Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
hätte liegen können, die sich hinter den Toren des Raumhafens erstreckte.
    Ich wandte mich um und lenkte meine Schritte zurück. So nahe an der Handelsniederlassung bestand an und für sich noch keine Gefahr. Selbst auf Planeten wie Wolf werden Terras Gesetze respektiert – in Hörweite terranischer Tore. Aber hier wie in Charin hatte es während des letzten Monats Tumulte gegeben, und nachdem der Mob heute nachmittag seine Gewalttätigkeit unter Beweis gestellt hatte, konnte ein einzelner, unbewaffneter Terraner leicht das Opfer eines Überfalls werden.
    Es hatte eine Zeit gegeben, in der ich allein und unbewaffnet von Shainsa bis zur Polkolonie gewandert war. Ich hatte gewußt, wie ich mit der Nacht zu verschmelzen hatte, schäbig und unverdächtig, in einen abgetragenen Umhang gehüllt, waffenlos bis auf den rasiermesserscharfen Skan in der Spange des Umhangs; auf den Fußballen schreitend wie ein Dürrstädter, weder wie ein Erdenmensch aussehend noch riechend oder sprechend.
    Der Angestellte in der Verkehrsabteilung hatte Erinnerungen geweckt, die ich besser hätte ruhen lassen sollen. Sechs Jahre war es her: sechs Jahre langsamen Sterbens hinter einem Schreibtisch, seit dem Tage, an dem Rakhal Sensar mich in einen gezeichneten Mann verwandelt hatte, auf dessen Gesicht überall außerhalb des engen Bereiches terranischer Gesetze auf Wolf sein Todesurteil geschrieben stand.
    Rakhal Sensar – ich fühlte, wie meine Fäuste sich in dem alten, ohnmächtigen Haß ballten, als ich den Namen murmelte. Wenn ich meine Hände an ihn legen könnte –
    Rakhal stammte aus Shainsa; humanoid, nicht kleiner als ein Erdenmensch, von Salz und Sonne verwittert, und er hatte seit unserer Kindheit für den Terranischen Geheimdienst gearbeitet. Wir hatten unsere ganze Welt gemeinsam durchstreift.
    Und dann, aus irgendeinem Grunde, den ich nicht gekannt hatte, war das Ende gekommen. Selbst jetzt war ich noch nicht völlig sicher, weshalb eines Tages seine entfesselte Wildheit durchgebrochen war. Dann war er verschwunden, hatte mich gebrandmarkt und einsam zurückgelassen; Juli war mit ihm gegangen.
    Ich durchstreifte die Straßen des Elendsviertels, ohne meine Umgebung wahrzunehmen, und meine Gedanken gingen vertraute Wege. Juli, meine Schwester, die sich mit Augen, in denen Haß auf mich zu lesen war, an Rakhal geklammert hatte. Ich hatte sie nie wiedergesehen.
    Das hatte sich vor sechs Jahren ereignet. Ein weiteres Abenteuer hatte mir gezeigt, daß mein Nutzen für den Geheimdienst beendet war. Und so war ich zu der Stagnation des Bürolebens zurückgekehrt, und ich hatte es ausgehalten, solange ich konnte.
    Als es schließlich zu schlimm wurde, hatte Magnusson Verständnis gezeigt. Er leitete den Terranischen Geheimdienst auf Wolf, und ich war als sein Nachfolger vorgesehen, aber er hatte meinen Abschied akzeptiert. Er hatte für eine Versetzung und einen Flugschein gesorgt, und ich verließ Wolf heute nacht.
    Ich hatte den Raumhafen jetzt fast wieder erreicht und befand mich dem Straßenschrein am Rande des Platzes gegenüber. Unwillkürlich lenkte er meinen Blick auf sich. Hier war der kleine Spielwarenverkäufer verschwunden. Der Schrein unterschied sich in nichts von den hunderttausend anderen Straßenschreinen auf Wolf; ein Weihrauchklumpen rauchte vor dem kauernden Bild Nebrans, des Krötengottes, dessen Symbol und Antlitz überall auf Wolf zu finden sind. Ich starrte das häßliche Götzenbild einen Moment lang an und entfernte mich dann langsam.
    Die erleuchteten Vorhänge des Raumhafen-Cafés zogen meine Aufmerksamkeit an, und ich trat ein. Uniformierte Angehörige des Raumhafenpersonals tranken an der Theke ihren Kaffee, und ein Paar bepelzter Chaks saß unter den Spiegeln am hinteren Ende. Ein Trio von Dürrstädtern, hageren, wettergegerbten Männern in roten und blauen Umhängen, stand an einem in die Wand eingelassenen Tischbrett und aß mit zurückhaltender Würde terranische Speisen.
    In meiner Geschäftskleidung fühlte ich mich auffallender als die Chaks. Was hatte ein ziviler Angestellter hier unter den Uniformen der Raumfahrer und dem farbenprächtigen Glanz der Dürrstädter zu suchen? Ein Mädchen mit alabasterfarbenem Haar nahm meine Bestellung entgegen; ich wählte Jaco und ein Fleischgericht und trug meine Mahlzeit zu einem Tischbrett in der Nähe der Dürrstädter.
    Ihre Laute drangen weich und vertraut in meine Ohren; einer von ihnen, ohne sein Mienenspiel oder seinen beiläufigen Tonfall zu

Weitere Kostenlose Bücher