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Rashminder Tage 02 (German Edition)

Rashminder Tage 02 (German Edition)

Titel: Rashminder Tage 02 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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blieb auf Abstand.
    „Warum?“, fragte er lauernd.
    „Es hilft mir. Ich … es ist wie ein Ventil, ich kann den irrsinnigen Druck im Kopf loswerden und höre danach die Schreie und das Lachen nicht mehr …“ Cael klang verloren, er sah erbarmungswürdig aus. Trotzdem regte sich Natt nicht.
    „Ich bin kein Spucknapf, in den du reinrotzen kannst, um dich danach besser zu fühlen“, sagte er bewusst hart.
    Cael zuckte zusammen und wandte den Kopf ab.
    „So sehe ich dich auch nicht“, murmelte er betroffen. „Ich …“
Erneut fiel Schweigen über sie. Natt wartete, er war entschlossen, ihm die erste Reaktion zu überlassen. Es schienen Stunden dahinzugehen, bis Cael sich wieder regte.
    „Kannst du mich bitte halten?“, wisperte er, ohne ihn anzusehen. „So wie heute Mittag? Einfach nur halten? Es hatte geholfen …“
    Seine hohe zittrige Stimme, die Art, wie er hilflos die Hand nach ihm ausstreckte, berührte Natt zutiefst. Schweigend zog er ihn in seine Arme, legte sich dann mit ihm zusammen zu Boden nieder. Während er den weinenden Mann fest an sich gepresst hielt und ihm mit seinem ganzen Körper Wärme und Schutz gab, verstand er, warum Lark mit der falschen Karte eine direkte Ankunft verhindert hatte – der Mistkerl musste geahnt haben, dass Cael einen Zwischenstopp brauchen würde.
    Und beim Tempel, als es um jede Sekunde ging? Ay, es war gut, dass Kaiden Gelegenheit hatte zu beweisen, dass seine Fähigkeiten einwandfrei sind. Vielleicht hätte ich sonst nicht auf ihn gehört und die Geheimtür nicht genommen …
     
    ~~*~~
     
    „Kannst du schwimmen?“, fragte Cael. Natt brummte etwas, das nach einem gereizten blödsinnige Frage klang. Er grinste im Schutz der Finsternis. Sie waren endlich bei Karchos‘ Schlupfwinkel an der Südküste von Laymark angekommen, wenige Meilen von den Farkinseln entfernt, deren Umriss man sogar nachts erahnen konnte. Es war ein Stelzenhaus, das so gebaut worden war, dass es bei Flut nur per Boot oder schwimmend, bei Ebbe nur mühsam durch den nassen Sand stakend erreicht werden konnte.
    „Hier ist Tag und Nacht jemand, der Wache hält, aber in der Dunkelheit sieht man uns nicht. Nun komm, und bleib dicht bei mir! Wenn du verloren gehst, kann ich dir nicht helfen!“, wisperte Cael. Es passte ihm immer noch nicht, Natt dabei zu haben. Er war es gewohnt, nur auf sich selbst acht zu geben … Doch er sah ein, dass er es allein nicht packen würde. Wie er das hasste! Warum bekam er diese Bilder nicht aus dem Kopf?
    Seite an Seite glitten sie durch das eisige Wasser. Das Meer war ruhig, ohne Mühe gelangten sie zu den gewaltigen Stützpfeilern, auf denen das Haus ruhte. Sie waren glitschig, von Algen und Muscheln überwuchert. Es stank nach Salz, Tang und fauligem Fisch. Cael hatte nie verstanden, was so viele Menschen am Meer fanden. Allein dieser Geruch brachte Erinnerungen an seine Kindheit zurück, die er aus tiefster Seele verabscheute. Wenn er den Rest seines Lebens im Gebirge verbringen müsste, tausend Meilen fern vom Meer, wäre das längst nicht weit genug!
    Gemeinsam hangelten sie sich die Querverstrebungen hoch. Cael schnitt sich dabei am messerscharfen Rand einer Muschel, doch das kümmerte ihn nicht weiter. Natt folgte ihm, er kletterte geschickt und hielt das Tempo. Sie steuerten auf eine hölzerne Klappe zu, die sich in fünfzehn Schritt Höhe befand. Hier wurden die Küchenabfälle entsorgt. Cael war sich sicher, dass um diese Zeit niemand dort sein würde. Da nur die Bandenmitglieder davon wussten, wurde sie nicht bewacht.
    Mit angehaltenem Atem drückte er die Klappe nach oben. Alles war still. Es war anstrengend, sich gegen das rutschige Holz zu sichern, Cael war froh, als er endlich auf festem Boden lag. Zeit zum Ausruhen gestattete er sich nicht. Er half Natt beim Einstieg und schloss die Klappe lautlos.
    „Bleib immer in meiner Nähe“, wisperte Natt. „Wenn was ist, können wir gemeinsam durch die Wände entkommen.“
    „Ay.“
    Sie warteten, bis ihre Augen sich an die matten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, bevor sie durch die Küche huschten. Überall standen Geschirr und Arbeitsgerätschaften herum, es stank nach gebratenem Fleisch, Rum, Abfall und allerlei faulenden Lebensmitteln. Eine Herausforderung der besonderen Art, hier keinen Lärm zu verursachen – und ein weiterer Grund, warum Karchos gelassen auf eine Wache an der Küchenklappe verzichtete.
    Sie mussten eine Treppe hoch und an zwei Räumen vorbei, in denen die

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