ Und sie nannten Kälber nicht mehr Viecher . Es war höchste Zeit, dass Mike seinen iPod mit ein paar aktuelleren Songs bestückte.
„Der hier nicht. Egal, ob ich gewinne oder verliere, ich feiere immer.“ Mike legte Trace eine Hand auf die lädierte Schulter. Der Junge hatte noch viel zu lernen, bevor er sich Cowboy nennen durfte. „Was immer du heute Abend trinkst, es geht auf mich. Frank Taggert ist hier. Und Earl Kessler auch. Kennst du Earl?“
„Nein.“
„Earl hat eine große Ranch drüben am Powder River. Ich gehöre zu einem Team, das sich bei ihm trifft und mit seinen Rindern trainiert. Schau doch mal vorbei. Wir kommen von überallher, einer sogar aus Casper.“
„Mannschaftssport habe ich seit der Highschool nicht mehr gemacht.“ Und er war ganz und gar nicht daran interessiert, hundert Meilen oder mehr zu fahren, um Cowboy zu spielen. Nicht, dass er etwas gegen Teamsport hatte. Er hatte schon einige Pferde trainiert, die bei Mannschaftswettbewerben mitmachten.
„Earls Ranch liegt zentral und ist leicht zu erreichen. Und er nimmt nichts dafür, dass wir mit seinen Rindern arbeiten. Außerdem wirft er jedes Mal den Grill an und spendiert eiskaltes Bier. Ich habe ihm für heute Abend eine Verabredung zum Essen organisiert.“ Mike lachte. „Mit meiner Mutter. Stark, was?“
Trace nahm den Blick von seinem Drink. Kam noch etwas? Irgendein dummer Spruch, zum Beispiel? Der Junge hatte einen eigenartigen Humor.
„Mein Dad ist seit einem Jahr tot. Zeit, dass sie wieder aufblüht.“
Trace erinnerte sich daran, wie er sich einen neuen Vater gewünscht hatte. Nicht, dass er den Alten vermisst hatte, wer auch immer der Mann war. Aber mit zehn hatte er sich vorgestellt, dass es seiner Mutter guttun würde, endlich mal jemanden zu haben, der bei ihr blieb. Einen besseren als Logan Wolf Track hätte er sich nicht wünschen können. Denn der war sogar bei ihm und seinem Bruder geblieben, nachdem ihre Mutter sie alle verlassen hatte.
Trace nickte anerkennend. Dass
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