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Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

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Titel: Ratings, Ratings, Ratings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Brocks
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Geldausgeben kann man hier mehr und besser.

9
    …………… Dienstag. Wir hatten langes Wochenende gehabt. Und ich mich in einen Spardosenfisch im Londoner Sea Life Gebäude verliebt. Paul, der Kraken, ist damit endgültig gestorben. Felix sowieso. Den hatte ich echt schon mehr als begraben.
    Ich schaltete den Computer an, gab das Passwor t ein und meine Maschine fing an zu summen. Eine neue Woche beginnt. Chris kam rein, Mike war schon da, John schluffte rein, die Computer fahren hoch, der Kaffeeautomat ist im Dauereinsatz. Beinahe hätte ich am Wochenende meinen Traummann gefunden. Aber eben nur beinahe.
    Felix- Alternativen gibt es hier auf der Arbeit nicht. Im Geiste klapperte ich alle ab: der ist zu langweilig, der zu klein. Der zu religiös, der zu schwul.
    Wenn ich so weitermachen würde, würde ich mein Leben noch alleine verbringen.
    Aber jetzt warten die Ratings auf mich.
    Und i n Kürze hätten sie mich wieder im Griff, hatten immerhin mal wieder ganz geduldig auf mich gewartet.
    Ich mag diesen Stress hier nicht.
    Auch heute musste ich noch weitere Staatsanleihen finden.
    Und dann ging es an die Kapitalanlagestrategie für alle. Alles, was angelegt wird, wird irgendwie verzinst. Aber das ganze wirft oft nicht mehr so viel ab. Wir werden immer älter und leben immer länger, aber unsere Lebensversicherungspolicen geben bald nichts mehr her. Mein Vater kriegte noch 4% (ich nur noch schlappe 1,75%) garantiert. Und dabei schleppte ich mich auch jeden Tag hier hin und mein Geld verdoppelte sich nicht mehr in gut 20 Jahren.
    Die Anstrengung und Anspannung stand mir schon wieder ins Gesicht geschrieben. Viel lieber würde ich das Zepter schwingen. Ein Königreich für den Makler, der die Abschlussprovision kassierte, war die Lebensversicherung geworden, denn er persönlich hatte noch gut was davon.
    Ich hatte n ach endloser Plackerei immerhin meine Auswertungen vor mir liegen. Das Ergebnis: viel zu niedrige Zinsen, viel zu hohe Wechselkursrisiken für die Anlagen in osteuropäischen Nicht-EU-Ländern und viel zu riskante Anlagen für Produkte, die einen eigentlich versichern sollten. Denn bei einer Versicherung sollte man schließlich abgesichert sein.
    Irgendwie wird es mir schon gelingen, dies dem Rating-Komitee zu verklickern.
    Angestachelt durch diese Aufgabe riss ich mich zusammen und haute in die Tasten. Und schrieb und schrieb und schrieb. Seite für Seite füllte sich der Rating-Bericht mit Anmerkungen für die Risikodimension Kapitalanlage, deren Messung und Steuerungsmechanismen und über das ALM, das Asset Liability Management.
    Und das brachte mich dann auch dazu auf die Unternehmensstrategie einzugehen. Jetzt noch ein oder zwei Kommentare über die operative Planung und die Finanzpolitik und dann nichts wie nach Hause. Mittlerweile war es schon wieder dunkel draußen und schon wieder nach sieben. Aber im Büro klingelten die Telefone wie am helllichten Tag und die Tastaturen klapperten laut und im Takt.
    Ich dachte an meinen Ausflug ins Aquarium zurück und beschloss heute eine Kleinigkeit zu Hause zu essen. Im Supermarkt hätten mir allerdings ein paar Arme gefehlt, mit denen ich meinen Einkauf nach Hause hätte tragen können.
    Die, die nicht mehr immer ins wagamama will, hatte eingekauft und jetzt ein Transportproblem, schaffte das Geschleppe aber trotzdem irgendwie.
    Zuhause pflanzte ich mich mit Chips und Cola und noch mehr Chips vor den Computer. Das gesunde Essen hatte es noch nicht aus der Plastiktüte geschafft.
    Viecher gucken auf U- Tube war angesagt. Aquarium-Revival hätte ich heute gerne. Zuerst fand ich keine guten Filmchen, aber dann wurde ich mit einem Riesenkraken belohnt. Selbst der Bildschirm zitterte vor Angst, als er auf mich zuschwamm; und ging dann auch aus. Dabei hatte ich lediglich vergessen, die Steckdose anzustellen. Denn als ich den Schalter umlegte, fuhr der Bildschirm auch sofort wieder hoch . Es war schon weit nach Mitternacht, als meine Augen nicht mehr wollten.
    Daher s chüttelte ich die Müdigkeit auch nicht mehr weg und ging in die Kiste.
    Das war ein toller Tag gewesen.

10
    …………… „Und? Was hast du ausgerechnet?“, fragte Chris.
    „ 570. Ohne Staatsanleihen. Also ein A Rating. Mit Staatsanleihen auch hier ein AA!!“
    Wir sitzen im Meeting-Raum. Nebeneinander. Die dumme Trennwand hat te genervt, und die fehlende Sicht hatte auch die Gedanken getötet. Es ging in die 8. Besprechung heute, zwei weitere standen in drei Stunden noch an. Dann war es

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