Rangun
sind?« Seine dicken Finger winkten. »Kommen Sie her.«
Statt sich zu bewegen, löste sie ihr Haar und ließ es über ihre Schultern fallen. Die Straußenfeder behielt sie in der Hand, streifte damit über ihre schlanken Schenkel. »Ich bin mehr wert. Wenn Harley hängt, wird mein Ruf mit ihm hängen. In Rangun zu bleiben wäre unmöglich, nicht einmal als Ihre Geliebte. Ich habe nicht die Absicht, in einem schmutzigen Bordell zu enden.«
Er starrte sie an. »Was soll ich dagegen tun?«
»Sagen Sie Sir Anthony einfach, daß ein anderer als Harley die Morde auf der Star of Calcutta begangen haben könnte. Zum Beispiel dieser mysteriöse Garotta.«
Die Lust wich aus seinen Augen. Er schaute mißtrauisch. »Davon weiß ich nichts.«
»Sie wissen, daß Harley diese Frauen nicht getötet hat«, sagte sie direkt, hoffte einen Funken Ärger, Schuld oder sogar Mord in den blassen Augen zu sehen. »So dumm ist er nicht.« Da war Ärger. Sie änderte die Taktik, um mehr Wirkung zu erzielen. »Es muß jemand gewesen sein, der clever ist, wie dieser Garotte. Jemand, der Macht hat... der sich in Ranguns Unterwelt wie ein Phantom bewegt.«
Der Ärger blieb, sonst nichts. »Vielleicht sollten Sie versuchen, Garotte zu verführen, wenn Sie glauben, daß er eine Antwort auf diese Morde weiß.«
Ihre Augen blitzten. »Ich würde mich dem Teufel hingeben, um die Anklage niederzuschlagen! Sie haben Verbindungen zur Unterwelt. Harley hat das gesagt. Ich kaufe, was Sie wissen.«
»Nur um den Skandal zu vertuschen?« Er schüttelte den Kopf. »Wenn Sie nur das wollten, hätten Sie Birma längst verlassen. Dieser Lighter hätte Ihnen und Ihrem Vater eine Schiffspassage besorgt, nur um Ihren Gestank loszuwerden.
Sie sind zu lange geblieben.« Er packte ihre Handgelenke. »Sie sind geblieben. Sie haben sich auch mit einem dreckigen Mischling eingelassen. Glauben Sie, ich werde um eine Hure feilschen, nur um einen Abschaum wie Kachwaha zu retten?« Seine fleischige Hand zerriß ihr Kleid. Sie stach mit der Straußennadel in sein Gesicht, und er heulte auf, als Blut über seinen Kiefer lief. Jetzt stand Mordlust in seinen Augen. Dies rettete ihr das Leben.
Als seine Hände sich um ihre Kehle schlossen und sie nach unten drückten, fiel hinter ihrem Rücken ein Schuß, der seinen Hals streifte. Sein Kopf ruckte hoch, dann ließ er sich mit ihr zu Boden fallen. Unsicher, was geschehen sein mochte, lag sie wie betäubt unter ihm. Er ließ sie ungedeckt liegen und rollte unter das Bett, als ein zweiter Schuß aus dem gegenüberliegenden Fenster die Öllampe zerschmetterte und das Licht löschte. Lysistrata hörte, daß Bettenheim zu der Martini-Henry eilte, rappelte sich auf, ergriff ihre Tasche und rannte wie ein Kaninchen durch das Haus.
Gewehrfeuer krachte hinter dem Haus, dann wieder, als sie über den Rasen zur Kutsche eilte. Vor ihren nackten Füßen wirbelte ein Schuß Staub aus der Umsäumung des Rasens auf. O Gott, meine Schuhe, dachte sie fast hysterisch. Ich habe meine Schuhe wie Aschenputtel zurückgelassen! Jetzt hat Bettenheim den Beweis, daß ich hier war! Sie sprang auf die Kutsche, packte die Zügel und versetzte den durch die Schüsse erschreckten Pferden einen Peitschenhieb. Die Pferde schossen über die unebene Straße. Als sie die Plantagengrenze erreichte, wurde sie verfolgt. Rasende Hufschläge trommelten hinter ihr. Lysistrata betete, daß die Pferde nicht strauchelten, wünschte sich aber andererseits, daß sie sich ihren nutzlosen Hals brach. Das geschah auch fast, als die Kutsche von der Straße in einen Palmenhain schoß.
Plötzlich sprang ein riesiger Schatten aus dem Mondlicht auf die Kutsche. Als sie einen Turban auf einem dunklen Kopf sah, schrie sie laut auf und schlug auf Kopf und Schulter des Mannes ein, der ihr die Zügel aus der Hand riß. Fluchend brachte er die Pferde zum Stehen. »Missy, hören Sie auf! Bei Allah, ich bin's, Masjid!«
Mit einem Schluchzen sackte sie gegen ihn. »Masjid. Gott sei Dank. Ich dachte, du seist...«
»Naswral?« Er verzog das Gesicht. »Der wird von dem erbosten Mr. Bettenheim in den Reisfeldern verfolgt. Hören Sie die Hunde?« In der Ferne hallte das erregte Heulen der Meute.
»Du meinst...?« Sie schüttelte benommen den Kopf. »Ich verstehe nicht. Was ist da geschehen? Wer hat auf wen geschossen?« In plötzlichem Verstehen sah sie ihn an. »Was tust du hier?«
»Sie werden alles erfahren, Missy, haben Sie Geduld. Hier dürfen wir nicht bleiben.« Er stieg ab
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