Rangun
Claus und Triton, daß Claus aus dem Gerichtssaal entfernt werden würde, falls er so weitermachte. Ram wirkte bei alldem wie taub. Dennoch gelang es Claus, die Verteidigung zu erschüttern. Mochte Richter Parke-Allis die Jury auch auffordern, die Gerüchte zu vergessen, sie würde sie nicht vergessen. Obwohl Claus wie Prasad es nicht wagte, direkt etwas über den Sklavenhandel auszusagen, berichtete er von Rams Verbindung mit Wa Sing, der als Sklavenhändler bekannt war. Er behauptete, selbst gesehen zu haben, wie die Rani in Tennasserim Sklavenfracht ausgeladen und in Madagaskar Sklaven geladen habe. Er erwähnte Harleys Zusammenarbeit mit mehreren Bordellbesitzern in Rangun, Singapur, Djakarta und anderen Häfen im Indischen Ozean, dem Andamanischen und Südchinesischen Meer.
Darauf folgten eine Reihe Hafenarbeiter, Seeleute und >Augenzeugen<. Bei Leacocks Kreuzverhör ergab sich, daß sie entweder Angestellte von Claus Bettenheim waren oder sich ihren Lebensunterhalt sehr fragwürdig verdienten. Claus' Glaubwürdigkeit geriet vor allem ins Wanken, als Leacock feststellte, daß viele Kaufleute und weniger respektable
Zeitgenossen von Rams Ruin profitierten. Er wies auf den Anstieg der Drogenpreise hin, seit Ram ausgeschaltet war. Als Leacock an seinen Platz zurückkehrte, flüsterte Lysistrata: »Obwohl Claus geholfen haben mag, Ram zu ruinieren, glaube ich, daß er Garotte einen schlechten Dienst erwiesen hat.«
»Ich bin Ihrer Meinung«, murmelte der Anwalt.
Schließlich brach die Anklage wegen Sklavenhandel zusammen, da kein >geachteter< Bürger es sich leisten konnte, zuviel Wissen über Harleys kriminelle Aktivitäten zu haben, ohne sich selbst strafbar zu machen.
Bettenheim, vor Wut ganz rot, winkte Triton zu sich. Als sie miteinander flüsterten, seufzte Lysistrata: »Jetzt kommt Aschenputtels Geschichte.«
Sie hatte recht. Bettenheim hatte seine stärkste Munition aufgehoben.
»Mr. Bettenheim«, begann Triton, »sind Sie mit Miß Lysistrata Herriott bekannt?«
»Intim«, grinste Bettenheim höhnisch.
»Wie... intim?«
»Im letzten Frühjahr war ich ihr ständiger Begleiter. Man könnte sagen, ich war ihr Liebhaber.«
Lysistratas Augen verengten sich zu eisigen Schlitzen, als sie sah, wie Ram sich etwas aufrichtete.
»Haben Sie sie kürzlich gesehen?«
»Gestern nacht. Sie kam auf meine Plantage, nachdem sie einen Diener bestochen hatte, um sich zu vergewissern, daß ich allein war. Sie war wie eine Hure gekleidet und machte mir ein Hurenangebot, damit ich den Kommissar wegen ihres farbigen Bettgefährten, Kachwaha, belüge.«
»Einspruch!« schnappte Leacock, während Rams Hände die Ketten umklammerten.
»Stattgegeben!«
»Als ich ablehnte«, fuhr Bettenheim stur fort und führte seinen Finger ans Gesicht, »versetzte sie mir das. Dann versuchte ein anderer Farbiger, mich zu erschießen.« Er schilderte den Mordversuch. »Sie verschwand im Dunkel, und ich und meine Shikkars jagten den Burschen bis Sonnenaufgang vergeblich. Als wir zum Bungalow zurückkehrten, fanden wir den alten Ko Phan mit durchgeschnittener Kehle. Wahrscheinlich war er...«
»Einspruch«, fiel Leacock müde ein. »Reine Vermutung.«
»Stattgegeben.«
»Nun, ich habe etwas zu sagen, was keine Vermutung ist!« schnappte Bettenheim. »Miß Herriott vergaß gestern ihre Visitenkarte. Sir Oliver...«
Der Ankläger nickte seinem Assistenten zu, der düster ein Paar Slipper hervorholte. »Mr. Bettenheim, sind dies die Slipper, die Miß Herriott gehören?« Als Bettenheim nickte, wandte Triton sich an die Richterbank. »Ich bitte Euer Ehren um Erlaubnis, diese Schuhe als Beweis zu werten, daß die Verteidigung versuchte, einen Zeugen zu beeinflussen.«
Parke-Allis musterte den Verteidiger. »Mr. Leacock?«
»Ich versichere dem Gericht, daß weder ich noch Mr. Markham versucht haben, Mr. Bettenheims Aussage zu beeinflussen«, erwiderte Leacock, während er aufstand. »Im Augenblick habe ich keine Fragen an Mr. Bettenheim. Aber mit Ihrer Erlaubnis möchte ich Miß Herriott in den Zeugenstand rufen.«
Sir Oliver verbeugte sich spöttisch. »Aber gerne.«
Lysistrata trat in den Zeugenstand, wobei ihr Gesicht so unschuldig wie das Leacocks war. Sie wagte nicht, Ram anzuschauen. »Miß Herriott, haben Sie Mr. Bettenheim gestern abend mit der Absicht besucht, ihn zu überreden, zugunsten von Mr. Harley auszusagen?«
»Nein. Mir war nicht nur unbekannt, daß Mr. Bettenheim für die Anklage aussagen würde, ich wußte auch,
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