Rashminder Nächte (German Edition)
bevor Eryk sich rührte und ein wenig das Gewicht verlagerte.
Wohlig seufzend blieb Kaiden so liegen. Eryks Körper hielt ihn nun auf eine angenehme Weise gefangen, er fühlte sich beschützt und geborgen unter diesem starken Leib. Ihm war warm, Müdigkeit bedrängte sein schwindendes Bewusstsein.
Wenn er mich nur nicht hasst …, dachte Kaiden. Er war wund, wahrscheinlich blutete er. Es war ihm gleichgültig, am liebsten wäre er für immer so liegen geblieben. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief er ein.
~*~
„Aufwachen!“ Lark der Kleine rüttelte an Eryks Schulter. Benommen stützte er sich hoch – Gardisten starrten auf ihn herab, gewiss ein Dutzend. Erschrocken fuhr Eryk auf, die Erinnerung an alles, was geschehen war, sprang ihn sofort an wie ein Raubtier.
Kaiden!
Entsetzt starrte er auf die regungslose Gestalt unter ihm, wollte nach ihm greifen, fuhr herum, als er am Arm berührt wurde.
„Langsam, Junge, schön langsam!“, brummte Lark der Kleine.
Auf seinem Wink hin zogen sich die Gardisten zurück, was Eryk irritierte, aber gleichgültig war.
Kaiden, was war mit ihm?
„Er schläft nur, keine Sorge. Hier, zieh dir was an.“ Lark drückte ihm ein Stoffbündel in die Arme, das er erst auf dem dritten Blick als seine eigene Kleidung erkannte. Mechanisch streifte er sich Hemd und Hose über, während er versuchte zu begreifen, was hier gerade geschah. Wo waren denn alle hin? Was machte die Garde hier? Und wie sollte er diese hämmernden Kopfschmerzen überleben?
„Atme durch, Junge. Ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung.“
Eryk starrte diesen Mann an, den er bislang nur als unwichtigen kleinen Bruder eines Mannes gekannt hatte, dem er nicht weiter vertraute als er spucken konnte. Die Halle war leer, man hatte also die Jungen befreit. Alles war ruhig. Kaiden eingeschlossen. Die schwarzen Blutergüsse auf Kaidens Unterarmen waren ein fürchterlicher Anblick. Er wich zurück, untersuchte mit zittrigen Händen den wehrlos niedergestreckten Körper des Mannes, den er kurz zuvor entweiht hatte. Geschändet. Von Liebe konnte wirklich keine Rede sein, auch, wenn Eryk sie gefühlt hatte, als er Kaiden nahm. Er hätte schreien können, was hatte er nur getan!
Lark zog ihn weg und drückte ihn zu Boden.
„Bleib da, ich zieh dem Kleinen erst mal was an.“ Mit ruhigen Handgriffen verhüllte er Kaiden, der sich das alles leise wimmernd gefallen ließ. Verstört hockte sich Eryk neben ihn und streichelte über die bleichen Wangen. Kaidens Lippen waren blutig gebissen – war er das gewesen, mit seiner rücksichtslosen Attacke, die man kaum einen Kuss nennen durfte? Oder hatte sich der arme Kerl selbst malträtiert, um die Schreie zurückzuhalten? Am liebsten hätte Eryk sich weinend an ihn gepresst und um Verzeihung gebettelt. Ein Glück, dass er schlief, Kaiden würde so rasch nichts stören. Wenn er erwachte, würde …
„Er ist in Ordnung, wirklich.“ Eryk blickte verblüfft hoch als er die Stimme desjenigen erkannte, der sich unbemerkt zu ihnen gesellt hatte: Lark der Größere.
Die Brüder nickten einander zu, der jüngere der beiden verschwand.
„Wir haben dich hintergangen, Eryk. Dein Partner ist deswegen tausend Tode gestorben, er hatte panische Angst, dass du ihn dafür hassen wirst.“
Eryk schloss die Augen. Das einzige, was er denken konnte war NEIN. Er wollte nicht, dass das hier eine Lüge gewesen war. Er würde es nicht ertragen, falls Kaiden sich ihm unabhängig vom Zwang nicht, wenn schon nicht aus Liebe, dann doch wenigstens aus Freundschaft und Zuneigung hingegeben hatte. Sollte all das, was er gesagt hatte, bevor Eryk außer Kontrolle geriet, nur aus Berechnung dahingeplappert worden sein? Wenn Kaiden sich mittels Magie in einen ekstatischen Zustand versetzt hatte, um seine Abscheu gegen das zu vertuschen, was Eryk ihm angetan hatte …
„Was auch immer du gerade denkst, so war es nicht.“ Lark musterte ihn mit einer Ernsthaftigkeit, die Eryk unter die Haut ging.
„Die Angelevaner haben vor acht Jahren meinen jüngsten Bruder verschleppt. Lark der Kleinste.“ Er verzog den Mundwinkel zu einem müden Abklatsch eines Grinsens. „Er war fünfzehn, als er verschwunden ist. Ich habe die Uhrmacherwerkstatt meines Vaters verkauft, um das nötige Geld zusammenzukratzen, damit ich an Informationen kommen konnte. Ähnlich wie ihr beide habe ich mir ein Netzwerk durch ganz Rashmind und noch weit darüber hinaus aufgebaut, selbst nach Onur und Irtrawitt. Es hat
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