Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
er meinte.
Ich ja auch nicht, aber musste es ja wohl, denn in meinem Job konnte die Fahrt nach unten mehr als schnell gehen, insbesondere für Leute wie mich, denn in einer Krise gingen immer die unteren zuerst, spart ein Unternehmen so doch neben der Stelle auch die Beförderung gleich mit ein, wenn sie sich dann wider Erwarten doch wieder berappeln sollte.
Erschrocken stellte ich diese Gedanken in dieser netten Gesellschaft wieder ab und konzentrierte mich lieber wieder auf Tristan, meinen Catch des Tages. Als die Luke wieder aufging und uns raus ließ, redeten wir nicht mehr viel.
Auch sein Zimmerchen interessierte mich heute nicht besonders und ich hoffte, er würde mir nie erzählen, dass sein Borough (Stadtteil) jetzt im Kommen sei. Nein, so war er bestimmt nicht, aber auch egal: wir hatten jetzt andere Dinge zu tun.
Meine Gedanken an Ratings waren das erste Mal seit Ewigkeiten gestorben und am nächsten Morgen ging die Hatz auf sie doch ganz exklusiv wieder weiter. Der Job war mir nun doch ganz recht, denn ich brauchte das Geld für die Afrikareise und wurde das Gefühl nach dem kurzem Gespräch, das ich mit Tristan über meinen Job geführt hatte, nicht los, wirklich gute Perspektiven in dem Laden zu haben. Auch wenn er noch nicht verstand, was ich da so machte. Aber das würde ich ihm schon noch erklären.
Ich lag noch neben ihm, sah auf seinen weißen Rücken und freute mich darüber, dass wir uns getroffen hatten. Nach nur einer Nacht wusste ich, dass ich mit ihm mein Leben verbringen würde. Und so war das vorher noch nie gewesen.
12
Die Fahrt von Tristan ins Büro hatte auch eine Stunde gedauert und in dieser Stunde hatte ich ununterbrochen gelächelt, obwohl ich in der ganzen Zeit nur genervte, schlafende oder lesende „Metro“-Gesichter gesehen hatte. Die Metro ist die freie Zeitung hier, die uns Pendlern die Reise in den Tag versüßen soll.
Und mir geht es so gut. Daher bin ich mir sicher, dass ich heute einen guten Tag auf der Arbeit haben werde.
Canary Wharf wirkt heute irgendwie mystisch auf mich, auch wenn alle hektisch an mir vorbeiziehen. Selbst die Rolltreppe hat eine Überholspur hier.
Canary Wharf ist die zweite City von London geworden, und daran war die Docklands Light Railway mit schuld. Es war im Jahr e 1987, als sie erfolgreich ihren Dienst aufnahm und bis heute weiterhin ebenfalls erfolgreich ihre Daten über Funk bezieht. Heißt auf Deutsch: das Ding fährt ohne Fahrer.
Ratings gab es schon ein wenig länger, seit Anfang 1900 in den Vereinigten Staaten und einige wurden sogar während des ersten Weltkrieges gemacht. Analysten für die Ratings wurden allerdings nach wie vor gebraucht und konnten trotz dieser umfangreicheren Erfahrung noch nicht durch Roboter erstellt werden. Und dabei sind es tausende, die weltweit gemacht werden und es gibt nicht mehr viele Unternehmen, die heute noch kein Rating haben.
Denn d amals ließen sich noch alle gerne raten, denn damit ließ sich intern viel Zeit und auch Mühe sparen.
Heute muss man schon fast betteln, um Unternehmen zu neuen Ratings zu kriegen und in der Tat bringt das auch nicht immer viel, wie die wenigen Erstratings, die auf den Markt kommen, zeigen.
Und wer konnte, lieferte daher besser gute Informationen. Und mit guten Informationen meine ich gut präsentierte Infos, denn wie so oft im Leben wissen die Füchse, wie man an ein gutes Rating mit gut strukturierten Informationen kommen kann. Aber nach ein paar Jahren als Analyst lässt man sich nicht mehr so leicht hinters Ohr hauen.
Außerdem beinhalten die Ratings Peergruppenvergleiche, und so blieb den Ganoven nicht viel Spielraum uns mit gefälschten Zahlen übers Ohr zu hauen. Risiken für die Investoren werden so auch einigermaßen transparent. Rating-Agenturen sind zwar keine offiziellen Aufsichtsbehörden, erfüllen im Prinzip aber irgendwie diese Rolle. Denn es verlassen sich halt viele auf diese Urteile.
Ein Rating wird nicht an einem Tag erstellt. Es dauert Wochen, beinhaltet vertrauliche zur Verfügung gestellte Informationen, Management-Meetings und das Auswerten der ganzen Informationen sollte man auch nicht vergessen zu erwähnen. Bis ein Vorschlag auf den Rating-Komitee-Tisch geknallt wird, vergehen bis zu zwei Monate.
Und dann musste auch noch abgestimmt werden, und das dauerte; die ganzen Berichte mussten geschrieben werden, und war das dann endlich alles geschafft, hatte die Presse dich auch schon im Visier. Und daher
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