Rashminder Allerlei (German Edition)
uns nicht einmischen.“
Eryk kniete nieder und drehte Kaiden auf den Rücken, der das mit einem leisen Schnaufen geschehen ließ.
„Warum hört es nicht auf, Lark?“, wisperte er tränenerstickt, den Kopf in Kaidens Halsbeuge geborgen. Er musste den ruhigen Herzschlag spüren, er musste sicher sein, dass alles gut mit ihm war. Zu oft waren sie in tödlicher Gefahr gewesen. Zu stark war noch immer der Schock über die endlosen Minuten, in denen Kaiden tatsächlich gestorben und auf magischem Wege zurückgekehrt war, nachdem Naxander ihm das Atmen verboten hatte …
„Warum können wir nicht in Frieden leben und alt werden? Warum?“
„Weil er ist, was er ist, selbst nach der Beschränkung, die die Drachen ihm auferlegt haben: der mächtigste Magier unserer Zeit“, sagte Lark sanft. „Ein friedliches, langweiliges Leben ist für ihn einfach nicht vorgesehen. Wenn du das nicht ertragen kannst, musst du dich von ihm trennen.“
Eryk küsste zart Kaidens Lippen, was eine kurze innere Regung provozierte – Kaiden hatte ihn gespürt, war aber zu tief im Schlaf gefangen, um aufzuwachen.
„Komm.“
Lark zog ihn unnachgiebig mit sich.
„Das Schicksal hat bereits begonnen, seinen Lauf zu nehmen. Wir müssen fort!“
Wie betäubt ließ Eryk sich in Stiefel und Mantel zwingen und durch die nächste Wand zerren. Warum musste immer alles so plötzlich geschehen? Konnte das Schicksal sich nicht mal vorankündigen? Per Post vielleicht?
~*~
Er musterte die jungen Körper, die sich an Straßenecken und Hauseingängen zur Schau stellten. Dem jüngsten gab er einen Wink; ein Mädchen, schätzungsweise acht Jahre alt. Es versuchte tapfer, seine nicht vorhandenen weiblichen Reize zu betonen und folgte ihm willig, als er ein Geldstück aufblitzen ließ.
„Du weißt, wo die beiden Männer wohnen, die Verschwundenes finden und magische Rätsel lösen können?“ Das Kind nickte scheu. Jeder kannte Kaiden und Eryk, in ganz Rashmind waren ihre Namen Legende.
„Diesen Brief musst du dem Magier geben. Schau, sein Name steht auf dem Umschlag.“ Wieder nickte die Kleine, die blauen Puppenaugen weit aufgerissen. Schrift war für diesen Straßenpöbel eine eigene Art von Magie, die ihnen auf ewig verwehrt bleiben würde.
„Es ist wichtig, dass nur der Magier diesen Brief erhalten darf. Wenn du den Umschlag verlierst oder ihn wegwirfst, werden schreckliche Dinge geschehen.“ Horror und Neugier fochten ein hartes Gefecht in dem Gesicht des Mädchens. Ja, er hatte die richtige Wahl getroffen, die Kleine war jung genug, um sich mit Worten allein beeindrucken zu lassen, und alt genug, um den Weg finden zu können.
„Das hier ist für dich. Der Magier wird dir ebenfalls eine Belohnung geben, sobald er den Brief erhält.“
Er ließ eine goldene Münze in die kleine, schmutzige Hand fallen. Schneller als er blinzeln konnte war das Geld verschwunden.
„Nun beeil dich. Denk daran, es muss der Magier sein. Das ist der Rotschopf.“ Den letzten Satz fügte er hastig hinzu, als ihm einfiel, dass dieser Punkt womöglich nicht selbstverständlich war. Er durfte nichts dem Zufall überlassen!
Schweigend wirbelte das Kind herum und rannte los. Er hingegen marschierte in die entgegengesetzte Richtung davon. Seine Zeit der Rache war endlich gekommen!
Kapitel 2
Eryk blinzelte verwirrt, als er sich in Vandas Taverne wiederfand. Trotz der späten Abendstunde herrschte noch reger Trubel, wobei die Zecher mittlerweile den Zustand fröhlicher Geselligkeit überschritten hatten und entweder mit Gebrüll oder den diversen Folgen von Volltrunkenheit beschäftigt waren. Die Stimme von Larks Schwester übertönte mühelos alle anderen. Vanda war für ihre Wutanfälle berüchtigt – einer der Gründe dafür, dass sie als unverheiratete Frau überhaupt eine Taverne führen durfte. Der Stadtrat wie auch die Gilde der Brauer, Winzer und Wirte wollten weder Lark den Größeren noch Vanda verärgern.
Da Vanda im Schankraum nicht zu sehen war und ihr Geschrei nicht aus der Küche kam, wandte Eryk sich sofort dem Nebenzimmer zu. Er kannte Lark schon lange genug, um zu wissen, dass der ihn nicht ohne Grund hierher gebracht hatte statt ins Hauptquartier der K.R.R.F. oder vielleicht noch in Larks Haus. Dasjenige, welches er zum Wohnen und Schlafen verwendete. Da sein Freund ihm den Vortritt ließ, musste er mitschuldig an Vandas Wut sein …
„… Grund geben, diese Ratte in MEIN Haus kommen zu lassen!“, zeterte Vanda. Ein Stuhl zersplitterte
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