Rasheed, Leila
fiel Adas Lächeln wärmer aus. Welche Gefühle sie ihm auch entgegenbrachte, er sorgte sich um sie. Da konnte sie sich sicher sein.
»Sie sind sehr freundlich.«
»Ich wollte auch nicht einfach so verschwinden und Sie mit der Angst zurücklassen, dass ich die Geschichte verbreiten könnte.«
»Das hätte ich niemals befürchtet«, sagte Ada mit spontaner Aufrichtigkeit. »Ich weiß doch, dafür sind Sie viel zu sehr Gentleman.«
»Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen würden.« Er zögerte. »Sie sollen auch wissen, dass ich kein Wort von dem bereue, was ich Ihnen gestern gesagt habe.«
»Oh …« Ada hatte das Gefühl, mehr Begeisterung zeigen zu müssen. Es kam ihr fast töricht vor, es nicht zu tun. Lord Fintan war ein stattlicher Mann, ein echter Gentleman, und er glaubte an die Bildung der Frau ebenso sehr wie sie. Er war in jeder Hinsicht ein perfekter Ehemann, und sie wusste, dass viele Männer bei dem Ruch des Skandals, der sich über Somerton Court gelegt hatte, entsetzt das Weite gesucht hätten. Aber er war geblieben.
Und doch war er nicht Ravi.
»Ich habe das Gefühl, Lady Westlake macht vielleicht mehr daraus als nötig«, fuhr er fort. »Ich verstehe natürlich ihre Empörung. Aber ich glaube nicht, dass das einen Keil zwischen sie und ihren Mann treiben sollte.«
»Ich kann ihr nachfühlen, wie schmerzhaft es für sie sein muss«, sagte Ada und dachte dabei an ihre eigene Mutter. Hatte sie gewusst oder geahnt, dass ihr Mann sie nicht liebte?
»Sicher. Aber anscheinend war die Verbindung lange beendet, bevor er Fiona geehelicht hat …«
»Sie sind davon also überzeugt?« Ada war so erleichtert, dass sie ihm ins Wort fiel.
»Ja. Ich glaube, in den Augen der Welt war es unklug von Ihrem Vater, Mrs Cliffe und ihr Kind auf eine so indiskrete Weise zu unterstützen, aber ich begreife auch, warum er es tat. Alte Gefühle schiebt man nicht so leicht beiseite.«
»Nein.« Ada dachte an Ravi.
»Und ein Gentleman hat gewisse moralische Verpflichtungen, auch wenn sie nicht im Gesetzbuch stehen.«
»Ich bin froh, dass Sie es so betrachten.« Sie sah ihn dankbar an und wünschte, sie könnten einfach Freunde bleiben, ohne dass sich die heikle Frage einer Ehe zwischen sie schieben würde.
»Offen gestanden kann ich das Verhalten Ihres Vaters gut nachvollziehen«, sagte er nachdenklich.
»Für Sie ist es nachvollziehbar, dass er während der Ehe mit meiner Mutter eine Geliebte hatte?«
»Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich finde das nicht richtig. Aber in unseren Kreisen werden Ehen selten rein aus Liebe geschlossen. Sollten sie auch nicht, denn es steht zu viel auf dem Spiel …«, er deutete auf Somerton Court und die umliegenden Ländereien, »… als dass Liebe der einzige Beweggrund sein darf. Aber eine Ehe ohne Liebe ist manchmal schwer zu ertragen. Und Männer geraten leicht in Versuchung.«
Ada seufzte. Wieder dachte sie an Ravi. Würde er in Versuchung geraten, sie zu vergessen? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sein Leben lang allein bleiben würde. Es würde die Zeit kommen, wo seine Erinnerung an sie verblassen würde. Der Gedanke zerriss ihr fast das Herz. Sie war sich sicher, dass sie ihn nie vergessen könnte.
»In meinem Fall hat es die Versuchung bereits gegeben«, fuhr er fort. »Ich verstehe, dass Sie an meiner Beziehung mit Miss Templeton Anstoß nehmen, aber das ist absolut vorbei, die Illusion verflogen. Ich weiß jetzt, dass ich Sie liebe. Und in jeder Hinsicht wäre es eine höchst wünschenswerte Verbindung …«
Aber ich liebe Sie nicht , dachte Ada. Auch da war sie sich ganz sicher. Er brachte ihr Herz nicht zum Klopfen wie Ravi. Sie wurde in seiner Nähe nicht von Leidenschaft überwältigt. Und er hatte recht, eine lieblose Ehe war ein lebenslanges Gefängnis. Gefangene taten verzweifelte Dinge, um zu überleben, Dinge, mit denen sie andere verletzten. So wie ihr Vater. Am Beispiel von Rose und ihrer Mutter konnte sie sehen, wie Unschuldige litten, wenn man der Versuchung nachgab. War sie selbst stark genug, um der Versuchung zu widerstehen? Nein, sie war Ravi verfallen. Könnte sie ihm als Lady Fintan besser widerstehen? Nein. Und das würde wieder dazu führen, dass Unschuldige verletzt und die Schuldigen ihr Verhalten für den Rest ihres Lebens bitter bereuen würden.
»Lord Fintan, ich habe über Ihren Antrag nachgedacht«, begann sie. »Es ist mir wirklich eine große Ehre. Ich … nun, ich wünschte, meine Antwort könnte anders ausfallen. Aber ich
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