Ranch des Schicksals (3-teilige Serie)
doppelt so alt war sie, und hatte hart daran gearbeitet, ihre jugendliche Unbekümmertheit abzuwerfen. Nach fünfzehn Jahren als Tony Quinns Ehefrau und einem Jahr als seine Witwe hatte sie sich eine gewisse Würde angeeignet. Und diese Würde war alles, was ihr noch geblieben war. Sie war zu alt, um sich von einem Mann den Kopf verdrehen zu lassen.
Erst recht nicht von einem, der sein Geld auf so halsbrecherische Weise verdiente. Sie hielt jedes Mal den Atem an, sobald er auf einem schnaubenden Wildpferd saß, brachte es jedoch nicht fertig, die Augen zu schließen, wenn das Tier in die Arena stürmte und sich unter ihm aufbäumte. Es faszinierte sie immer wieder, wie geschickt und geschmeidig er sich oben hielt, bis der erlösende Pfiff ertönte.
Dann sprang er ab, landete auf den Füßen, winkte dem jubelnden Publikum zu und kehrte dorthin zurück, wo sie auf ihn wartete. Direkt neben den Startboxen und einem Banner, das für Wrangler Jeans warb.
Er schwang sich über das Geländer, streckte beide Arme nach ihr aus, und sie schmiegte sich an ihn und gab ihm den Kuss, den er sich verdient hatte, während die Umstehenden „Bravo, Trace!“ riefen und ihm auf die Schulter klopften, bis er das Gesicht verzog und etwas von „alten Knochen“ murmelte.
Sie hakte sich bei ihm ein. „Alles okay?“, fragte sie besorgt.
„Ja, ja. Nur mein Knie streikt mal wieder.“ Seine Sporen klirrten, als sie um eine Ecke bogen und einen Gang zwischen zwei Pferchen erreichten. Er löste die Riemen an seinen Beinschützern und nahm sie ab.
„Kann ich dir helfen?“
„Danke.“ Er reichte sie ihr, hielt sich am Geländer fest und drückte das Knie durch. „Ich sollte langsam anfangen, aufs Pick-up-Pferd zu steigen, anstatt einen fliegenden Abgang zu machen.“ Er lächelte verlegen. „Ich schwöre bei Gott, das war das letzte Mal!“
„Es sah toll aus“, schwärmte sie. „Kannst du gehen?“
„Ja, sicher.“ Er legte den Arm um ihre Schultern und schonte das verletzte Knie, als sie sich wieder in Bewegung setzten. „Die Zuschauer sehen nur die acht Sekunden auf dem Mustang, aber nicht die acht Stunden danach.“
„Schwillt es nicht an?“
„Nicht sehr. Ich habe es vorher so fest wie möglich bandagiert. Hast du gute Fotos gemacht?“, fragte er, als sie den Bereich der Arena verließen.
„Ich … Nein, die Kamera habe ich ganz vergessen.“ Sie hob die Beinschützer an. Die Umhängetasche war noch da.
„Wo denn?“
„Ich habe sie dabei, aber ich habe so gebannt zugesehen, dass ich gar nicht mehr ans Fotografieren gedacht habe.“ Er nahm ihr die Beinschützer ab, und sie lächelte verlegen. „Unglaublich.“
„Dass du so konzentriert zuschauen kannst?“
„Dass ein solcher Wahnsinnsritt bei dir so mühelos wirkt. Deine Kollegen sehen aus, als würden sie um ihr Leben kämpfen, aber du lachst sogar. Man könnte meinen, es macht dir Spaß.“
„Wenn ich richtig in Form bin, tut es das auch. Es ist eine gute Saison. Ich habe mir seit Monaten nichts mehr gebrochen.“
„Du hast neunzig Punkte. Meinst du, du gewinnst?“
„Ich kann gar nicht verlieren.“ Er warf sich die Beinschützer über die Schulter. „Schließlich habe ich Geburtstag.“
„Ich lade dich zum Essen ein.“
„Abgemacht. Ich möchte einen Corn Dog und ein Eis.“
„Ich würde dir gern etwas Besonderes spendieren.“
„Genau. Einen Bummel über den Jahrmarkt.“ Er strahlte sie an. „Heute darf ich mir etwas wünschen! Du gibst mir einen Corn Dog aus, und ich spendiere dir eine Fahrt mit dem Riesenrad.“
Skyler schaute nach oben. Aus der Nähe sah das Riesenrad noch höher aus. Die roten Gondeln schaukelten gemächlich, und die bunten Glühlampen an den Sprossen funkelten vor dem Abendhimmel. Vor so einem Karussell hatte sie schon lange nicht mehr gestanden. Mike hatte sie einmal zu einer Schlange geschleift wie der, in der sie jetzt wartete, und ihr zwei Karten gegeben. Sie wusste noch, wie erstaunt sie darüber gewesen war, dass sein Cowboyhut ihr bis zur Nase reichte, obwohl er gerade erst acht geworden war.
Sie senkte den Blick und konzentrierte sich auf die Insassen der Gondel, die auf Augenhöhe an ihr vorüberzog. Ein junges Liebespaar. Eine Mutter mit Kindern. Ein Vater mit Kindern. Kinder mit Kindern. Viele Kinder. Und alle schienen völlig schwindelfrei zu sein. In letzter Minute zu kneifen, wäre feige. Und peinlich. Schließlich war es keine Achterbahn.
„Möchtest du erst essen?“
Skyler sah in das
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