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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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seinem Magen, der Quelle des vielen Blutes.
    »Ich hab versucht, ihn aufzuhalten«, flüsterte er.
    Rebus sah sich um. »War das Zeug hier versteckt?«
    »Unter der Bühne.«
    Rebus blickte zur kleinen Bühne hinüber – einer Bühne, auf der er schon gesessen und gestanden hatte.
    »Hay ist einen Krankenwagen rufen gegangen«, sagte Kilpatrick.
    »Sah entschieden mehr nach Türmen aus«, meinte Rebus.
    Kilpatrick rang sich ein Lächeln ab. »Hatte ich mir irgendwie gedacht.« Er leckte sich die Lippen. Sie waren rissig und weiß gerändert, als habe er sie nach dem Zähneputzen nicht richtig abgespült. »Die sind alle mit ihm mit.«
    »Wer? Seine Gang?«
    »Sie werden Davey Soutar bis in die Hölle folgen. Er war der Anrufer. Hat’s mir selbst gesagt. Bevor er das hier getan hat.« Kilpatrick versuchte, auf seinen Magen hinunterzuschauen. Die Anstrengung überstieg fast seine Kräfte.
    Rebus stand auf. Das Blut rauschte durch seinen Körper und machte ihn benommen. »Das Feuerwerk? Er will das Feuerwerk in die Luft jagen?« Er stürzte aus der Halle und in das nächstgelegene Hochhaus. Die erste Wohnungstür, die er sah, trat er ein. Er brauchte dazu drei ordentliche Tritte. Dann stürmte er ins Wohnzimmer, wo ein entsetztes Rentnerehepaar vor dem Fernseher saß.
    »Wo ist Ihr Telefon?«
    »Ha’m keins«, sagte der Mann schließlich.
    Rebus ging wieder hinaus und trat die nächste Tür ein. Vorgehen wie oben. Diesmal mit mehr Erfolg: die allein stehende Mutter zweier kreischender Kids hatte ein Telefon. Während Rebus die Nummer eintippte, warf sie ihm wüste Beschimpfungen an den Kopf.
    »Polizei«, sagte er. Das brachte sie nur noch mehr in Rage. Sie beruhigte sich allerdings, als sie Rebus einen Rettungswagen anfordern hörte. Als er die zweite Nummer wählte, versuchte sie, die Kinder zum Schweigen zu bringen.
    »D.I. Rebus«, sagte er. »Davey Soutar und seine Gang sind mit einer Ladung hochbrisantem Sprengstoff auf dem Weg zur Princes Street. Das Gebiet muss hermetisch abgeriegelt werden.«
    Er verließ die Wohnung mit einem angedeuteten Lächeln der Entschuldigung und lief zurück zum Lieferwagen. Noch immer war niemand herausgekommen, um nachzusehen, was der ganze Lärm und die Aufregung bedeuteten. Wie die Edinburgher von Anno dazumal beherrschten sie die Kunst, sich angesichts von Problemen unsichtbar zu machen. Früher hatten sie sich in den Katakomben unterhalb des Schlosses und der High Street versteckt. Jetzt schlossen sie einfach ihre Fenster und drehten den Fernseher lauter. Sie waren Rebus’ Arbeitgeber, sie bezahlten mit ihren Steuern sein Gehalt. Er bekam Geld dafür, diese Menschen zu beschützen. Am liebsten hätte er ihnen gesagt, sie sollten sich allesamt zum Teufel scheren.
    Als er wieder sein Auto erreichte, stand Abernethy noch immer mit Jim Hay da und wusste ganz offensichtlich nicht, was er mit ihm anfangen sollte. Rebus riss das Lenkrad herum und brachte den Lieferwagen auf dem Seitenstreifen zum Stehen.
    »Ein Rettungswagen ist unterwegs«, sagte er, während er versuchte, die Tür seines Autos aufzubekommen. Sie knirschte, als läge sie schon unter der Schrottpresse, gab aber schließlich etwas nach, und er quetschte sich durch den Spalt auf den Fahrersitz, den er notdürftig von Glassplittern befreite.
    »Wo wollen Sie hin?«, fragte Abernethy.
    »Bleiben Sie hier bei ihm«, sagte Rebus, ließ den Wagen an und setzte zurück bis zur Hauptstraße.
    Die »Glenlivet Fireworks«: Jedes Jahr fand auf den Mauern des Schlosses ein prunkvolles Feuerwerk statt, das von einem Kammerorchester im Musikpavillon der Princes Street Gardens untermalt und von Menschenscharen vom Park und der Princes Street aus mitverfolgt wurde. Das Konzert begann in der Regel gegen Viertel nach zehn, halb elf. Jetzt war es zehn Uhr und ein kühler, aber schöner Abend. Das Gelände würde zum Bersten voll sein.
    Der rasende Soutar. Er und seinesgleichen verabscheuten das Festival. Es nahm ihnen ihr Edinburgh weg und pflanzte an dessen Stelle etwas anderes hin, eine Fassade von Kultur, die sie nicht brauchten und nicht verstanden. In Edinburgh gab es keine Unterschicht, sie war restlos in öde Siedlungen in den Randbezirken der Stadt abgedrängt worden. Isoliert, ausgegrenzt, hatten diese Menschen jedes Recht der Welt, das Zentrum mit seinen Touristenfallen und Festivitäten zu hassen.
    Nicht dass das Soutars Motiv gewesen wäre. Nach Rebus’ Einschätzung hatte Soutar weit simplere Beweggründe. Er gab an,

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