Rau, aber zaertlich
klatschte in die Hände. "Dem Himmel sei Dank! Bei dieser Sintflut will ich mich nicht durch den dichten Autobahnverkehr kämpfen, um nach Hause zu kommen." Sie verstaute ihren Notizblock und ihre Kreuzstichstickerei in einer großen Strohtasche. "Komm", wandte sie sich an Mr. Riegert, der seine buschigen Brauen hob und vielsagend zu Jake schaute, während er sich von der Frau beim Aufstehen helfen ließ. Obwohl er wahrscheinlich der gesündeste der drei war, genoss der alte Mann es, bemuttert zu werden. "Wir dürfen nicht zu spät zum Abendessen da sein, sonst geht dein Blutzuckerspiegel in den Keller."
Jake schüttelte amüsiert den Kopf. "Wir wollen nicht, dass das passiert. Seien Sie vorsichtig mit den Fahrstühlen. Der Strom hat offensichtlich schon ein paar Mal ausgesetzt, aber die Generatoren müssten eigentlich durchhalten." Er hätte seinen älteren Kursteilnehmern auch die Treppe empfohlen, aber sie befanden sich vier Stockwerke hoch, und er wusste, dass Mrs. Schaumbergs Herz so viel Anstrengung nicht vertragen würde. "Wir treffen uns nächste Woche wieder."
Die Kursteilnehmer verließen rasch den Raum, und das Rascheln der Kleidung und das Geräusch von Schritten ging im lauten Prasseln des Regens beinah unter. Erst nachdem Jake den Stecker des Diaprojektors herausgezogen und die Deckenbeleuchtung ausgeschaltet hatte, bemerkte er, dass Devon keine Anstalten machte zu gehen. Stattdessen las sie ihre Notizen, wobei sie sich mit der Zunge langsam über ihre Oberlippe fuhr.
Jake räusperte sich. "Ist noch etwas, Miss Michaels?"
Sie lächelte und senkte die Lider. Ihre Wimpern sahen eine Spur dunkler und dichter aus als sonst. Jake stutzte. Was immer sie an ihrem Make-up verändert hatte, es wirkte Wunder bei ihren dunkelblauen Augen. Ihm war bereits aufgefallen, dass sie ihre Haare anders trug. Normalerweise war ihr fast schwarzes Haar zu einem Zopf geflochten und wurde von einer unauffälligen Spange zusammengehalten. Heute trug sie es offen. Sie hatte nur einige Strähnen zurückgesteckt, damit sie ihr nicht ins Gesicht fielen.
Wie üblich trug sie Bluse und Jeans, doch diesmal war er sicher, dass die Hose eine halbe Nummer enger war als sonst, und die ärmellose Button-down-Bluse, die sie an der Taille zusammengeknotet hatte, stand ein bisschen weiter offen.
Außerdem trug sie Ohrringe. Nicht die üblichen schlichten Goldknöpfe, sondern lange silberne Gehänge, die mit Türkisen besetzt waren und mit ihren Augen um die Wette funkelten.
"Ich habe gerade über die ungelösten Fälle nachgedacht, von denen Sie uns zu Beginn des Kurses erzählt haben." Devon tippte mit dem Stift auf ihre Notizen.
"Ich bin überzeugt, dass da die eine oder andere Story drinsteckt."
Jake hatte nicht beabsichtigt, sich darüber in seinem Kurs zu äußern, aber wie immer hatte Mrs. Perez ihn dazu überredet, von seinem Privatleben zu erzählen.
Sie erkundigte sich regelmäßig nach seinem "Projekt der Woche". Ihres war eine Handarbeit - ein Kissen mit eingesticktem Teddybären für ihren neuen Urenkel.
Jake hatte zu viel Respekt vor alten Menschen, um ihre Frage nicht zu beantworten. ~ Andererseits konnte er schlecht zugeben, dass er nach seiner Suspendierung den Großteil der Woche mit seinem Freund Jack Daniels verbrachte. Er konnte außerdem die beeindruckende Serie erotischer Tagträume von Devon Michaels nicht gestehen - der Frau, die ihm vor knapp sieben Tagen einen Korb gegeben hatte, nur um ihn anschließend mit einer signierten Ausgabe ihres letzten Buches zu beeindrucken.
Na ja, es war nicht nur das Buch, das ihn beeindruckte, obwohl er es Seite für Seite gelesen hatte, verblüfft von der Komplexität ihrer Geschichte. Nein, es war die Widmung, die ihn die ganze Woche über aufgewühlt hatte:
Denken wir rückwärts. Danke für gestern Abend. Devon
Unterstrichen hatte sie die Worte mit dem Abdruck eines Kusses, wozu sie kirschroten Lippenstift benutzt hatte, und einem Spritzer ihres betörenden Vanilleparfüms.
Nein, er konnte Mrs. Perez ganz bestimmt nicht verraten, wie oft er an diesem Buch geschnuppert hatte, und deshalb hatte er von den fünf alten Fällen berichtet, in denen er die Ermittlungen wieder aufnehmen wollte.
Und darüber war die Frau seiner Träume offenbar so begeistert, dass sie ihre Weigerung, mit ihm auszugehen, rückgängig machen wollte. Ihr Interesse mit Geschichten von seiner Arbeit zu wecken war gar nicht seine Absicht gewesen.
Allerdings war Jake bekannt dafür, gelegentlich
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