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Raub der Zauberkristalle

Raub der Zauberkristalle

Titel: Raub der Zauberkristalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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in ihren Angeln. Keine schlurfenden Schritte verkündeten das Nahen des Creata. Keine Hand setzte die Kerze auf den gläsernen Sargdeckel, und keine vorquellenden Augen starrten ihn hämisch und zufrieden an.
    Das Licht war es selbst. Es kam durch die Wände und wurde immer noch heller.
    Orlabal, das Geschöpf, hörte die Stimme des Creata, wie sie vor Begeisterung schrie. Er war im Nebenraum – dort, wo er die geraübten Zaubersteine in das Rotarium eingefügt hatte. Er versuchte die Macht, die in ihnen schlummerte. Sein Geist war noch kränker, als das Geschöpf geglaubt hatte.
    Er war Orlabal gewesen, ein Krüppel, taub und blind. Irgendwann hatte sein Weg ihn nach Watalhoo geführt. Die feinen Bürger stießen ihn aus. Für einen wie ihn war kein Platz in ihrer Prunkstadt .
    In Visavy hatte er sich zu behaupten gelernt. Jedoch als die Menschenhändler ihn packten, war er mehr tot als lebendig. Er fand sich an einem fremden und kalten Ort wieder, allein mit einem anderen .
    Er konnte sich nicht gegen das wehren, was der andere mit ihm tat. So mußte er die Versuche über sich ergehen lassen, mußte sein Blut geben und das flüssige Silber dafür empfangen. Vielleicht war er danach wirklich tot gewesen. Der Creata aber hatte ihn zu neuem Leben erweckt. Und da hatte ersehen und hören können, und seine Knochen waren aus Metall gewesen, sein ganzer Körper war durch die Magie des Creata verwandelt worden .
    » So sollst du mir bis zum letzten Tag dienen, Geschöpf « , hatte er zum erstenmal die Stimme des Peinigers gehört. Der Creata legte ihn in den Glassarg und schloß den Deckel mit magischem Siegel über ihm .
    Orlabal aber sah und hörte durch seine Verwandlung besser und weiter als jedes andere Wesen seiner Art. Immer, wenn der Creata erschien und ihn quälte, mußte er ihm berichten, wo die kostbarsten Schätze in den Uferauen lagen, wer seine Feinde waren und wo er sie treffen konnte. Und vieles mehr .
    Einmal sagte der Creata zu ihm :
    » Viele habe ich vor dir zu formen versucht, doch noch war meine magische Kraft zu schwach. Mit dem Wissen, das ich von den Magiekundigen als Preis für meine Feinarbeit verlange, schuf ich dich als mein Meistergeschöpf! Eines Tages wirst du mir zur Macht über Watalhoo verhelfen, auf daß Gafunkel zum neuen Herrscher des Goldenen Stromes werde! «
    Dieser Tag war gekommen.
    Es war der Tag des Pfeiles, der letzte Tag.
    Orlabal sah das Rotarium und die neun Steine darin, und wie der Creata um das Gestell herumtanzte und seine Magie auf die Kristalle wirken ließ. Er war von Sinnen. Was in den Steinen wohnte, hatte von seinem Geist schon Besitz ergriffen, wie Orlabal es vorhergesehen hatte.
    Lichtspeere zuckten aus dem Rotarium, und einer von ihnen traf auf den Sarg.
    Das Glas zersplitterte in tausend Stücke. Orlabal lag frei, noch gefangen in dem strahlenden Licht, das ihn ganz einhüllte und abermals verwandelte.
    Ganz langsam hob sich der Kopf des Geschöpfs…
*
    Boozam trat aus dem Badehaus, von denen es viele in Watalhoo gab, atmete die frische Luft kräftig ein, als wollte er sich mit dem Goldstaub des Stromes vollsaugen und letzte Kraft schöpfen.
    Sein Kettenhemd blitzte im verzaubernden Licht. Sein Fell war sauber. Niemand würde ihn nun noch für etwas anderes halten als für einen Aborgino aus Watalhoo, einen der Helden, die sich noch nicht zu den Sammelplätzen begeben hatten. Um die breiten Schultern lag ein strahlend weißer Umhang mit goldener Schnalle. So war Boozam nicht nur ein Krieger, sondern einer der wenigen Reichen, die sich der wartenden Heldenschar anzuschließen gedachten. Dies war wichtig für ihn. Reiche Bürger, die in den Kampf zogen, waren besonders geachtet. Boozam kannte den Grund dafür gut. Die feigen Kaufleute versuchten, ihr eigenes schlechtes Gewissen dadurch zu besiegen, daß sie denen eine fast göttliche Verehrung entgegenbrachten, die für sie ihre Köpfe hinhielten.
    Alle, die Boozam nun respektvoll grüßten, ödeten den Schleusenwärter an. Doch niemand würde es wagen, sich ihm in den Weg oder Fragen zu stellen. Und allein darauf kam es ihm an.
    Er machte sich auf den Weg.
    Der Palast des Doma lag auf einer der mittleren Ebenen, die weit in die Felsenscholle hineingetrieben worden war. Jeder kannte ihn, viele Wege führten zu ihm hin. Die Steintreppen besaßen Geländer aus Edelmetall und breite Stufen. Die Straßen waren ebenfalls breit und kostbar gepflastert.
    Boozam folgte den vielbegangenen Pfaden, wurde gegrüßt und

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