Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin
Schmeichelei war nicht zu überhören, aber dennoch machte Mbatu ein mißbilligendes Gesicht. Doch er blieb an ihrer Seite, als sie die Seide hob, so daß sie sie beide einhüllte.
Mit einem Mal war die Luft schwer und heiß, erfüllt vom Geruch von Kampf und Tod. Ungeduldig riß Kiva das seidene Portal fort und griff nach dem Zauber, den sie so sorgfältig vorbereitet hatte – ein mächtiger Zauber, der das Portal schließen und den Laraken befreien würde, damit er das Land verwüsten und sie die Schätze Akhlaurs für sich beanspruchen konnte.
Ein wütendes Brüllen ließ sie herumwirbeln, ein Schrei, der Magie trug, wie der Wind eine Saat verbreitet. Die Kämpfer hatten von Matteos mutigem Angriff gelernt und konzentrierten ihre Angriffe nun auf das weiche Gewebe unterhalb der Arme des Geschöpfs, auf die Innenseite seiner Oberseite und unterhalb des Schwanzes. Der Laraken lief im Zickzack hin und her, gespickt mit Pfeilen und Speeren, die ihn wie einen riesigen, ekelhaften Igel aussehen ließen. Aber er lebte noch und holte mit seinen krallenbewehrten Händen nach den Männern aus.
Instinktiv faßte sich Kiva ans Bein. Das Geschöpf hatte sie dort mit seinen Krallen verletzt, denn auch wenn sie kurz nach seiner Geburt noch winzig gewesen waren, konnten sie schon bis zum Knochen durch Fleisch bohren. Die Narben waren immer noch zu sehen, sie waren zurückgeblieben wie andere, tiefere Wunden an Leib und Seele.
Aber es war kein Mutterinstinkt gewesen, der sie an die Seite des Laraken gerufen hatte. Kiva wußte nur, daß der Laraken dem Tode nah war und damit alles auf dem Spiel stand, worauf sie hingearbeitet hatte.
Mit einem schrecklichen, wehklagenden Schrei setzte die Bluthündin ihre Magie frei und machte sich bereit, ihre eigene Armee zu vernichten.
EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL
T zigone hörte Kivas Schrei und wußte sofort, daß die Bluthündin erneut Verrat plante.
Ihr Blick wanderte über das Schlachtfeld. Mehr als die Hälfte der Kämpfer war gefallen, aber die Überlebenden brachten den Laraken langsam zu Fall. Er bewegte sich weiter auf ihren Baum zu, nach wie vor angezogen von der Magie ihres Lieds, während er sich zugleich immer weiter von seiner Energiequelle entfernte.
Ein Schimmer aus silbernen Teilchen tauchte über der sprudelnden Quelle auf und breitete sich allmählich zu einer großen, silbernen Form aus. Tzigone erkannte, daß es sich um einen Eimer handelte, und hatte eine genaue Vorstellung, was die Bluthündin damit anfangen wollte.
Kiva schnappte sich den Eimer in der Luft und tauchte ihn in das magiereiche Wasser ein. Dann eilte sie los, bereit, den Inhalt über den schwächer werdenden Laraken zu kippen.
Tzigone unterbrach ihr Lied, da es unmöglich war, gleichzeitig zu singen und zu fluchen. Sie straffte ihre Schultern, während sie ein paar geheimnisvolle Worte murmelte und dann eine Hand vorstoßen ließ, um einen der wenigen Zauber loszuschleudern, die sie kannte.
Ein gewaltiger Feuerball schoß auf die Elfe zu, beschrieb einen hohen Bogen über den Kopf des Laraken und zog eine Spur hinter sich her, die an die eines Kometen erinnerte. Wie Tzigone es erwartet hatte, wurde ein Großteil der Energie des Feuerballs von dem Monster aufgesogen. Als er auf Kiva zustürzte, war er blaß und nur noch so groß wie eine Orange.
Aber für das, was Tzigone vorhatte, genügte das. Der geschrumpfte Feuerball fiel in den Eimer und erlosch zischend. Dampf stieg auf, das Wasser quoll über den Rand.
Die Elfe schrie, ließ den Eimer fallen und schüttelte die verbrannten Hände. Sie wirbelte herum und suchte mit wildem Blick nach dem Angreifer. Mbatu trat an ihre Seite, bereit, jeden Befehl auszuführen, den sie ihm erteilte.
Tzigone sang weiter und rief Sumpfkreaturen um Hilfe. Zwanzig oder mehr Blutmücken antworteten auf den Ruf und stürzten mit wütendem Summen, das eine düstere Harmonie zu Tzigones Lied darstellte, auf die Elfe herab.
Kiva stellte sich breitbeinig hin und schickte ihnen eine Reihe von Feuerkugeln entgegen, die sich während des Flugs immer weiter teilten und sich auf die Suche nach den herbeieilenden Blutmücken machten. Riesige Moskitos zischten und zerplatzten, als die Feuerkugeln ihre Ziele fanden. Die überlebenden Blutmücken verstreuten sich in Hektik, dicht gefolgt von Kugeln, die todbringend brannten.
Kiva konterte mit einer schnellen, wütenden Geste. Ein rotglühender Pfeil kam auf Tzigone zugeschossen, der aber nicht treffen konnte. Es handelte sich
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