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Rashminder Tage 3 (German Edition)

Rashminder Tage 3 (German Edition)

Titel: Rashminder Tage 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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nicht? Das ist nicht so schlimm. Damit habe ich lediglich den Weg bereitet, damit wir beide spielen können.“ Zu viele, viel zu weiße Zähne grinsten Natt an.
    Er kämpfte gegen einen Anflug von Übelkeit, als Karchos sich schwarzseidene Handschuhe überstreifte und sich von einem seiner Helfer einen kleinen Tiegel aus Steingut anreichen ließ. Darin befand sich eine fettig glänzende weiße Paste, von der ein unangenehm stechender Geruch ausging.
    „Das hier ist ein sehr interessantes und wirksames Foltermittel“, erklärte Karchos mit einem kalten Lächeln. Er zerrieb etwas von der Paste zwischen den stoffgeschützten Fingern und strich es dann über Natts rechten Arm.
    Er spürte – nichts.
    Kein Schmerz, kein Brennen, es folgte weder Rötung noch Schwellung.
    „Es ist nichts weiter als irgendeine Paste. Recht hilfreich bei trockenen Schuppenflechten, sofern die Haut unversehrt ist. Berührt sie hingegen eine Wunde, und sei sie noch so oberflächlich und unbedeutend, kaum mit bloßem Auge zu sehen, wirkt es schrecklicher als Feuer oder irgendeine Säure. Oh, es verschlimmert die Wunde nicht, es frisst dir keineswegs die Haut von den Knochen, auch wenn es sich ganz genau so anfühlt. Im Gegenteil, mindere Kratzer verschwinden sofort und selbst tiefe Verletzungen heilen damit rasch ab. Der Schmerz allerdings wird dich wunschgemäß dazu bringen, zu schreien, zu weinen, um Gnade zu flehen, nach deiner Mama zu brüllen, in die Hosen zu pissen und was es sonst so gibt. Du wirst darum betteln sterben zu dürfen und mir anbieten, dass ich dich lebendig in Stücke hacken darf, wenn ich dafür davon ablasse, dir das Ganze ein zweites Mal anzutun.“
    Natt wurde bewusst, dass er wie wild mit dem Zeigefinger auf das Holz tippte. Schwer atmend zwang er sich aufzuhören. Karchos gelassen anzusehen, das Schreckensszenario nicht an sich herankommen zu lassen. Er wusste, dass er versagte.
    „Ich habe dieses Mittel schon hunderte Male benutzt. Fast alle haben ähnlich tapfer und mutig begonnen wie du. Hm, nun gut, du hältst dich tatsächlich besonders wacker. Nahezu alle waren schon an dieser Stelle kurz vor dem Heulen. Jene sind bereits nach dem ersten Mal vollständig zusammengebrochen. Noch keiner hat es bis zum dritten Kratzer geschafft, ohne mir jedes Geheimnis seines unbedeutenden kleinen Lebens entgegenzuschreien. Mal schauen, wann es dich zerbricht.“
    Karchos erhob sich und schritt um Natt herum. Derjenige, der ihm den Kopf gehalten hatte, ließ ihn los – überraschend umsichtig, er achtete darauf, dass Natt nicht mit dem Gesicht auf die Platte prallte, sondern den Kopf langsam ablegen konnte.
    Das kühle Holz fühlte sich beinahe angenehm auf der erhitzten Wange an.
    „Ich habe lange experimentiert, wie viel ein gesunder Mensch ertragen kann. Drei Runden genügten bei den meisten, um den Verstand zu verlieren. Fünf war das Äußerste, bevor selbst die Stärksten und Gesündesten von einem Herzschlag hinweggerafft wurden. Ich will einige Fragen von dir beantwortet haben, mein Freund. Was denkst du, wie lange es dauern wird, bis du mitspielst?“
    Bevor Natt reagieren konnte, fuhr Karchos’ Finger über einen der Kratzer auf seinem Rücken. Namenlose Qualen explodierten in seinem Bewusstsein, hüllten ihn vollständig ein, zerfraßen ihn von außen nach innen, verbrannten seinen Körper zu Asche. So musste es sein, wenn man auf einem Scheiterhaufen stand. Natt schaffte es einzuatmen, es riss ihn dabei in Stücke. Ohne an Gegenwehr denken zu können, verlor er die Herrschaft über sein gesamtes Sein. Er schrie, und schrie, und schrie …
    Als Natt aus der Wolke glühenden Schmerzes auftauchte, nahm er nur verzögert wahr, was gerade mit ihm geschah. Er hörte sich selbst röchelnd nach Luft japsen, schmeckte salzige Tränen und das Blut seiner zerbissenen Lippen. Sein ganzer Leib zuckte und bebte unkontrolliert. Er spürte, dass er sich wie wild aufgebäumt haben musste, denn seine Hand- und Fußgelenke brannten und er sah vor seinen verschleierten Augen Blut über seine Arme rinnen. Benässt hatte er sich nicht, soweit er es bestimmen konnte, was allerdings kein wirklicher Trost bedeutete. Eigentlich war es ihm vollkommen gleichgültig.
    Der Schnitt, von dem das Inferno ausgegangen war, brannte nicht mehr, im Gegensatz zu den fünf anderen, die ihm im Moment mit übelkeitserregender Eindringlichkeit bewusst waren. Er erinnerte sich zu genau, warum er hier lag und sich so erschöpft und zerschlagen fühlte,

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