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Rasputins Tochter

Rasputins Tochter

Titel: Rasputins Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Alexander
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Klopfen an unserer Hintertür. O Gott, dachte ich, überflutet von einer Art bitteren Freude. Sascha war zurück. Das Spülwasser von meinen Händen schüttelnd, nahm ich ein Handtuch und trocknete meine Augen. Ich war gerade dabei, nach der Tür zu greifen und sie weit zu öffnen, als ein allzu vertrauter Gesang kam, der in diesem Fall mehr eine Drohung war. In einem Augenblick wusste ich, dass es nicht Sascha war.
    Halb murmelnd, halb fauchend wie eine Katze, rief eine Frauenstimme: „Chri-i-ist ist auf-er-sta-a-anden!“
    Ich hatte keinen Zweifel, dass es Madame Lochtina war, die frühere Schönheit der großen Gesellschaft und des Einflusses, die ihren Mann, ihre Tochter und ihr Vermögen verlassen hatte, alles, um Vaters größte - und ärgerlichste - Anhängerin zu werden. Sie war diejenige, die ich entdeckt hatte, wie sie meinen Vater angriff, seine Hose wegriss, sich an sein Glied hängte und Sünde verlangte. Was im Namen des Teufels wollte sie so spät, und was machte sie sogar hier in der Hauptstadt? Das Letzte, was sie gehört hatte, war, dass sie in einer Zelle im Werchoturje-Kloster eingemauert war, wo Suppe und Brot zu ihr durch ein kleines Loch geschoben wurde.
    Damit ihr Murmeln sich nicht zu einem Schrei verwandelte, der die Toten wecken würde, nicht zu erwähnen, das ganze Gebäude, hatte ich keine Wahl, als die Hintertür aufzusperren und einen Spalt zu öffnen. In die Dunkelheit starrend, sah ich nicht einmal einen Überrest ihrer früheren zarten Schönheit, sondern eher eine abgehärmte, dreckige Frau in einem langen zerrissenen Mantel aus Streichgarn. Sie lehnte auf einem hohen Stab, der mit kleinen Bändern geschmückt war, während auf ihrem Kopf ein äußerst merkwürdiger Hute auf Wolfsfell saß, zerrissen und schmutzig, der auf eine eigenartige Weise der Kopfbedeckung einer Nonne ähnelte. Um ihren Hals hing eine Vielzahl an kleinen Büchern mit Kreuzen, die die zwölf Heilsbotschaften darstellten.
    Sie beugte sich wie ein Maulwurf vorwärts, blinzelte und flüsterte halb: „Christ ist auferstanden. Christ ist auferstanden. C HRI-I-IST IST AUF-ER-STA-A-ANDEN !“
    „ Da, da “, erwiderte ich ruhig und hoffte, sie zu besänftigen. „Christ ist auferstanden.“ Madame Lochtina war dafür bekannt und gefürchtet, ihre Gewohnheit, eine Straße hinunterzugehen und in ein Zimmer zu trotten und diese Worte zu schreien. Vater hatte ihr befohlen aufzuhören und Vater hatte sich angewöhnt, sie zu schlagen, alles vergebens. Tatsächlich je mehr er sie schlug, umso lauter schrie sie.
    „Ja, mach weiter!“, hatte sie gefleht, wann immer sie verdroschen wurde. „Schlage mich! Verprügle mich!“
    Unsere Zeitungen schrieben, dass mein Vater sie verrückt gemacht hatte - warum sonst würde eine Frau von so guter Erziehung nun von Almosen leben, ihre Füße im Winter in Lumpen wickeln und im Sommer barfuß gehen? Die Wahrheit jedoch war, dass Papa sie von ihrer Nervenschwäche geheilt hatte, durch die sie fünf Jahre bettlägerig war. Nach ihrer Genesung hatte sie die materielle Welt aufgegeben und war die treueste Gläubige geworden. Es gab sogar einige, einschließlich mehrerer hochrangiger Bischöfe, die sie als die heiligste Lebende segnen wollten, ein jurodstwo - heiliger Narr - verehrt in meinem Land, es gewählt zu haben, im Namen Christi zu leiden.
    „Ist der Herr der Heerscharen heute Abend zu Hause?“, fragte sie und betrachtete mich misstrauisch.
    Ohne auch nur zu zögern log ich das zweite Mal in dieser Nacht. „Unglücklicherweise, njet . Papa ging vor nicht zu langer Zeit fort.“
    „Weißt du, wohin er gegangen ist?“
    „Also, ich -“
    „Sollte es nicht sagen, äh?“
    „Ich … ich …“
    Die elende Lochtina starrte mich an und ich hatte Angst, dass sie in mehr hysterische Anfälle ausbrechen würde, aber sie fragte sehr ruhig: „Weißt du vielleicht, mein Kind, ob er zur radenije ausgegangen ist?“ Freudenfest?
    „Ja, absolut“, erwiderte ich ohne nachzudenken.
    Sobald ich es sagte, sah ich einen eindeutigen Blick der Beschwichtigung über ihr rußiges Gesicht ziehen. Dann erkannte ich, was ich ihr gesagt hatte. Ich hatte nicht durchblicken lassen, dass mein Vater gegangen war, bei den Zigeunern zu tanzen, oder dass er in das Restaurant Villa Rode oder zum Bären gegangen war, oder dass er zu einem Kostümfest mit Fürst Jusupow weggehuscht war. Nein, in ihrem eigenen Geheimcode hatte ich Madame Lochtina informiert, dass mein Vater gegangen war, um an dem Chlyst

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