Raumfahrergarn
sein schlichtmütiges Gesicht zu einem idiotischen Grinsen. »Eine EEC-Mannschaft ist unterwegs. Das Komnetz liefert ständig neue Nachrichten über den spektakulärsten Fund seit Jahrzehnten. Ob du’s glaubst oder nicht, es ist ein Planet der E-Klasse mit einer Stickstoff/Sauerstoff-Atmosphäre im Verhältnis von drei zu eins und einer Schwerkraft von 0,96 Ge.«
Alle verlangten lautstark nach weiteren Einzelheiten, aber der Captain der EEC-Mannschaft war so klug, daß er alles Nähere für sich behielt, bis der Labors der ARCT-10 den Fund bestätigten. Die abenteuerlichsten Gerüchte machten die Runde, die meisten Berichte stimmten aber darin überein, daß es sich um den erdähnlichsten Planeten handelte, den die EEC je entdeckt hatte.
Lunzie wußte nicht recht, wie sie auf die Neuigkeiten reagieren sollte: mit Erleichterung, weil ›Es ist Ambrosia‹ nun eine öffentlich zugängliche Information war, oder mit Verwirrung. Die Phrase, die bereits mehrere Leben gekostet und ihr eigenes stark beeinflußt hatte, stand vielleicht in keinem Zusammenhang mit dem neuen Planeten. Es konnte ein lächerlicher Zufall sein. Es war aber durchaus möglich, daß der neue Planet das nächste Ziel der Planetenpiraten sein würde. Aber wie wollten sie, selbst unter Anwendung der brutalsten Mittel – was man ihnen nach den Überfällen in der Vergangenheit durchaus zutrauen konnte –, vor der Nase legitimer FES-Vertreter einen Planeten ausplündern, der jetzt tausenden Besatzungsmitgliedern der ARCT-10 ein Begriff war?
Die Ankunft der Mannschaft hielt für Lunzie eine angenehme Überraschung bereit. Der Captain hieß Zebara und war deshalb leichter zu finden als ein Thek namens Tor. Sie bat einen Kommunikationstechniker, ihren Namen auf die Liste der Leute zu setzen, die ihn nach seiner Ankunft sprechen wollten. Ein kurzes Gespräch unter vier Augen, und sie hätte ihr Versprechen gegenüber Orlig gehalten.
Wie die meisten ihrer Pläne in jüngster Zeit mußte sie auch diesen aufgeben. Als Captain Zebara an Bord eintraf, wurde er von unzähligen Leuten bestürmt, die unbedingt als erste nähere Einzelheiten über Ambrosia wissen wollten. Lunzie erfuhr, daß er zum eigenen Schutz in die Messe der Tagesoffiziere eingeschlossen werden mußte. Kurz darauf gab der zuständige Offizier bekannt, daß Zebara aus dem Gemeinschaftsraum der Sauerstoffarmer zur ganzen Besatzung sprechen würde. Die Rede sollte ins ganze Schiff übertragen und übersetzt werden, damit jeder aus erster Hand die Neuigkeiten erfuhr.
Lunzie wartete mit Coe in einer aufgeregt murmelnden Menge, die den Gemeinschaftsraum füllte. Es kam etwas Unruhe auf, als der Captain der EEC-Mannschaft den Saal betrat. Lunzie sah sich unter den Umstehenden um, entdeckte einen struppigen Blondschopf und bemerkte, daß der Mann die meisten Anwesenden um gut einen Kopf überragte.
»Er ist ein Schwerweltler«, sagte sie ungläubig.
»Zebara ist in Ordnung«, sagte Grabone, als er Lunzies feindseligen Ton bemerkte. »Er ist anders. Ein freundlicher Bursche. Er ist nicht so angriffslustig wie die meisten Schwerweltler.«
»Außerdem stammt er nicht von Diplo«, fügte Coe hinzu. »Er ist in einer der Schwerweltkolonien aufgewachsen, in der einigermaßen normales Klima herrscht. Ich hätte nie gedacht, daß das Klima Menschen so beeinflussen kann, aber er ist nicht halb so schlimm wie die Diplos.«
Lunzie behielt ihre Zweifel für sich, aber Coe sah ihren skeptischen Gesichtsausdruck.
»Komm schon, Lunzie, er ist ein netter Kerl. Ich werde ihn dir später vorstellen«, schlug Coe vor. »Zebara und ich sind alte Freunde.«
»Danke, Coe«, murmelte Lunzie höflich. Zebara konnte bei der Auswahl seiner Freunde nicht besonders wählerisch sein, wenn sowohl Orlig wie Coe dazugehörten.
»Ruhig, er spricht jetzt.«
Zebara war ein guter Redner. Er hatte die Masche, immer erst zu lächeln, bevor er eine besonders erfreuliche Information preisgab. Sein Publikum hörte bald aufmerksam zu und hielt fast den Atem an, während es auf das nächste Grinsen wartete. Für einen Schwerweltler, die sich gewöhnlich durch grobe Gesichtszüge auszeichneten, hatte Zebara ein erstaunlich schmales Gesicht, eine schnabelartige Nase mit hohem Nasenbein und klare blaue Augen.
Lunzie kam zu dem Schluß, daß er seine Gefaßtheit nur spielte. Er war über die Neuigkeiten ebenso aufgeregt wie seine Zuhörer.
»Ambrosia! Die Speise der Götter! Luft, die man gleichermaßen trinken wie riechen will. Nur
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