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Rau ist die See ...

Rau ist die See ...

Titel: Rau ist die See ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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hatte sie auch eine Schwäche für Schokolade, aber ihre Figur hatte darunter bisher nicht gelitten. Dafür trieb sie auch zu viel Sport.
    Das herrliche Wetter trug sicher auch dazu bei, dass es ihr so gut ging. Über den Dächern von Oslo schien die strahlende Frühlingssonne. Der Himmel war wolkenlos, und man konnte weiter entfernte Berggipfel entlang des Oslo-Fjords sehen. Vom Promenadendeck der MS Kyrene hatte man einen Panoramablick auf die Stadt. Jade bedauerte beinah, dass sie keine Zeit für einen Stadtbummel in Oslo gehabt hatte. Und das würde sie auch nicht mehr, denn das Kreuzfahrtschiff sollte am Vormittag ablegen.
    Insgesamt acht Frauen hatten sich auf Jades frühmorgendliches Gymnastikprogramm eingelassen. Zu ihnen gehörte leider auch Roxanne. Das selbsternannte Topmodel trumpfte in einem Designer-Fitnessoutfit auf und gab sich alle Mühe, die anderen Frauen in den Schatten zu stellen. Allerdings war ihre Gelenkigkeit nicht halb so groß wie ihr Ego, wie Jade amüsiert feststellte. Roxanne war zwar groß und schlank, bewegte sich aber ungefähr so elegant wie eine Ente, die an Land watschelt.
    Die anderen Frauen bedankten sich nach dem Ende der Trainingseinheit mit freundlichem Applaus. Nur Roxanne war nicht gerade begeistert.
    „Jade, dein sogenanntes Power Workout war ja wohl nur Müll! Mein Personal Trainer würde sich schlapplachen, wenn er deine Übungen sieht.“
    Der lacht sich garantiert auch schief, wenn du so entenartig vor ihm herumturnst, dachte Jade. Höflich erwiderte sie: „Es tut mir leid, wenn dir mein Programm nicht gefällt, Roxanne. Zum Glück gibt es ja genügend andere Fitnessangebote auf dem Schiff.“
    „Ja, was für ein Segen! Ich renne lieber eine Stunde lang allein auf dem Laufband im Gym, als noch einmal deinen Blödsinn mitzumachen!“
    Mit hocherhobener Nase rauschte Roxanne davon. Jade war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. Aber dann sagte sie sich, dass man es einem Menschen wie Roxanne ohnehin niemals recht machen konnte. Es überhaupt zu versuchen war reinste Selbstquälerei. Sie konnte höchstens Roxannes aufbrausendem Temperament etwas entgegensetzen, damit die anderen Passagiere nicht unter ihren Starallüren zu leiden hatten.
    Jade hatte ihr Power Workout für die Zeit vor dem Frühstück angeboten. Nun gönnte sie sich selbst erst einmal einen Obstsalat und Müsli in der Personalkantine, bevor sie ihre Arbeit fortsetzte. An diesem Tag wollte sie noch einen Mal-Workshop für die älteren Kinder anbieten, die nicht im schiffseigenen Kindergarten untergebracht waren.
    Das Tuten der Schiffssirene ertönte, und ein leichtes Zittern ging durch den mächtigen Stahlkörper der MS Kyrene. Der Luxusliner legte ab.
    Jade eilte aufs Deck, um sich diesen Anblick nicht entgehen zu lassen. Das Wasser hinter dem Heck sprudelte, die Leinen wurden losgemacht. Immer weiter entfernte sich das große Kreuzfahrtschiff vom Pier, auf dem winkende Schaulustige standen. Die MS Kyrene glitt in das Fahrwasser des Oslo-Fjords und drehte den Bug langsam Richtung offene See.
    „Guten Morgen, Jade.“
    Sie zuckte zusammen. Wieder einmal hatte sie nicht gemerkt, dass Henry sich neben sie gestellt hatte. Sobald Jade ihn erkannt hatte, lächelte sie ihm freundlich zu. „Guten Morgen! Für dich ist dieses Ablege-Manöver wahrscheinlich schon Gewohnheit. Aber ich bin von dem Anblick ganz hin und weg.“
    „Echt? Ich finde eigentlich, dass du bedrückt wirkst. Oder zumindest nachdenklich.“
    „Sieht man mir so genau an, was in mir vorgeht? Das ist aber gar nicht gut.“
    Henry zwinkerte ihr zu. „Anderen Leuten fällt es wahrscheinlich gar nicht auf. Aber ich bin sicher, dass dich etwas beschäftigt.“
    Jade beschloss, Henry zumindest in einen Teil der Geheimnisse einzuweihen. Von dem Videotagebuch erzählte sie ihm allerdings noch nichts. Stattdessen berichtete sie von ihren nächtlichen Beobachtungen und Bruces Reaktion.
    Henry grinste, als er davon hörte. „Bruce ist ein Null-Checker. Viele Muskeln, wenig Hirn. Das musst du nicht persönlich nehmen. Allerdings ist es wirklich schwer, jemanden von deinem Erlebnis zu überzeugen. Ich würde mir an deiner Stelle dreimal überlegen, ob du damit zum Kapitän gehst.“
    „Wieso?“, fragte sie aufmerksam nach.
    „Angenommen, er glaubt dir. Dann wird er das Ablege-Manöver umgehend abbrechen, und wir legen wieder in Oslo an. Der Kapitän lässt das Schiff von der norwegischen Polizei durchsuchen. Das kann dauern, du weißt ja, wie

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