Rashminder Nächte (German Edition)
lange gedauert, bis ich den Angelvanern auf die Fährte kam. Mein Bruder war als Sklave an einen reichen Fürsten verkauft worden. Als ich ihn fand, konnte ich nichts mehr für ihn tun, außer ihn sterben lassen.“ Lark winkte ab, als Eryk sich betroffen regte. „Seine Seele war längst tot gewesen, und als ich ihm versprach, Naxander aufzuhalten, hat er seinen Frieden gefunden. Ich habe noch sechzehn überlebende Geschwister und Halbgeschwister. Sie alle sind Teil meines Netzwerks geworden.
Wir wollten nur eines: Naxander zur Strecke bringen und der ganzen Sache endlich ein Ende machen. Der verfluchte Bastard ist zu gut geschützt, um einem Attentat zu Opfer zu fallen oder politisch ins Abseits zu geraten. Lark der Kleine hat sich mühsam hier eingeschlichen, war aber nie in das Verlies hinabgekommen. Er wusste zwar, wann Auktionen oder Orgien stattfanden, konnte aber nie die Garde verständigen – die Magier mussten von innen her überlistet werden.“
„Und was hat das jetzt mit uns zu tun?“, fragte Eryk verwirrt.
„Kaiden ist gestern noch einmal zu mir gekommen, ohne dich. Ich habe ihm gesagt, dass wir inzwischen eine schöne Falle vorbereitet hatten, für die ihr die Köder spielen musstet.“
Lark duckte sich unwillkürlich, wohl aus Sorge, dass Eryk wütend nach ihm schlagen könnte; doch Eryk knurrte bloß ungehalten, so viel hatte er sich inzwischen selbst zusammengereimt.
„Dieses Glasstäbchen hat Kaiden von uns bekommen – von meinen Leuten bei der Garde und den Stadtoberen, die Naxander endlich überführen wollten. Ein Magier hat das Glasding beschworen, sodass wir zum einen alles hören konnten, was in Kaidens Nähe gesagt wurde – das war wichtig, um im geeigneten Moment zuzuschlagen. Zum anderen konnte der Magier irgendwie erkennen, wo sich jeder Einzelne im Raum befand. Frag mich nicht, wie das funktioniert, Magie geht mir über den Verstand. Jedenfalls konnte so ein gezielter magischer Angriff geführt werden.“
„Und dein Bruder konnte so ein Stäbchen nicht mitnehmen? Warum mussten erst wir auftauchen?“
Lark zuckte die Schultern.
„Noch mehr Magie, mein Freund. Ein Magier musste das Ding tragen, damit es wirkt und mein Bruder ist nun einmal keiner. Wir hatten bereits zuvor einen Magus geschickt, aber dem hatte etwas Entscheidendes gefehlt: Ein Partner, nämlich, mit dem er … eben das tun konnte, was Naxander so gerne sieht. Diese Ortungsmagie benötigt ziemlich lange und es ist ungünstig, wenn sich die Leute zwischendurch bewegen. Hinrichtungen brauchen bei Naxander nicht allzu viel Zeit … Ihr zwei wart ein Geschenk des Himmels, das wusste ich in dem Moment, als du mir dieses Bild von dem Jungen gezeigt hast. Allein Kaidens wüster Lockenkopf ist schon perfekt, um das Glasding unauffällig zu verstecken, ihr seid risikoerprobt, habt euch von meinen eindrücklichen Warnungen nicht abschrecken lassen. Und zwischen euch ist genug Vertrauen, dass Naxander überhaupt Interesse hatte, euch zu versuchen. Für zwei Jungs, die sich lieber was abschneiden als einen anderen Kerl zu berühren hätte er seine Zeit nicht verschwendet!“
„Und ich durfte davon nichts wissen, weil …?“ Eryk war zu betäubt, um irgendetwas zu fühlen. Geistesabwesend spielte er mit Kaidens Locken und zupfte dabei dieses verhängnisvolle Glasstäbchen heraus.
„Du hättest anders reagiert, wenn du gewusst hättest, dass mein Bruder da sein würde, um euch zu enttarnen. Du bist ein Soldat, Eryk, ein guter, ehrlicher Mann. Das ist wunderbar, aber schädlich, wenn es ums Lügen und Schauspielern geht. Kaiden konnte sich mit einem Spiegelzauber schützen, der Überraschung und Schock vorgaukelte – deine Überraschung und deinen Schock.“
„Waren wir denn überhaupt in Gefahr? Oder mussten wir wirklich nicht viel mehr tun als Unzucht treiben ?“, murmelte Eryk niedergeschlagen. Die Logik hinter all dem leuchtete ihm größtenteils ein, dennoch fühlte er sich betrogen. Und Kaidens Schreie, sein qualvolles Wimmern ging ihm nicht aus dem Sinn. Mehr denn je fürchtete er, dass sein Partner wirklich nur gespielt hatte, ohne mehr als Freundschaft für ihn zu empfinden. Freundschaft, die jetzt womöglich zerstört war.
Lark nickte eifrig. „Oh, ihr wart in Gefahr, glaub das mal. Wir mussten uns weit genug abseits halten, damit die Gardisten nicht von den Wachmagiern aufgespürt wurden. Wenn jemand das mit dem Elixier herausgefunden oder die Spiegelmagie durchschaut hätte, wärt ihr umgebracht
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