Rashminder Nächte (German Edition)
provozierten, konnten ihn lange vom Schlaf fernhalten.
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Noch bevor Kaiden die Augen aufschlug wusste er, dass es ein Fehler war, den er bereuen würde. Von heute an nur noch Wasser!, schwor er sich selbst. Das bisschen Tageslicht, das durch die geschlossenen Fensterläden drang stach wie Nadeln in seine Augen und der Kopfschmerz flammte hinter seiner Stirn hoch wie ein Steppenbrand. Stöhnend versuchte Kaiden sich zu erinnern, was letzte Nacht geschehen war. Eine Begegnung mit einer durchgehenden Kuhherde war es wohl nicht gewesen, auch wenn es sich so anfühlte.
Meister Holgo – entführter Sohn – Streifzug durch die Tavernen – viel zu viel Bier – und dann?
Kaiden unterdrückte all die Schmerzlaute, die er am liebsten herausgeschrien hätte, als er sich mühsam aufzusetzen versuchte. Irgendwo hatte er noch etwas von dem wundersamen Elixier, das zuverlässig gegen den Saufschädel half … Allmählich erwachten auch seine anderen Sinne, sodass Kaiden mehr wahrnehmen konnte als nur Übelkeit, Kopfschmerz und grässlichen Durst. Dass er nackt war, irritiere ihn. Zu dieser Tatsache gehörte eine Erinnerung, die sich nicht fassen lassen wollte – bis sein Blick auf Eryk fiel, der wie erschlagen auf dem Bauch lag und fest schlief.
Oh Göttin der Weisheit, ich hab doch nicht wirklich rumgeheult?, dachte Kaiden entsetzt. Hoffentlich war Eryk selbst zu betrunken gewesen, um sich daran erinnern zu können! Scham brannte so heiß in ihm, dass es alles andere verdrängte. Nachdem er sein Heilelixier gefunden und heruntergewürgt hatte, ging es Kaiden aber sofort in jeder Hinsicht besser. Was auch immer er letzte Nacht gesagt oder getan haben mochte, er war so volltrunken gewesen, dass absolut alles damit entschuldigt werden konnte. Selbst wenn er Eryk erzählt haben sollte, dass er sich mit der Riesenschildkröte ihres Nachbarn zur linken Seite verloben wollte, würde sein Partner sich keine Sorgen zu seiner geistigen Gesundheit machen. Dass Kaiden etwas von seinen wahren Sehnsüchten erzählt hatte, schloss er aus. So betrunken konnte er nicht werden, um so völlig außer Kontrolle zu geraten.
~*~
Kaiden hatte den Bericht über das, was Eryk in der Nacht erfahren hatte, unbewegt hingenommen. Er hatte lediglich einige sachliche Fragen gestellt und war dann zu seinem gewohnt anstrengenden Selbst zurückgekehrt. Eryk hatte das Geplapper über alles Mögliche und Unmögliche sowie das agile Umherwuseln seines Partners lange genug toleriert, um einen kräftigen Schluck von Kaidens Kopfschmerz-Weg-Elixiers und ein Frühstück zu genießen. Dieser Zaubertrank war absolut widerlich und durfte sowieso nur sparsam genommen werden, er machte süchtig. Ein kräftiges Essen, so wie sein Partner es servierte, war deutlich besser, um einen Mann mit der Welt zu versöhnen. Niemand war so geschickt darin, Teigfladen aufzubacken und mit einer Mischung aus Käse, Kräutern und Gewürzen köstlich zu füllen, wie Kaiden. Dafür konnte man ihm so einiges verzeihen.
Sein Partner schimpfte hinter ihm her, als Eryk ihn einfach mit dem Abwasch stehen ließ und sich in den Keller verzog. Unter der Wäschetruhe im Schlafzimmer befand sich eine Falltür, die in das unterirdische Reich dieses armseligen Häuschens führte. Zuerst gelangte man in eine enge, unschuldig aussehende Vorratskammer, doch hinter einem Regal öffnete sich eine Tür zu zwei weiteren Räumen. Der eine bot großzügigen Platz für ihr Waffentraining; in dem anderen bereitete Kaiden seine Elixiere zu und verwahrte all die gelehrten Bücher und Ingredienzien, von denen manche ein Vermögen wert und beinahe alle strikt verboten waren.
Magier hatten einen merkwürdigen Stand in Rashmind. In jedem anderen Land des Kontinents wurden magisch begabte Kinder zu Priestern geweiht, da sie so offensichtlich von den Göttern erwählt waren. Magie auszuüben, ohne Priester zu sein, war verboten. Undenkbar. Blasphemie! Auch in Rashmind galt dieses ungeschriebene Gesetz, trotzdem lebten hier einige hundert Magier, die keinem Tempel angehörten und sich nicht Priester nannten. Sie bildeten eine Art Gilde, zahlten hohe Abgaben an die Stadtobrigkeit und wurden darum geduldet. Die meisten Magier mühten sich eifrig, nützlich zu erscheinen und den Normalsterblichen zu helfen. Die anderen … nun, darum kümmerten sich ihresgleichen.
Eryk war froh, dass sein Partner erst nach weit über einer Stunde nachfolgte und finster blickend schwor, sich nie
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