Rashminder Tage 02 (German Edition)
Zukunft zu ermöglichen.“
„Nun, das wäre der nächste Punkt: Was mache ich mit jenen Frauen und Kindern, die plötzlich als freie Menschen in den umliegenden Dörfern einfallen?“
„Verteilt sie sparsam, nicht zu viele von ihnen an einen Ort. Zwei, drei neue Familien kann eine Dorfgemeinschaft verkraften. Sie gewinnen Frauen, die gewohnt sind, sehr hart zu arbeiten. Sie gewinnen Kinder, die sich klaglos einfügen und auf den Feldern mitarbeiten können, sobald sie alt genug sind. Vielleicht zahlt Ihr den Unterhalt an die Dorfvorsteher? Gewährt den Frauen ein kleines Stück Landfläche zur Bewirtschaftung und sei unbesorgt, sie werden arbeiten und Steuern zahlen.“
„Trotzdem würde ich damit ein Risiko eingehen. Was ist mit den Sklaven, die keine Familie haben? Werden sie nicht revoltieren, weil ihnen die Möglichkeit verwehrt bleibt, aus der Sklaverei auszubrechen?“ Kumien zeigte sich nun ernsthaft interessiert und Lys wusste, er hatte bereits gewonnen. Er konnte es kaum fassen, dass er tatsächlich hier stand und Möglichkeiten aushandelte, das Leben der Sklaven zu verbessern. Ihn hatten solch furchtbare Schuldgefühle geplagt, weil er jene, die ihn und vor allem Kirian aufgenommen hatten, auf der Flucht hatte in Stich lassen müssen. Kirian erging es da noch schlechter, auch wenn er nicht darüber sprach.
„Die Alten werden verzichten, um die braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen. Ich weiß, dass die meisten derjenigen, die in die Sklaverei hineingeboren wurden, keinen großen Unterschied kennen zwischen sich und einem leibeigenen Bauern. Abgesehen von den Peitschen und dem Recht, sie jederzeit töten zu dürfen, sind die Unterschiede tatsächlich gar nicht mal so groß … Die jüngeren Sklaven sollten keine Schwierigkeiten haben, Frauen zu finden. Wer keine eigenen Kinder zeugen kann, nun, es gibt immer wieder verwaiste Sklavenkinder, die adoptiert werden können.“
Kumien nickte langsam.
„Ich werde es überdenken und mit meinen Ratgebern absprechen. Es könnte funktionieren, und man muss nicht gleich im großen Stil beginnen.“
„Noch etwas: Tauscht die Sklaven aus. Für jeden, den Ihr aus Pocils Mine wegschickt, damit er sein Wissen weitergibt, schickt Ersatzleute aus den anderen Minen. Die können vor Ort lernen, was es alles zu wissen und zu beachten gibt.“
Lys kaute auf seiner Unterlippe herum, tief konzentriert darauf bedacht, alle Eventualitäten auszuschließen. Er wollte das bestmögliche für Arkin und seine Leute heraushandeln!
Als Kumien ihn unvermittelt an den Armen fasste, schrak er zusammen.
„Das war das eine, was ich von dir verlangen wollte“, murmelte er.
Lys Herz begann wild zu pochen. Er hatte keine guten Vorahnungen, was die zweite Bedingung sein mochte, und Kumien war ihm schon wieder viel zu nahe … Die Abneigung, die er eben noch gespürt hatte, war wie von Zauberhand verschwunden.
„Ich möchte einen Kuss, Lys. Einen einzigen. Du hast nie zugelassen, dass ich dich küsse, obwohl du mir sonst deinen Körper ungehindert überlassen hast. Küss mich, und du darfst noch in dieser Stunde mit deinem Geliebten abreisen.“
Lys starrte ihn aus großen Augen an.
„Ich werde es Euch nicht verweigern, aber ich weiß nicht, ob es Euch glücklich machen wird, Herr“, flüsterte er. „Auch hier werdet Ihr mein Herz nicht finden.“
„Ich weiß.“ Traurig umfasste Kumien Lys’ Wangen und betrachtete ihn lange, auf zärtliche Weise. Er schien jedes winzige Detail für die Ewigkeit aufnehmen zu wollen, so, als würde er einen kostbaren Schatz aufgeben. Tiefes Bedauern und Mitleid ergriff Lys für diesen Mann. Er spürte die Liebe, die Kumien für ihn empfand. Er war bereit, ihn freizugeben, bereits zum zweiten Mal. Alles, was er ihm angetan hatte, war letztlich dafür gedacht gewesen, ihn, Lys, zu sichern und an die Seite des Mannes zu führen, zu dem er wahrhaftig gehörte. Er wich nicht zurück, als Kumien sich ihm näherte. Sein Herz dröhnte in seinen Ohren, als ihre Lippen sich trafen. Es war ein sanfter Kuss, und er ließ Lys nicht unbewegt. Wie von selbst schlangen sich seine Arme um den starken Körper, seine Lippen teilten sich und gaben Kumien Einlass in seinen Mund. Die Zärtlichkeit und Leidenschaft des Layns hielten keinen Vergleich mit Kirian stand, doch es war kein Wettbewerb, sondern eine Geschenk, das Lys ihm gerne gab. Er schloss die Augen und gab sich ihm hin, mit einem winzigen Rest von Misstrauen, der ihn auf der Hut bleiben ließ.
Als
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