Ranch des Schicksals (3-teilige Serie)
Einladung formulierte. „Warum nicht? Sie wie ein Indianer, ich wie ein Cowboy.“
„Wie sitzt ein Cowboy denn?“
„Vorsichtig. Weil er sich wund geritten hat.“ Er hob einen Zeigefinger, als sie ihm ein Sandwich reichte. „Setzen Sie sich nie im Cowboystil hin, wenn Sie Sporen tragen.“
„Im Ernst? Haben Sie einen wunden Hintern?“
Lachend schüttelte er den Kopf. „Noch nicht. Ich kann meine Sporen nicht finden und bin in letzter Zeit selten geritten.“ Er zeigte auf ihre Füße. „Haben Sie in den Steigbügeln gestanden?“
„Meine Zehen brauchen frische Luft. Sie hassen Stiefel.“
„Schuhe vielleicht, aber das sind Stiefel. Nicht zu vergleichen. Süße Zehen.“
„Sie mögen sie?“ Sie bewegte alle zehn. „Mark hat sie für mich lackiert. Blau ist seine Lieblingsfarbe.“
„Der Junge hat eine Zukunft in …“
„… der Kosmetikbranche vor sich?“ Sie reichte ihm eine Flasche Wasser. „Er will Pilot werden. Er rennt immer mit ausgebreiteten Armen durch den Garten.“ Sie machte es nach, mit geschlossenen Augen, das Gesicht zum Himmel. Ihre Nasenspitze und die Haut an den Wangenknochen waren leicht gerötet. „Vielleicht schafft er es sogar. Die moderne Medizin vollbringt Wunder.“ Sie öffnete die Augen. „Wie schmeckt Ihr Sandwich?“
Er biss hinein und schmeckte nichts, weil er sie und ihren Jungen vor sich sah.
„Wie sind Sie auf die Ranch gekommen?“, fragte er nach einem Moment. Er hatte das Sandwich aufgegessen und streckte sich im Gras aus. „Durch die Drexlers oder die Pferde?“
„Durch meinen Sohn.“
Celia war bereit, ihm die Geschichte zu erzählen. Dort, wo er herkam, hörte man Leuten zu, ohne ihnen in die Augen zu schauen. Aber er spürte ihr Bedürfnis, auch stumme Signale auszutauschen. Ihr Blick war ehrlich und verletzlich. Über seine Augen wusste er nur, dass sie empfangsbereit waren. Genau wie die Ohren.
„Der Unfall ist vor drei Jahren passiert. Mark musste dreimal operiert werden und hat alle möglichen Therapien hinter sich. Wir hatten alle Möglichkeiten erschöpft, und Sallys Schwester … Habe ich erwähnt, dass wir beide an der Schule in Sinte unterrichten? Jedenfalls hat Sallys Schwester vorgeschlagen, dass ich ihn zu den Pferden mitnehme. Er fühlte sich sofort zu ihnen hingezogen.“
„Und die Pferde vielleicht zu ihm.“
Celia lächelte. „Sie klingen wie Logan. Solche Sachen schreibt er in seinem Buch. Dass Pferde nicht nur untereinander enge Beziehungen aufbauen, sondern auch zu Menschen. Dass sie es spüren, wenn Menschen sich ihnen … öffnen.“ Verlegen zuckte sie mit den Schultern. „So ähnlich.“
„Aber Sie glauben nicht daran.“
„Ich will es. Ich will es sogar verzweifelt. Bisher kann mir niemand erklären, warum Mark nicht hört oder spricht, und was man dagegen tun kann. Die Ärzte sagen, dass es wahrscheinlich psychosomatisch ist, und wollen ihn in irgendeinem Spezialprogramm unterbringen. In irgendeiner komplizierten Versicherungskategorie.“
Sie strich sich das Haar zurück. „Mir ist egal, was sie sagen. Ich weiß nur, dass er nicht hört und nicht sprechen kann. Und ich habe noch niemanden gefunden, auf den er so intensiv reagiert wie auf Pferde.“ Sie schaute zu den beiden hinüber, die in der Nähe grasten. „Aber die reden auch nicht mir, also kann ich nicht sagen, wie es funktioniert.“
„Lassen Sie ihm Zeit.“
„Ja. Ich bringe ihn so oft wie möglich her. Das tut uns beiden gut. Aber ich muss einen besseren Arzt finden. Einen besseren … was auch immer.“
„Möchten Sie mir erzählen, was passiert ist?“
„Wir waren bei einer Freundin, die sich ein Haus bauen ließ. Sie zeigte mir alles, und ich habe mir ausgemalt, wie ich es einrichten würde. Mark war fast sechs, und in dem Alter sind Kinder unglaublich neugierig. Er hat sich über ein Loch im Fußboden gebeugt … und unten hat jemand gearbeitet …“ Sie hielt einen unsichtbaren Dolch in der Hand und stieß damit nach oben.
Cougar machte sich auf den Schmerz gefasst. Auf den glühend heißen Stahl. Auf die Angst. Solange er wach war, wurde er mit der Erinnerung fertig. Dann war der Schmerz in seinem Körper erträglich. Viel schlimmer war das Trauma, das die Verletzungen bei ihm hinterlassen hatten. Die tiefe Verunsicherung, die Selbstzweifel, die ihn nachts wachhielten.
„Es war ein Metallstab.“ Sie sprach leise, und er war ihr dankbar dafür. „Der hat das Auge zerstört. Komplett. Aber sonst nichts. Es hätte übler
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