Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
Court Road, da dieses ein wenig aus der Schusslinie liegt, denn auf ein erneutes Felix-Wiedersehen hatte ich einfach keine Lust.
Frisch gestärkt verließ ich eine halbe Stunde mit zwanzig Kröten weniger im Portemonnaie die Lokalität und trat meinen langen Heimweg an : Felix nicht mehr in meinen Gedanken und auch nicht in meinem Bauch. Dort hatten die Dumplings den Platz der Schmetterlinge eingenommen.
Und durch meinen Kopf gingen viele Namen. M ännernamen. Knut hatte vor nicht allzu langer Zeit die letzte Hauptrolle bekommen. Ich dachte auch an den mit den Haaren auf den Zehen in den Sandalen. Wie hatte der gleich geheissen? Auch egal, aber Felix hatte es nicht in die Liga der Echsen genannt, wie wir die miesen Typen nennen. Ich brauche meine Freundin jetzt. Und nicht solche Typen wie den von heute. Die brauch ich in meiner Sammlung nicht.
8
…………… Und dann bin ich auch schon in West Horndon, bei meiner einzigen Freundin. Unangemeldet und es ist natürlich keiner da. Keiner macht auf, obwohl es hier auf der Insel keine Demokratieabgabe von monatlich 17,98 EUR gibt.
Dafür gab es a lte Schuppen im Garten meiner Freundin. Viele davon. Vor lauter Schuppen sah ich die Wiesen nicht. Nur die UnGEZiefer!
Allen Ernstes.
Daher laufe ich schnell wieder zum Bahnhof zurück. Hier gibt es nichts und hierher kommt keiner, der hier nicht wohnt. Dieses Argument konnte meine Freundin bislang nicht dazu bewegen, hier mal weg zu ziehen.
Ihre Freundin hörte auf den schönen Namen Emma. Sie stammte aus Ostfriesland und sie kam nach London, wegen der Arbeit. Hatte sich dort aber nie wohlgefühlt und war in die Klüste gezogen. Und hatte damit zur Küste auch noch ein L gewonnen. Sie ist halt eine Lady und lässt auf ihrer Arbeit viele Zicken wie alte Schachteln aussehen.
England versetzt mich immer wieder in Erstaunen. Während ich in der Woche nur für die Arbeit lebe, muss ich mich am Wochenende nur davon erholen. Und bekomme sonst nichts mehr hin.
Dabei ist London die Musterstadt in England, aber das auch nur, wenn man in der Finanzbranche arbeitet oder einen anderen gut bezahlten Job hat.
Die Stadt hat auch Problembezirke, schon immer gehabt und die wird es auch immer geben. Die City liegt mittendrin. Die Reichen werden immer reicher und bezahlen Immobilienpreise von denen eine Durchschnittsfamilie locker 10 Leben oder sogar noch mehr leben könnte. Die Arbeitslosen kriegen kaum was, 50 Pfund die Woche Taschengeld, 80 Pfund, wenn sie krank sind und/oder Drogen nehmen. Echt, das ist so. Man ist hier finanziell besser dran, wenn man krank oder auf Droge ist.
Alleinerziehende müssen erst wieder arbeiten, wenn das Kind 16 ist. Allein in 2011 hat es viele Ausschreitungen gegeben. Auch in Londons Problemvierteln brodelt es. Armut, ein niedriger Bildungs-und Lebensstandard und hohe Jugendarbeitslosigkeit gibt es auch hier, wo sich viele Kontinental-Europäer reichstoßen. Die Welt erfuhr dieses Mal direkt davon. Cameron macht und er macht was er kann, denn nach Blair und Thatcher ist nun er an der Reihe.
Arbeitslosigkeit wird auch bei ihm nicht mit H artz 4 belohnt, denn die Arbeitslosen sollen was tun für ihr Geld. Schulabschlüsse nachmachen, lesen lernen, schreiben lernen, halt ihren Tag strukturieren und was tun! Er hat die Einkommenssteuer für schlecht bezahlte Jobs von 20% auf 10% gesenkt, aber hat trotzdem noch immer Probleme. Und sind wir mal ehrlich, brauchen wir doch die Steuern. Sehen wir doch, wenn wir auf Griechenland gucken. Wer hier Freiberufler war, zahlte keine Steuern. Keinen Pfennig. Wer hier keine Rente von einem toten Opa bezog, war vielerorts echt schon eine Ausnahme. Die Deutschen, die werden das schon bestätigen.
London zieht trotzdem die Leute an. Immer wieder. Und nicht wenige. Hier lassen sich auch viele Firmen nieder und die Chance auf einen Job ist hier am Größten. Egal ob man Arbeiter oder Finanzheini ist. Vor den Toren der großen Stadt wohnen die meisten. Die Arbeiter meist noch immer im Osten (aber nicht mehr immer), die Fuzzies meistens im Westen. Aber wie gesagt nicht mehr immer. Denn das East End liegt näher an der City und die ewige Hin- und Herfahrerei nervte schon bald sehr viele. Stoke Newington ist das neue hippe Islington. Auch Mile End hat es mittlerweile nicht nur bei den Künstlern geschafft. Und bald werden es auch noch andere Stadtteile geschafft haben. Das ist hier nun mal so.
G eschenkt bekommt man in London nichts. Wie überall auf der Welt. Nur
Weitere Kostenlose Bücher