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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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einem mürrisch dreinblickenden Kerl in einer unbekannten Livree, der am Tisch saß und auf der Zeitung der letzten Woche herumkritzelte.
    Oliver nickte dem Fremden zu und begrüßte die anderen.
    »Ah, Oliver!« Die Köchin wandte sich mit heißem, aufgeregtem Gesicht vom Herd ab. »Das heißt wohl, dass Mr Templeton auch hier ist. Noch ein Zimmer fertig zu machen, noch einer zum Dinner.« Sie stöhnte.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Oliver. Um nicht im Weg herumzustehen, setzte er sich ebenfalls an den Tisch. Er beschloss, den anderen erst später von seiner Kündigung zu erzählen. Das Durcheinander schien schon groß genug.
    Er schrak hoch, als der Fremde losdröhnte: »Sebastian Templeton ist hier?«
    Oliver war unangenehm berührt. Etwas abstoßend Anzügliches lag in seiner Stimme. »Für Sie immer noch Mr Templeton«, sagte er. »Egal, wer Sie sind.«
    Der Mann starrte ihn an, und ein Grinsen überzog langsam sein Gesicht. »Ich bin Simon. Kammerdiener von Lord Fintan.«
    Oliver streckte die Hand aus, doch der andere ignorierte sie und fuhr fort, ohne Oliver einen Moment lang aus den Augen zu lassen: »Und ich glaube, Sebastian Templeton und ich kennen uns gut genug, um uns beim Vornamen zu nennen.«
    Er schob seinen Stuhl zurück und ging hinaus. Oliver starrte ihm mit offenem Mund nach. »Was wollte der Kerl hier?«
    »Sicher nichts Gutes.« Die Köchin blickte finster. »Der Kammerdiener von Lord Fintan hängt hier rum wie ein verregneter Sonntag.«
    Oliver besah sich das Gekritzel des Mannes. Da erstarrte er. Der Mann hatte immer wieder seinen Namen geschrieben, Simon Croker, und die Handschrift – es war dieselbe wie die auf den Briefen, die Sebastian mehr als einmal bekommen hatte, Briefe, die ihn immer in schlechte Laune versetzten.
    Oliver stieß seinen Stuhl mit einem Ruck zurück.
    »Wo wollen Sie denn hin? Sie sind doch gerade erst gekommen!«, rief die Köchin.
    »Ich gehe nach oben«, knurrte Oliver. »Ich habe so eine Ahnung, dass Mr Templeton mich brauchen könnte.«
    Er eilte die Treppe zu Sebastians Zimmer hinauf. Auf dem Gang fing er an zu laufen, von einer plötzlichen Angst ergriffen. Vor der Tür blieb er stehen und lauschte.
    Durch das Holz drangen gedämpfte Stimmen. Sebastian sprach leise, der andere wurde immer lauter. Simon Croker. »Mach mir doch nichts vor … wirst du bereuen …«
    Oliver presste das Ohr gegen die Tür.
    »Ich habe das Geld nicht«, hörte er Sebastian sagen. »Zweitausend Pfund? Du bist wohl verrückt geworden, wo soll ich die hernehmen?«
    »Du stehst hier in deinen feinen Klamotten, dein Automobil parkt vor der Tür und du erwartest von mir, dass ich das glaube?«
    »Mir gehört kein Penny, bis ich fünfundzwanzig bin. Meine Mutter …«
    »Ist mir doch egal, wem das Geld gehört!«
    Wieder folgte erregtes Gemurmel, dann war deutlich zu hören: »Entweder kriege ich das Geld, bevor wir abfahren, oder ich werde Lord Westlake alles erzählen!«
    »Das wirst du nicht wagen!«
    »Du wirst ja sehen.«
    Oliver hatte genug gehört. Er riss die Tür auf und polterte in Sebastians Zimmer. Die beiden Männer stritten so erbittert, dass sie ihn zunächst nicht bemerkten.
    »Ich sage doch, ich kann das Geld nicht beschaffen!«, rief Sebastian.
    Simon drohte: »Und ich sage, besorg es, sonst …!«
    »Das reicht!« Oliver durchquerte den Raum und schob sich zwischen die beiden. »Sie!«, wandte er sich an Simon. »Wenn Sie auch nur einen Funken Grips haben, dann verschwinden Sie auf der Stelle und lassen sich nie wieder blicken!«
    Simon sah ihn erstaunt an, dann begann er zu begreifen. Zu seiner Überraschung sah Oliver, wie ihm Tränen der Wut in die Augen stiegen.
    »Das ist also mein Nachfolger«, sagte Simon mit bedeutungsvoller Stimme.
    »Ich habe mit Ihnen nichts gemein, schreiben Sie sich das hinter die Ohren!«, blaffte Oliver.
    »Ein Idiot sind Sie, sonst nichts! Diese feinen Pinkel sind doch alle gleich. Die benutzen einen bloß, und dann lassen sie einen fallen. Sie brauchen gar nicht so arrogant zu tun!« Simon wurde immer lauter. Oliver warf einen Blick zur Tür.
    »Reden Sie gefälligst leiser!«
    »Den Teufel werd ich tun! Ich werde der ganzen Familie haarklein schildern, was für ein degenerierter Mensch Sebastian Templeton ist.«
    Er stürzte zur Tür. Sebastian war schneller, er sprang an Oliver vorbei.
    »Nein!« Sebastian erwischte Simon noch an der Schulter und riss ihn zurück. Simon verlor das Gleichgewicht und schlug mit dem Gesicht voran

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