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Raststätte Mile 81

Raststätte Mile 81

Titel: Raststätte Mile 81 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und betrachtete den Wagen stirnrunzelnd als Ganzes. War das ein Ford oder ein Chevy? Der Teufel sollte ihn holen, wenn er das erkennen konnte. Was irgendwie merkwürdig war, weil er in seiner beruflichen Laufbahn Tausende von Kombis versichert haben musste.
    Umgebaut?, fragte er sich. Na, vielleicht … Aber wer würde sich die Mühe machen, einen Kombi in etwas so Anonymes umzubauen?
    »Hi, hallo? Alles in Ordnung?«
    Er ging auf die Tür zu und umklammerte dabei unmerklich sein Handy etwas fester. Er musste an irgendeinen Film denken, der ihm als Kind eine Heidenangst eingejagt hatte, irgendeine Geschichte von einem Spukhaus. Eine Gruppe von Teenagern hatte sich dem alten, verlassenen Haus genähert, und als einer sah, dass die Tür offen stand, hatte er seinen Kumpels zugeflüstert: »Seht mal, sie ist offen!« Man hätte sie gern davor gewarnt, dort reinzugehen, aber sie hatten es natürlich getan.
    Das war Blödsinn. Falls jemand in diesem Wagen war, könnte er verletzt sein.
    Natürlich konnte der Kerl ins Restaurant weitergegangen sein – vielleicht auf der Suche nach einem Münztelefon –, aber wenn er wirklich verletzt war …
    »Hallo?«
    Doug streckte die Hand nach dem Türgriff aus, überlegte es sich dann anders und bückte sich, um hineinzulugen. Was er zu sehen bekam, war erschreckend: Die Vordersitzbank war ebenso mit Schlamm bedeckt wie das Lenkrad und das Instrumentenbrett. Dunkler Schleim tropfte von den altmodischen Drehknöpfen des Radios, und auf dem Lenkrad zeichneten sich Spuren ab, die zu seltsam aussahen, als dass sie von Händen stammen konnten. Die Handflächenabdrücke waren schrecklich groß, während die Fingerspuren schmal wie Bleistiftabdrücke waren.
    »Ist da drinnen jemand?« Er nahm das Handy in die rechte Hand und griff mit der linken nach der Fahrertür. Er wollte sie ganz öffnen, um einen Blick auf den Rücksitz zu werfen. »Ist jemand ver…«
    Er hatte einen Augenblick lang Zeit, den scheußlichen Gestank wahrzunehmen, dann explodierte seine linke Hand mit einem Schmerz, der so stark war, dass er den gesamten Körper durchzuckte und eine Feuersbrunst hinter sich herzuziehen schien, die jeder Faser Höllenqualen bereitete. Doug schrie nicht, konnte nicht schreien. Seine Kehle war von dem plötzlichen Schock gelähmt. Er sah nach unten und stellte fest, dass der Türgriff offenbar seine Handfläche aufgespießt hatte.
    Die Finger waren kaum noch da. Er konnte nur noch Stummel sehen – alles bis unmittelbar zu den Knöcheln, wo der Handrücken begann, war irgendwie von der Tür verschluckt worden. Während Doug das alles betrachtete, brach der Ringfinger. Sein Ehering fiel klirrend auf den Asphalt.
    Er konnte etwas spüren, o Gott und liebster Jesus, etwas wie Zähne. Sie kauten. Der Wagen fraß seine Hand.
    Doug versuchte die Hand zurückzuziehen. Das Blut spritzte, teils gegen die schlammige Tür, teils auf seine Hose. Die Blutstropfen auf der Tür verschwanden sofort mit einem schwachen Sauggeräusch: Schlürf. Einen Augenblick lang sah es so aus, dass er wieder freikam. Er konnte glänzende Fingerknochen sehen, von denen das Fleisch gesaugt war, und hatte kurz das albtraumhafte Bild vor sich, wie er einen Hähnchenflügel von KFC abnagte. Leg ihn erst weg, wenn alles runter ist, hatte seine Mutter immer gesagt, dicht am Knochen ist das Fleisch am besten.
    Dann wurde er wieder nach vorn gerissen. Die Fahrertür öffnete sich, um ihn willkommen zu heißen: Hallo, Doug, komm nur rein. Er prallte mit dem Kopf gegen die Türoberkante und spürte eine kalte Linie quer über die Stirn, die brennend heiß wurde, als die Dachkante des Kombis durch seine Haut drang.
    Er machte einen weiteren Fluchtversuch, indem er das Handy fallen ließ und sich mit der rechten Hand gegen das hintere Seitenfenster stemmte. Statt Halt zu bieten, gab die Scheibe nach und umklammerte gleich darauf seine Hand. Doug verdrehte die Augen und sah, dass die vermeintliche Glasscheibe jetzt wie eine Wasserfläche bei leichtem Wind Wellen schlug. Und wieso schlug sie Wellen? Weil sie kaute. Weil sie fraß.
    Wenn das mein Lohn dafür ist, dass ich ein barmherziger Sam…
    Die Oberkante der Fahrertür durchsägte die Schädeldecke und glitt mühelos in das Gehirn. Doug Clayton hörte ein lautes, helles KNACKS , als zerbärste ein Tannenholzknoten in heißer Glut. Dann sank Dunkel über ihn herab.
    Der Fahrer eines Lieferwagens, der nach Süden unterwegs war, blickte zufällig nach rechts und sah einen kleinen,

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