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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Bewohner der Dürrstädte nahmen eine eigenartige Stellung zwischen den Welten ein. Sie hatten mit den ersten terranischen Kaufleuten Geschäfte abgeschlossen und auf diese Weise das terranische Imperium herbeigezogen. Und doch sonderten sie sich stolz ab. Sie allein waren niemals der Terranisierung erlegen, die alle Planeten des Reiches früher oder später überzieht. Es gab keine Handelsniederlassungen in den Dürrstädten, und jeder Erdenmensch, der sich schutzlos dorthin wagte, setzte sich tausend Toden aus.
    Juli war fortgefahren:
    „Wir waren nicht mit Terras Vorgehen auf dem Planeten einverstanden!“
    Magnusson unterbrach sie erneut: „Wissen Sie, wie es auf Wolf aussah, als wir hierherkamen? Haben Sie die Sklavenkolonie, die Idiotendörfer gesehen? Ihr eigener Bruder ging nach Shainsa und rottete die Liss aus.“
    „Und Rakhal half ihm dabei!“ erinnerte ihn Juli. „Selbst nach seinem Fortgang versuchte er, sich aus dem Geschehen herauszuhalten. Er wurde oft von jemandem aufgesucht – menschlich oder nichtmenschlich, der ihn um Auskunft bat. Man wußte, daß er für Terra gearbeitet hatte. Er hätte ihnen nach zehn Jahren im Geheimdienst vieles verraten können. Aber er hat nie auch nur ein Wort gesagt. Ich wiederhole, er war einer Ihrer loyalsten Männer.“
    Mack knurrte: „Ja, er ist ein Engel. Fahren Sie fort.“
    Sie spann den Faden ihrer Geschichte nicht sofort weiter. Statt dessen stellte sie eine Frage, die zusammenhanglos klang. „Trifft das, was er mir sagte, zu – daß das Imperium eine ständige Belohnung für das funktionierende Modell eines Materietransmitters ausgesetzt hat?“
    „Dieses Angebot besteht seit fünfhundert Jahren terranischer Zeitrechnung. Es beläuft sich auf eine Million Kredite. Machen Sie mir nicht weiß, Rakhal hätte im Begriff gestanden, einen Transmitter zu erfinden.“
    „Das glaube ich nicht. Aber er hat Gerüchte vernommen – er wußte von der Existenz eines Transmitters. Er meinte, mit dieser Summe könnte er die Terraner aus Shainsa heraushandeln. So fing es an. Damals begann er, zu sonderbaren Zeitpunkten zu kommen und zu gehen.“
    Mack wollte wissen: „Wann geschah das alles?“
    „Vor ungefähr drei Monaten.“
    „Mit anderen Worten – unmittelbar, ehe die antiterranischen Unruhen in Charin ausbrachen. Trifft das zu?“ Juli nickte.
    „Ich fragte ihn offen, ob er der antiterranischen Bewegung angehörte, aber er wollte mir nicht antworten. Race, ich weiß nichts von planetarer Politik. Ich kümmere mich auch nicht darum. Aber gerade zu jener Zeit ging das Große Haus in Shainsa in andere Hände über – ich glaube, Rakhal war darin verwickelt. Und dann“ – Juli ballte die Hände in ihrem Schoß – „dann versuchte er, Rindy hineinzuziehen. Das war das Furchtbare. Er hatte ihr irgendein unmenschliches Spielzeug aus einer der Städte im Tiefland mitgebracht. Er setzte Rindy in der Sonne nieder und ließ sie hineinschauen, und Rindy plapperte allen möglichen Unsinn über kleine Männer und Vögel und einen Spielzeugmacher …“ Juli schluckte hart, und die Kette um ihre Gelenke klirrte, als sie die Hände zusammenpreßte.
    Ich starrte düster auf die Fessel. Die Kette war lang, sie behinderte ihre Bewegungen kaum; derartige Ketten stellten symbolische Zierden dar, und viele Dürrstädterfrauen verbrachten ihr ganzes Leben mit gefesselten Händen, aber selbst nach all den Jahren, die ich in den Dürrstädten verbracht hatte, empfand ich immer noch ein unbestimmtes Unbehagen bei dem Anblick. „Wir hatten eine schreckliche Auseinandersetzung über das Spielzeug. Ich fürchtete, daß es Rindy etwas antun könnte – ich warf es zum Fenster hinaus, und Rindy wachte auf und schrie und schrie.“ Juli nahm sich zusammen und gewann ihre Selbstbeherrschung zurück. „Aber das wollt ihr schließlich nicht hören. Ich drohte ihm, ihn zu verlassen und Rindy mitzunehmen, und er sagte, wenn ich hierherkäme, würde ich Rindy nie mehr wiedersehen. Am nächsten Tag war er verschwunden.“
    Plötzlich brach die Hysterie, die Juli unterdrückt hatte, durch, und sie schwankte in ihrem Sessel, von würgendem Schluchzen geschüttelt. „Er – hat – Rindy geraubt! O Race, er ist wahnsinnig, ich glaube, er haßt Rindy, er hat ihr ganzes Spielzeug zerschlagen.“
    „Juli, ich flehe dich an“, bat Magnusson erschüttert. „Wenn wir es mit einem Irren zu tun haben …“
    „Ich wage nicht, daran zu denken, er könnte ihr – etwas antun! Mack, bitte

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