Rangun
Frau. Beklage dich bei ihm.«
Sie wurde weiß vor Wut. »Boh Myin ist auf dem Sittang. Du wirst tun, was ich sage!«
»Hüte deine vorlaute Zunge«, riet er ihr gleichmütig, »wenn du sie behalten willst.«
Lysistrata konnte sich nicht beherrschen. »Und dafür ein ganzes Leben, Kalisha? Dachtest du, sie würden dir auch nur eine Rupie lassen?«
Kalisha warf ihr einen langen, gehässigen Blick zu. »Ich habe an alles gedacht. Was mein ist, wird mein sein.« Und fort war sie.
Tet richtete seine Aufmerksamkeit wieder Lysistrata zu. »Sie will deinen Tod, also mußt du für Kachwaha sehr wertvoll sein.« Abwesend bohrte er in seinem Ohr. »Der Verstand einer Frau ist leicht zu lesen.«
»Prinz Kachwaha ist nicht dumm. Es wäre klug, deine Beute zu nehmen und zu gehen.«
»Leider ist er jetzt auf der falschen Seite seiner Mauern. Ohne einen Freund hierdrin kann er nur sein eigenes Fenster anbellen.« Er kicherte. »Willst du ihm helfen? Wirst du...« Plötzlich schwand seine Selbstzufriedenheit. Er winkte San heran. »Töte diese indische Schlampe, bevor sie Ärger macht.«
Kurz darauf kehrte San vor Wut außer Atem zurück. »Diese Vettel hat das Quartier der Rani und die Zugbrücke in Brand gesteckt. Unter uns brechen weitere Feuer aus!«
Tet sprang aus dem Pool. »Löscht die Feuer! Und findet das alte Weib, bevor sie alles in Brand steckt!«
San trat die geschlossenen Türen des Zenana auf. »Raus, raus, wenn eure Schwänze nicht versengen sollen!«
Lysistrata war in dem Durcheinander vergessen. Das Zenana leerte sich in Sekunden, wobei feiner Rauchgeruch bereits die Luft erfüllte. Kim, die Chinesin, dann Rasoherina, die Malegassin, wankten nackt und mit verhangenen Blicken aus ihren Räumen. »Lauft!« schrie Lysistrata drängend. »Kalisha hat alles in Brand gesteckt. Wenn ihr euch beeilt, kommt ihr noch hinaus. Nehmt Ma Too mit!«
Die Malegassin rannte los.
Kim untersuchte die Birmanin, die auf ihrem Bett lag, humpelte dann voller Schmerzen zu Lysistrata und sackte zu Boden. »Sie ist tot, und ich kann nicht laufen. Wir sind erledigt.«
Lysistrata verzog verärgert den Mund. Kim war so an das Zenana gewöhnt, daß sie nicht einmal imstande war, ihr Leben zu retten. »Dann krieche, du Närrin!« schnappte Lysistrata. »Sitz nicht einfach herum!«
»Ertrage du doch ein Dutzend Tiere wie diese schmierigen Banditen! Was meinst du, wie du dich fühlst?« schrie das Mädchen verteidigend. »Du würdest nicht mal einen Mann glücklich machen, egal, wie freundlich er wäre!«
Ich brauche mehr als Freundlichkeit von einem Mann, wollte Lysistrata sagen, aber das Mädchen hatte mit dem Dutzend natürlich recht. Sie seufzte, da sie wußte, daß Kim sich nicht von der Stelle rühren würde. »Dann steig in den Pool.« Sie rollte sich in das Wasser und kämpfte einen Augenblick gegen die Panik an, da sie fast zu schwach war, sich über Wasser zu halten. Schließlich fand sie am Rand Halt und tauchte bis zur Nase ins Wasser ein. Kim kauerte sich hustend und keuchend in eine raucherfüllte Ecke. Schließlich konnten sie einander kaum in den grauen Schwaden sehen.
Das Atmen war eine Qual. Flammen begannen an gemalten Wasserlilien und den vergoldeten Wänden zu lecken. Lysistrata überlegte, ob zuerst die Decke unter dem Pool oder die darüberliegende einstürzen würde. Wahrscheinlich werden wir ersticken, dachte sie.
Schritte waren zu hören, dann zerrte plötzlich eine Hand an ihrem Haar und riß sie heftig auf die Stufen hoch. Sie zerrte an der Hand und schrie vor Schmerz.
»Mach so weiter, und du kochst, du Miststück«, warnte San sie.
Sie wehrte sich nicht weiter, als er einen Fetzen aus dem
Sari riß, ihn in den Pool tauchte und sie dann auf die Schulter hob. »Warte«, keuchte sie, »was wird aus Kim?«
»Die ist auf dem Grund verreckt. Und Kalisha röstet an ihrem eigenen Spieß. Halt den Mund und leg das über dein Gesicht.« Er reichte ihr den triefenden Seidenfetzen. Er wickelte sich seinen feuchten Turban um das Gesicht und rannte in schnellem Trab los. Während sie einem Alptraum von Flammen auswichen, hielt sie ihr schwingendes Haar fest, damit es nicht entflammte. Die Haupttreppe raubte ihr so sehr den Atem, daß zu ertrinken wie Kim ihr wie eine Gnade erschien.
Abrupt gelangte sie auf den freien Hof, obwohl nur wenig Luft zum Atmen geblieben war. Ganz Khandahoor stand in Flammen. Die goldenen Kuppeln ragten durch riesige Rauchblüten. Die Säulen der Arkadengänge waren durchgebrannt und
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