Ranch des Schicksals (3-teilige Serie)
halten kann. Ich bin gerade aus meinen Zwanzigern getanzt, jetzt will ich in die Dreißiger tanzen.“ Er drückte ihre Hand. „Machst du mit?“
„Ja.“ Sie fühlte wieder das Kribbeln, und es gefiel ihr. „Ich mag deinen Stil, Cowboy.“
„Das Können hält einen im Sattel, aber der Stil bringt den Sieg.“
Trace bog vom Highway auf eine vertraute Schotterstraße ab, die zu einer Anhöhe führte, von der aus man in östlicher Richtung den Powder River überblickte. Er hatte die Stelle schon als Anfänger beim Rodeo entdeckt, und seitdem machte er hier immer wieder Halt. Dort oben konnte er eine Weile schlafen und sich darauf verlassen, dass die aufgehende Sonne ihn rechtzeitig wecken würde, um zur Nachmittagsshow in Casper und weiter nach Denver oder Boise zu fahren. Im Pick-up war es bequem genug, solange ihm keine Scheinwerfer entgegenkamen oder vorbeidonnernde Sattelzüge die Fahrerkabine erzittern ließen.
Sie schlief neben ihm. Irgendwann war sie eingeschlafen, mitten im Satz. Er hatte die Mittelkonsole hochgeklappt, um Skyler näher sein zu können. Der Mond war untergegangen, es waren die dunkelsten Stunden der Nacht, und schon bald würde sich der Horizont verfärben.
Wenn Trace die richtige Stelle ausgesucht hatte, stand ihnen ein spektakulärer Anblick bevor. Leider konnte er nicht sicher sein, dass die Landschaft noch so aussah wie bei seinem letzten Besuch. Bergleute und Ölsucher waren über die Gegend um den Powder River hergefallen wie eine biblische Plage. Trace wollte, dass die aufgehende Sonne auf nichts als das unberührte Wyoming schien.
Aber die schlafende Frau zu betrachten war auch schön. Er überlegte, wie er sie wecken würde. Sollte er ihren Namen flüstern? Oder ihre Schulter berühren, vielleicht sogar die Wange? Er beugte sich zu ihr, und als er ihre Lippen mit seinen streifte, fühlte er, wie sie lächelte. Er hob den Kopf und beobachtete, wie ihre Augenlider zuckten. Dann hoben sie sich, ganz langsam, und es war wie ein Tagesanbruch, für ihn allein. Es war zu dunkel, um die Sonne in ihren Augen zu erkennen, aber er wusste, dass sie wach war und noch immer lächelte.
„Sind wir schon da?“, fragte sie schläfrig.
„Nein, aber wir sind hier. Ich habe dir einen Sonnenaufgang versprochen.“
Ihr Lächeln wurde breiter, als sie die Augen wieder schloss. „Den habe ich schon mal gesehen.“
„So einen nicht.“ Der Horizont wurde heller. Er löste seinen Gurt und klopfte auf die Sitzfläche zwischen ihnen. „Komm her“, wisperte er und zog sie an sich. Sie schmiegte sich an ihn, als wäre er ihr Lieblingskissen. „Erzähl mir von deinem Mustang“, bat er. „Seit wann hast du ihn?“
„Seit drei Wochen. Er lässt sich das Zaumzeug anlegen, mehr aber auch nicht.“
„Was soll er denn für dich tun?“
„Mich tragen.“
„Wohin?“
„Ich habe mich noch nicht entschieden. Vielleicht nur die Straße entlang.“ Sie legte den Kopf zurück, ohne ihn von seiner Schulter zu nehmen. Aus den Augenwinkeln sah er sie unbeschwert lächeln und stellte verblüfft fest, wie stolz es ihn machte, dass sie in seiner Nähe kein bisschen nervös war. „Das kennst du doch, oder, Cowboy? Immer die Straße entlang? Wohin sie auch führt?“
Er nickte. Verdammt, ja. Das hätte er früher geantwortet. Vor ein paar Monaten? Oder einem Jahr? Doch jetzt zögerte er. Obwohl er sich noch immer rastlos fühlte, erschien ihm die Straße immer länger. Manchmal zu lang. Und das war noch nicht alles. Das Umherziehen kostete Kraft und brachte mehr mit sich als Muskelkater und Prellungen. Aber er wollte nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt, da der Kopf dieser Frau an seiner Schulter lag.
„Da kommt sie.“ Er legte eine Hand aufs Lenkrad und zeigte mit einer Fingerspitze dorthin, wo zwischen dem Pink und Purpur am zerklüfteten Horizont das erste Gold auftauchte. Der Anblick war ihm vertraut, aber noch nie war er ihm so unvergleichlich schön erschienen. „Da ist sie, Skyler. Am Rand der Wolke. Ich wusste, dass ich die Farbe schon mal gesehen habe.“ Er strich über eine Locke an ihrer Schulter. „Du hast den Morgenhimmel in deinem Haar.“
„Und du …“ Sie setzte sich auf und sah ihm lachend in die Augen. „Nein, das sage ich nicht.“
„Schade.“ Er zog sie an sich, und sie erwiderte seinen Kuss voller Leidenschaft, bis er sich zwingen musste, sich von ihr zu lösen. „Mmh, das passte zum Sonnenaufgang.“
„Stimmt“, bestätigte sie verträumt.
„Und das ist erst
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