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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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als sie es sah.
    Es hatte ein Kampf stattgefunden. Die meisten Möbel waren zertrümmert oder verbeult und die Wände mit Blut beschmiert. Das Becken war aus der Wand gerissen und halb in den Abfallschacht gesteckt worden. Jemand hatte die Instrumentenschränke aufgebrochen und den Inhalt im Raum verstreut. Der Handtrockner hing zwar noch an der Wand, stotterte aber unstet vor sich hin und versprühte heiße Funken.
    Orlig lag auf dem Boden. Im ersten Moment dachte Lunzie, sie hätte etwas übersehen und die inneren Blutungen hätten wieder angefangen. Doch die Todesursache war zu offensichtlich. Orlig war erwürgt worden. Sein Gesicht war dunkel von ausgeflossenem Blut, und seine Augen waren aus den Höhlen getreten. Lunzie sah nicht zum ersten Mal einen Toten, auch nicht zum ersten Mal jemanden, der eines gewaltsamen Todes gestorben war. Aber zum ersten Mal das Opfer eines unglaublich brutalen Mordes.
    Die Fingerabdrücke am Hals des Toten waren deutlich zu erkennen. Jemand hatte Orlig mit ungeheurer Kraft durch den Raum geschleudert, ehe er ihn zu Boden gedrückt und ihm den Hals zugedrückt hatte. Lunzie wurde schlecht.
    Nur ein anderer Schwerweltler konnte das Orlig angetan haben. Dabei hatte sie angenommen, er sei der Größte auf der ARCT-10. Also wer? Und was wußte oder vermutete diese Person von ihr? Sie sah sich die Tür genauer an, um herauszufinden, wie der Mörder sich Einlaß verschafft hatte. Die Versiegelung war nicht gesichert. Orlig hatte seinen Mörder selbst eingelassen. War der Mörder ihr unbemerkt gefolgt und hatte die Losung aufgeschnappt? Oder hatte Orlig seine wiedergewonnene Kraft überschätzt? Manchmal war man als Leichtgewicht im Vorteil – es fiel einem leichter, körperliche Einschränkungen zu erkennen.
    Wenn der Mörder beschließen sollte, Orligs Ärztin auf den Verdacht hin umzubringen, daß der Tote sein Wissen an sie weitergegeben hatte, drohte ihr erneut Gefahr von einem Schwerweltler. Seit wann war Orlig tot? Wie lang blieb sie noch ›in Sicherheit?
    »Ich muß von diesem Schiff runter. Nur Tor zu finden und den Keramikspeicher an ihn weiterzugeben, wird mir nicht helfen. Aber wie?«
    Zuerst mußte sie den Todesfall dem Medizinischen Offizier melden, der über den Todesfall zwar bestürzt, aber nicht völlig überrascht war.
    »Wissen Sie, diese Burschen sind sehr aufbrausend. Ihre Fehden entwickeln sich aus den belanglosesten Kleinigkeiten.« Der Medizinische Offizier konnte aber eine Nachrichtensperre über die Details verhängen und tat es auch.
    Weil der Offizier ihr keine weiteren Fragen stellte, wagte es auch Lunzie nicht. Genug Leute hatten gesehen, wie grob Orlig sie nach dem Unfall behandelt hatte, weshalb wohl kaum jemand vertrauliche Kenntnisse bei ihr vermuten würde. Aber auf dieser Annahme würde sie sich nicht ausruhen. Sie fühlte sich immer noch verwundbar. Zu ihrer eigenen Überraschung fühlte sie mehr Zorn als Entsetzen.
    Als Vorsichtsmaßnahme brachte sie nachts die Alarmanlage an der Tür ihrer Kabine an. Sie war so vorsichtig, daß sie sich ständig in der Gesellschaft anderer aufhielt.
    Man wollte, daß ich ihn finde, soviel ist klar, grübelte Lunzie düster, als sie am nächsten Tag an die Arbeit ging. Andernfalls hätten sie die Leiche in den Abfallschacht gesteckt und sie dem Recyclingsystem überlassen. Vielleicht wäre niemandem aufgefallen, daß er verschwunden ist. Vielleicht sollte ich mich über Patienten beschweren, die sich ohne Erlaubnis ihrer Ärzte körperlich betätigen. Sie bezweifelte aber, daß es etwas nützen würde, und überflog mit aufmerksamem Blick die aktualisierte Personalliste. Vielleicht konnte sie bei der nächsten Aktualisierung etwas an den medizinischen Einträgen drehen. Selbst wenn sie sich dafür als Mitarbeiterin des Nachrichtendienstes offenbaren mußte.

zw ölftes kapitel
     
    »Es ist Ambrosia!« wurde sie am nächsten Morgen im Gemeinschaftsraum begrüßt. Sie fuhr entsetzt zusammen. »Es ist Ambrosia!« riefen die Leute im Chor. »Es ist wirklich Ambrosia.«
    Lunzie konnte es nicht fassen, daß sie diesen gefährlichen Satz als Singsang hörte, in den jeder Neuankömmling einstimmte.
    »Was ist Ambrosia?« fragte sie Nafti, einen der Wissenschaftler. Er faßte sie an den Händen und tanzte mit ihr begeistert durch den Saal. Sie beruhigte ihn soweit, daß er ihr eine Erklärung geben konnte.
    »Ambrosia ist ein neuentdeckter, kolonisierbarer und für Menschen geeigneter Planet«, erklärte Nafti und verzog

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