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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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Erleichterung gewesen. Sie hatte so lange auf diesen Tag gewartet, hatte ihn gefürchtet, dass es nun fast war, als sei ihr eigener Tod gekommen. In gewissem Sinn stimmte das sogar: Ihr gewohntes Leben war zu Ende. Vor ihr lag das Unbekannte.
    Es klopfte leise an der Tür. »Komm herein, Rose«, sagte sie, denn sie hatte ihre Tochter am Klopfen erkannt.
    Rose trat ein. Nach einem Blick in ihr Gesicht ließ Mrs Cliffe das Buch sinken. »Was ist los? Was ist passiert?«
    »Er ist da.«
    Roses Gesicht war blass bis auf die roten Flecken auf ihren Wangen. Sie hatte in den letzten Tagen abgenommen, konnte kaum essen. Mrs Cliffe brach es fast das Herz, wenn sie Rose so sah. Er. Das konnte nur einer sein: Lord Westlake. »Bitte ihn herauf«, sagte sie leise. Sie stand auf und strich sich die Röcke glatt. Ihr Herz klopfte; sie hatte keine Ahnung, was er wollte.
    Rose verschwand in den Gang. Ein paar Augenblicke später klopfte es vorsichtig an der Tür, und Lord Westlake trat herein.
    Mrs Cliffe erwartete ihn mit hocherhobenem Kopf. Seltsam, ihn in diesem schlichten Zimmer zu sehen, außerhalb der Salons von Somerton Court. Er wirkte verlegen und verzagt.
    »Rosaline …«
    »Edward.« Es gab keinen Grund mehr, sich zu verstellen.
    Er sah sich um. »Bist du hier gut untergebracht? Ich bedaure, dass du fortgegangen bist. Das wollte ich nicht.«
    »Es gab keine andere Wahl.«
    Er seufzte. »Da hast du wohl recht.«
    Sie schwiegen kurz, dann brach Mrs Cliffe die Stille.
    »Dass dieser Tag einmal kommen würde, hast du genauso gut gewusst wie ich. Auch wenn es dadurch nicht leichter wird, sollten wir nicht so tun, als hätten wir nie geahnt, was für Folgen unser Tun haben könnte.«
    »Wenn ich das irgendwie hätte verhindern können …«
    »Ich weiß. Ich habe mein Bestes getan. Ich weiß nicht, woher Stella ihre Informationen bekommen hat, aber ich kann es mir denken.« Sie hatte Martha und Tobias im Verdacht. Doch sie brachte nicht einmal genug Energie auf, um auf die beiden wütend zu sein.
    »Ich habe nachgedacht«, fuhr Lord Westlake fort. »An der Situation trage ich allein die Schuld.«
    »Nicht ganz.«
    »Doch. Ganz. Wir waren beide jung, aber ich hätte es besser wissen müssen. Ich hätte mich meiner Pflichten besinnen müssen, der Pflichten eines Earls von Westlake.«
    Sie neigte den Kopf.
    »Ich möchte jetzt das Richtige tun, Rosaline.«
    »Und was ist denn das Richtige?«
    »Das weiß ich nicht.« Er trat fast flehend auf sie zu. »Du warst immer mein moralischer Kompass, auch wenn du nichts davon wusstest. Du hast besser als alle anderen verstanden, dass wir nur Somertons Treuhänder sind. Ich habe dich immer als ein Vorbild selbstloser Pflichterfüllung empfunden. Was soll ich tun, Rosaline? Wie kann ich etwas an der Lage verbessern?«
    »Ich glaube nicht, dass ich dir das sagen kann.«
    »Es ist nicht richtig, dass du meinetwegen deinen guten Ruf und deine Stellung verlierst.«
    »Um mich mache ich mir keine Sorgen. Ich wusste damals ganz genau, dass ich etwas Unrechtes tat. Aber um Rose …«
    Lord Westlake sah sie an, eine Frage in den Augen.
    »Sie verdient ein besseres Schicksal, und das weißt du auch, Edward«, sagte Mrs Cliffe. »Für sie musst du das Richtige tun.«
    »Das werde ich auch. Das verspreche ich dir. Ich habe sie kennengelernt, und … sie ist mir ans Herz gewachsen. Meinen Töchtern auch.«
    Mrs Cliffe nickte. »Das ist alles, worum ich dich jemals bitten werde.«

36
    »Somerton!«, rief Sebastian, als er um die Kurve fuhr, als die Hecken niedriger wurden und den Blick auf die honigfarbene Fassade von Somerton Court freigaben. »Endlich.«
    Oliver sagte nichts. Sebastian warf ihm einen beklommenen Blick zu. Nachdem die Angst vor einer Bloßstellung von ihm abgefallen war, hatte er sich sehr ins Zeug gelegt, um die Schnitzer, die er sich Oliver gegenüber geleistet hatte, wieder wettzumachen. Aber Oliver blieb kühl und distanziert.
    Da fasste Sebastian einen Entschluss. Sie mussten die Sache austragen, hier und jetzt.
    Er lenkte den Wagen an den Straßenrand und hielt im Windschatten der Hecke. Während der Motor stotternd zum Stillstand kam, blickte er zu Oliver hinüber. Sie waren ganz allein, nur das ferne Blöken der Lämmer und das Vogelgezwitscher in den Hecken unterbrachen die Stille.
    Oliver starrte mit ausdruckslosem Gesicht vor sich hin, ganz der professionelle Kammerdiener. Sebastian seufzte. »Ich weiß, dass du wütend auf mich bist, und es tut mir leid«, begann er. »Ich

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