Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
trotzdem.
    „Weißt du nicht, wer das ist? Cargill vom Geheimdienst! Vor sechs Jahren war er der beste Nachrichtenmann, bis …“ Die Stimme wurde noch leiser, und dann fragte der Junge: „Aber was, zum Teufel, hat er mit seinem Gesicht gemacht?“
    Ich hätte mittlerweile daran gewöhnt sein sollen. Ich hatte es sechs Jahre lang hinter meinem Rücken vernommen. Aber wenn mein Glück mir treu blieb, würde ich es nie wieder hören. Ich stieg die Stufen des weißen Zentralgebäudes hoch, um die letzten Formalitäten zu erledigen, die mich für immer von Wolf wegführen würden.

 
2. Kapitel
     
    Der Angestellte hinter dem Schreibtisch, auf dem ein Schild mit der Aufschrift „Beförderung“ stand, war ein kleiner, kaninchenhafter Mann mit Höhensonnenbräune, verbarrikadiert hinter einem Schreibtisch, der wie ein Miniaturraumhafen wirkte, und mit einer Miene, als wäre er froh, dort eingesperrt zu sein. Er sah fragend hoch. „Kann ich etwas für Sie tun?“
    „Mein Name ist Cargill. Haben Sie eine Flugkarte für mich?“
    Er starrte mich an.
    „Ich sehe nach“, äußerte er unverbindlich und drückte eine Reihe von Rasterknöpfen auf der Glasfläche. Die Nomenklatur stabilisierte sich endlich, und der Angestellte las die Namen ab. „Brill, Cameron … ah, ja. Cargill, Race Andrew, Abteilung 38, Beförderung – sind Sie das?“ Ich bestätigte es, und er machte sich daran, eine neue Knopfreihe zu drücken, als der Name in seinem Gehirn eine Erinnerung wachgerufen haben mußte. Er hielt inne, und seine Hand schwebte halb über dem Knopf.
    „Sind Sie Race Cargill vom Geheimdienst, mein Herr? Der Race Cargill?“
    „Steht alles in den Angaben“, entgegnete ich müde und deutete auf die projizierte Schablone unter dem Glas.
    „Natürlich, ich dachte nur …“
    „Sie dachten, Cargill wäre schon längst tot, weil sein Name nicht mehr in den Nachrichten auftauchte?“ Ich grinste bitter und fühlte, wie die verheilte Narbe über meinem Mund sich in die Höhe zog und das Grinsen in eine scheußliche Grimasse verwandelte. „Sie haben schon recht, ich. bin Cargill. Ich habe sechs Jahre im 38. Stockwerk gesessen und das getan, was jeder Angestellte tun könnte – zum Beispiel Sie. Nämlich einen Schreibtisch festgehalten.“
    Er riß die Augen auf. Er war ein Mann, der niemals über die sicheren, vertrauten Grenzen der terranischen Handelsniederlassung hinausgekommen war. „Sie meinen – Sie sind der Mann, der verkleidet nach Charin ging und die Liss vernichtete? Der Mann, der den Schwarzen Grat und Shainsa auskundschaftete? Und Sie haben – an einem Schreibtisch gearbeitet – während all dieser Jahre? Es ist – schwer zu glauben.“
    Mein Mund verzog sich. Es war mir selbst schwergefallen, daran zu glauben, während ich es tat. „Der Flugschein?“
    „Sofort, mein Herr.“ Er drückte die zweite Knopffolge, und ein bedrucktes Stück Plastik fiel aus einem Schlitz am oberen Ende des Schreibtisches. „Ihren Fingerabdruck, bitte.“
    Er preßte meinen Finger in die noch weiche Oberfläche des Kunststoffs, den Abdruck untilgbar einprägend; wartete einen Moment, bis er erhärtet war und legte dann den Streifen in den Schlitz einer Preßluftröhre. Ich hörte, wie er davongerissen wurde.
    „Ihr Fingerabdruck wird damit verglichen werden, wenn Sie an Bord gehen. Wohin fliegen Sie, Mr. Cargill?“
    „Zu irgendeinem Planeten in der Hydeswolke – Vainwal oder so ähnlich heißt er wohl.“
    „Wie sieht es dort aus?“
    „Woher soll ich das wissen?“ Ich war noch nie dort gewesen. Alles was mir bekannt war, bestand in der Tatsache, daß Vainwal eine rote Sonne besaß, und daß der terranische Gesandte dort Verwendung für einen Geheimagenten hatte.
    Der kaninchenhafte Angestellte blickte von neuem zu mir auf, und es schien, daß Achtung und sogar Neid sich in seinen Zügen ausprägten. „Dürfte ich Sie zu einem Drink einladen, ehe Sie sich an Bord begeben, Mr. Cargill?“
    „Danke, aber ich habe noch einiges zu erledigen“, lehnte ich ab.
    Als ich jedoch das Büro und das Gebäude verlassen hatte, wünschte ich fast, ich hätte sein Angebot angenommen. Eine Stunde würde noch vergehen, und es gab nichts für mich zu tun, als alten Erinnerungen nachzuhängen, die ich besser vergaß.
    Ich schritt ziellos über den leeren Platz und bog in eine der Seitenstraßen ein. Nach wenigen Schritten bewegte ich mich durch ein schmutziges Elendsviertel, das Welten entfernt von den hellen, sauberen Geschäftsstadt

Weitere Kostenlose Bücher