Rasputins Tochter
darfst.“
„Natürlich nicht.“
„Es waren nur die dunklen, die bösen Priester, die unseren Namen änderten. Sie trachteten danach, und zu finster zu machen, und zu schwärzen mit Gerücht und Andeutung, damit andere fernbleiben würden. Und ja, es waren die Priester, die uns mit diesem Namen brandmarkten.“ So grimmig wie eine ertrinkende Person zog sie mich wieder nahe zu sich. „Sie nannten uns die Chlysti “ - die Geißler. „Aber sie lügen! Sie sagen schreckliche Dinge und sie sagen, dass wir Brüste von Jungfrauen abschneiden und sie essen! Die Priester lügen, um ihre Positionen zu schützen und ihre goldenen Kleider und Perlenhüte zu behalten!“
„Vielleicht“, sagte ich so verängstigt von ihr wie ich von ihren gotteslästerlichen Worten.
„Es ist Wahrheit!“, schrie sie beinahe.
Dieses Mal war ich es, die sie festhielt. Meinen Arm unter ihren einhakend, zog ich sie dahin.
„Wir müssen uns beeilen.“
„Ich sage dir die Wahrheit. Wirklich!“
„Ich weiß, ich weiß. Aber wir sind spät dran und … und jemand wird uns bemerken, wenn wir hier viel länger stehen.“
Madame Lochtina zuckte bei dem Gedanken zusammen und blickte verstohlen die Straße rauf und runter, wobei sie die tiefe Nacht nach Geheimagenten absuchte.
„Schauen!“, keuchte sie. „Ich sah sich etwas bewegen, einen Schatten! Jemand ist dort hinten, jemand folgt uns!“
Ich blickte vorsichtig, aber sah niemanden, nur eine verlassene Straße. „Kommen Sie schon, wir müssen weitergehen.“
Schließlich begann sie sich zu bewegen, und als wir weiterdrängten, klammerte sie sich an meinem Arm fest und stammelte dahin, wobei sie sagte: „Ich werde dir das Geheimnis der Aktivitäten heute Nacht sagen, mein Kind. Kennst du sie? Tust du das?“
„Also, ich -“
„Es ist alles über lossprechen, die Dunkelheit loszuwerden. Merke dir einfach, wenn du ein Glas mit schmutzigem Wasser hast, gibt es keinen Weg, was faul ist, sauber zu machen. Auch wenn du etwas reines heiliges Wasser hineintust, wird das Wasser im Glas verdorben bleiben. Satan ist so mächtig, dass nur ein Tropfen von ihm alles ruinieren kann. Also, was kann man tun? Man muss zuerst das Glas leeren!“
Das machte Sinn, dachte ich. Ich selbst hatte mich nie so schmutzig gefühlt und benötigte Reinigung wie jetzt.
„Man muss dieses verdorbene Wasser wegwerfen, egal wie wenig oder wie viel in dem Glas ist! Und erst, wenn man es weggeschleudert hat, erst wenn man das Gefäß geleert hat, ist das Reinheit und Unschuld, und dann - und nur dann! - ist da ein heiliger Ort für das frischeste Wasser, um hineinzukommen und ohne Verunreinigung gelagert wird.“
„Ich verstehe“, erwiderte ich, wobei ich nicht nur in meinem Kopf, sondern ebenso in meinem Herzen verstand.
Arm in Arm eilten wir dahin, zwei Frauen, eine junge mit Stiefeln, die im Frost knirschten, und eine alte, ihre mit Lumpen umwickelten Füße fegten durch den Schnee. Als sie an meinem Arm zog, bogen wir rechts an der nächsten Straße ab. Einen halben Block später tauchten wir in eine Seitengasse und wanden uns durch die Mitte eines Blocks. Auf einer Hauptverkehrsstraße auftauchend, gingen wir weiter nach links. Und so ging ich zumindest eine halbe Stunde. Mit einem Lächeln auf meinem Gesicht dachte ich, wie mich Papa dafür einsperren würde, so spät draußen zu sein und in den dunklen Straßen mit bloß einer anderen Frau zu gehen. Aber es war mir egal. Es fühlte sich alles so befreiend.
Von Zeit zu Zeit knurrte Madame Lochtina leise: „Christus ist aufersta-a-a-anden! Chri-i-i-stus ist aufersta-a-a-anden! Chri-i-i-i-i-stus ist aufersta-a-a-anden!“ Und dann sprudelte es wie ein nervöser Bach von ihren Lippen: „Halleluja! Flüsse, große Flüsse! Und Christus, der Herr Sabbat! Ich habe Furcht und Liebe, große Liebe! Hilf mir, reiche mir eine Hand, hilf mir! Hallelujaaaaaaaa!“
Plötzlich zog sie mich ruckartig nach rechts in eine Gasse, die für nur eine Person breit genug war. Sie stopfte mich in dieses schwarze Loch, blickte dann wieder hinaus, suchte die Straße auf und ab. Da war natürlich niemand. Die letzten Leute, die ich gesehen hatte, waren mehrere Blocks zurück, eine Gruppe verwundeter Soldaten, die sich um ein offenes Feuer kauerten.
Indem sie mich gegen die Wand des schmalen Durchgangs schmetterte, presste sie sich an mir vorbei, dann schnappte sie mich bei der Hand und zog mich weiter.
„ Bistro !“ Schnell, befahl sie.
Ich konnte kaum sehen und
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