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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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hatte Davey Soutar aus den Augen verloren.
    Hier gab es keine Straßenbeleuchtung, dafür Scharen von Menschen, meist jung und in Jeansstoff gekleidet. Da war’s leicht, jemanden aus den Augen zu verlieren.
    Gottverdammt leicht.
    Soutar konnte schon auf der anderen Seite des Hügels sein oder sich die Straße zum Waterloo Place zurückschleichen. Oder sich zwischen Leuten verstecken, die genau so aussahen wie er. Nur dass die Nachtluft kühl war. Rebus spürte schon, dass sein Schweiß erkaltete. Und Soutar trug nur eine Jeansjacke.
    Als ein gigantischer farbiger Feuerball über dem Schloss explodierte und alle zum Himmel starrten, nach Luft schnappten und jubelten, suchte Rebus die Menge nach der einen Person ab, die nicht hinschaute. Der einen Person, die den Kopf gesenkt hielt. Dem einen Jungen, der so zitterte, als würde ihm nie wieder warm werden. Er saß auf dem Grünstreifen neben ein paar Mädchen, die irgendwelche phosphoreszierenden Gummischläuche schwenkten. Die Mädchen waren ein Stückchen von ihm abgerückt, so dass er genau so aussah, wie er sich fühlte: völlig allein auf der Welt. Hinter ihm hockte eine Gruppe von Rockern auf dem Rasen und ließ Muskeln und Gesinnung spielen. Sie grölten und fluchten und bekundeten ihren erklärten Hass auf die Engländer und alles Ausländische.
    Rebus ging auf Davey Soutar zu, und Davey Soutar schaute auf.
    Und er war’s nicht.
    Dieser Junge war ein paar Jahre jünger und so high, dass er es nicht schaffte, geradeaus zu gucken.
    »He«, brüllte einer der Rocker, »wills’ du mein’ Kumpel anmachen oder was?«
    Rebus hob die Hände in die Höhe. »Mein Fehler«, sagte er.
    Er drehte sich blitzschnell um. Hinter ihm stand Davey Soutar. Er hatte seine Jacke ausgezogen und sie sich um den rechten Arm und die Hand gewickelt. Rebus wusste, was diese Hand, unter dem schmutzigen Jeansstoff versteckt, festhielt.
    »Okay, Bullenschwein, machen wir einen Spaziergang.«
    Rebus wusste, dass er Soutar irgendwie aus der Menschenmenge wegbekommen musste. Es waren wahrscheinlich noch fünf Schuss in der Trommel. Wenn irgend möglich, wollte Rebus keine weiteren Leichen.
    Sie gingen zum Parkplatz. Da standen eine fahrbare Frittenbude, die gerade gute Geschäfte machte, und ein paar Autos, deren Fahrer und Mitfahrer Burger und Pommes kauten. Hier war es dunkler und ruhiger. Hier war nicht viel los.
    »Davey«, sagte Rebus und blieb stehen.
    »Weiter willst du nicht gehen?«, sagte Soutar. Er hatte sich Rebus zugewandt.
    »Was fragst du mich, Davey? Du bestimmst jetzt.«
    »Das hab ich schon die ganze Zeit getan!«
    Rebus nickte. »Stimmt, du hast immer wieder was abgezweigt, ohne dass deine Bosse was merkten. Und das Ganze hier geplant.« Er nickte in Richtung zum Feuerwerk. »Hätt ordentlich was werden können.«
    Soutar verzog das Gesicht. »Du konntest einfach nicht Ruhe geben, wie? Kilpatrick wusste, dass du Ärger machen würdest.«
    »Es war nicht nötig, ihn abzustechen.« Ein Auto näherte sich von der Regent Road aus langsam dem Parkplatz. Soutar hatte ihm den Rücken zugewandt, aber Rebus konnte es sehen. Es war ein Streifenwagen mit ausgeschalteten Scheinwerfern.
    »Er hat versucht, mich aufzuhalten«, sagte Soutar verächtlich. »War’n Schlappschwanz.«
    Wenn die Musik etwas zu besagen hatte, näherte sich das Feuerwerk allmählich seinem Höhepunkt. Rebus richtete die Augen auf Soutar, beobachtete, wie sein Gesicht sich von Gold zu Grün zu Blau verfärbte.
    »Leg die Waffe weg, Davey. Es ist vorbei.«
    »Das ist es erst, wenn ich es sage.«
    »Komm, es reicht! Leg sie einfach hin.«
    Das Polizeiauto hatte jetzt das Ende der Steigung erreicht. Davey Soutar wickelte sich die Jacke vom Arm und warf sie auf den Boden. Ein Mädchen am Imbisswagen fing an zu kreischen. Hinter Soutars Rücken flammten die Scheinwerfer des Polizeiautos auf und tauchten Soutar und Rebus in gleißendes Licht, als stünden sie auf der Bühne. Die Beifahrertür war offen, und jemand lehnte sich hinaus. Rebus erkannte Abernethy. Soutar wirbelte herum und zielte. Darauf hatte Abernethy nur gewartet. Der Knall seiner Waffe war lauter als alles, was das Schloss zu bieten hatte. Derweil klatschte die Menge wieder, ohne etwas vom Drama zu ahnen, das sich hinter ihr abspielte. – Wie von einer Faust getroffen, flog Soutar nach hinten und riss Rebus mit sich zu Boden. Rebus fühlte das feuchte Haar des jungen Mannes an seinem Gesicht, an seinen Lippen. Eindrucksvoll fluchend, kämpfte er sich

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