Rashminder Tage 3 (German Edition)
doch endlich wieder bewusstlos werden, so viel Elend und Schmerz war unerträglich!
„Zieht ihm was an und bringt ihn zurück in die Kammer. Sobald die Ebbe einsetzt, wechseln wir ins andere Versteck.“
Kammer. Das klang gut. Das klang nach weg von hier . Nach einem Ende der Folter. Es klang allerdings auch nach „am Leben lassen“, was Natt in ein neues Tal der Verzweiflung gestürzt hätte, wäre er zu so etwas noch fähig gewesen. Er wollte sterben. Einfach nur sterben und nie wieder Schmerzen fühlen!
Hände packten grob zu, rissen an dem Körper, den Natt so dringend verlassen wollte. Man zwang ihn in die Höhe. Schleifte ihn irgendwo hin. Nicht einmal stöhnen konnte er … Sein Bewusstsein wurde erschlagen von dem gewaltsamen Dröhnen in seinem Kopf. War das sein Herz? Schwer prallte er zu Boden, als die Männer ihn losließen. Kein Licht mehr, das seine Augen quälte, auch wenn er sie geschlossen hatte. Keine Fesseln. Dunkelheit und Stille. Die Gewissheit umhüllte ihn wie ein wärmender Mantel, dass es tatsächlich vorbei war. Keine Fragen mehr. Kein Schmerz. Nichts mehr.
Kapitel 7
Cael wartete zitternd vor Wut und Anspannung, bis die beiden Kerle endlich außer Sicht- und Hörweite waren. Karchos hatte keine Wache aufgestellt, er verließ sich wohl darauf, dass die Flut und der Sturm da draußen ausreichten, um jeden, der noch bei Verstand war, vom Stelzenhaus fernzuhalten. Nun, bei Verstand war er schon längst nicht mehr, dachte Cael grimmig, während er zu der einfachen Holztür hinüberhuschte, die ihn von Natt trennte. Er war auf dem gleichen Weg wie zuvor eingebrochen, hatte in der Küche gewartet, bis er nicht länger bei jedem Schritt tropfte. Seine Kleidung hatte er in der vorsorglich für diesen Einsatz mitgenommenen wasserdichten Rückentrage transportiert, in der sich auch seine gesamte Ausrüstung befand, weshalb er zumindest in dieser Hinsicht trocken und einsatzfähig war. Das Risiko, dass ihn seine helle Haut in der Nacht verraten würde, war bei dem dichten Regen zu vernachlässigen gewesen.
Natts Schreie hatten ihm den Weg gewiesen, was ihn soweit erleichterte, dass die Frage, ob er lebte, damit geklärt war. Danach hatte er stundenlang mit anhören müssen, wie Natt befragt und gefoltert wurde, bis Karchos schließlich in einer seltsamen Mischung aus Verachtung und staunender Anerkennung gesagt hatte: „Genug, er wird nicht reden und ganz gewiss nicht innerhalb der nächsten zwölf Stunden aufwachen. Wenn überhaupt.“
Es war so furchtbar gewesen, aus dem Gestammel zu erkennen, dass Natt immer wieder versucht hatte, den Fluch zu erklären, während Karchos hatte glauben müssen, dass sein Gefangener ihm trotzig widerstand …
Die ganze Zeit über hatte Cael vor Hass und Wut gekocht. Nur allzu gerne wäre er wie ein dreigehörnter Schattenfresser über die Bande hergefallen, um jeden Einzelnen in Stücke zu reißen. In den furchtbaren Momenten, als Karchos fragte, ob Natt tot sei, war er wie erstarrt gewesen. Das hatte ihnen allen das Leben gerettet, denn es war die ganze Zeit über ausschließlich die Sorge um Natt gewesen, die ihn zurückgehalten hatte. Wäre der unter ihren Händen weggestorben, wäre es auch um Karchos geschehen gewesen, und um so viele seiner Männer, die Cael fähig gewesen wäre mitzunehmen.
Das lächerliche Schloss der Tür hielt ihn nicht auf. Er hätte es innerhalb von Sekunden aufbrechen können, benutzte aber lieber seinen magischen Schlüssel, um nichts zu beschädigen. Cael hatte bereits einen Plan, wie er weiter vorgehen musste und setzte ihn präzise und effektiv um: Er packte sich Natts regungslosen Körper sowie die Kleidung, die diese Schweine achtlos daneben geworfen hatten, statt sie ihm befehlsgemäß anzuziehen. Cael trug ihn in eine zweite Vorratskammer, die direkt angrenzte, und verbarg ihn dort hinter einem Stapel leerer Säcke. Dann eilte er zurück in Natts ursprüngliche Kammer und brach mithilfe seiner Ausrüstung ein Loch in den Holzboden, gerade groß genug, um einem Mann Durchlass zu bieten. Schäumende Gischt und kalte Windböen drangen durch die Öffnung. Er hasste den Geruch von Meerwasser, das Gefühl von salziger Nässe auf der Haut!
Ein dünnes Seil war rasch an einem Balken befestigt, das lose Ende ließ er hinab zum Wasser hängen, das weiterhin sturmgepeitscht kochte. Es war ein Glück, dass der Wind so laut heulte, so musste Cael kaum fürchten, dass man sein Werken hören würde. Sobald er fertig war,
Weitere Kostenlose Bücher