Raumfahrergarn
diesen Umständen meinen Segen. Sie haben Glück. Es steht eine dreimonatige, kombinierte geologisch-xenobiologische Mission auf Ireta an. Ich setzte Sie auf die Dienstliste für Ireta. Wenn Sie die Ärztekoje bekommen, sind nur noch zwei Plätze frei. Die Mission startet in zwei Wochen. Die Reisezeit hält sich in Grenzen …«
»Danke, Sir. Das erleichtert mich sehr«, sagte Lunzie aufrichtig. Nach dem Gespräch mit Zebara hatte sie sich sofort an ihn gewandt. Der Captain des Spähschiffs hatte an den richtigen Fäden gezogen.
Anschließend mußte sie dem Missionsoffizier einen eigenen detaillierten Bericht über die Vorfälle auf Ambrosia erstatten. Er ließ während des ganzen Gesprächs den Recorder laufen und machte sich zusätzliche Notizen. Sie fühlte sich ziemlich erschöpft, als er sie schließlich entließ.
Später erfuhr sie, daß er jedes einzelne Mannschaftsmitglied sowie die Offiziere der Zaid-Dayan befragt hatte. Offenbar beunruhigte ihn die Tatsache, daß der Lugger mit den tiefgekühlten Invasionstruppen entkommen war, nicht halb so sehr, wie es ihn freute, daß es das schwerbewaffnete Begleitschiff erwischt hatte. Die meisten Schiffsgeborenen auf der ARCT-10 empfanden es genauso. »Eins dieser aufgemotzten Kriegsschiffe weniger macht den Weltraum für uns schon etwas sicherer.«
Der Rest von Zebaras Mannschaft wurde vorübergehend auf anderen Schiffen untergebracht, bis ein neues Spähschiff zugeteilt werden konnte. Lunzie, die zwei Wochen warten mußte, bis sie nach Ireta aufbrechen konnte, verbrachte viel Zeit mit den beurlaubten Mannschaftsmitgliedern und vor allem mit Zebara selbst. Es amüsierte sie, daß ein Gerücht die Runde machte, sie und Zebara hätten etwas miteinander. Sie taten beide nichts, um diesen Eindruck zu widerlegen. Lunzie fühlte sich sogar geschmeichelt. Zebara war attraktiv, intelligent und ehrlich, drei Qualitäten, die sie nur bewundern konnte. Sie wurde von ›interessierten‹ Freunden pflichtbewußt darüber informiert, daß der Geschlechtsverkehr zwischen Schwerweltlern gewöhnlich brutal und sehr anstrengend verlief. Sie hatte keinen Bedarf, es am eigenen Leibe auszuprobieren.
Während seiner Genesung durchstöberte Zebara die Datenbanken des Schiffs und versuchte Dateien aufzufinden, an denen man herumgepfuscht hatte. Das Gerücht, daß ein Bakterium die Landemannschaft auf Ambrosia einen nach dem anderen umbrachte, hatte auf der ARCT-10 tatsächlich schon die Runde gemacht, bevor die Zaid-Dayan einen Bericht gesendet hatte. Es ließ sich mühsam bis zu Chacal zurückverfolgen, Coes ungeselligem Freund vom Kommunikationsdienst. Er wurde zum Verhör festgenommen, starb aber in der ersten Nacht in seiner Zelle. Obwohl offiziell von Selbstmord gesprochen wurde, erzählte man sich hinter vorgehaltener Hand, daß er sich die Verletzungen nicht selbst zugefügt haben konnte. Lunzie empfand Mitleid für Coe, der sich durch die konspirativen Aktivitäten seines ›Freundes‹ kompromittiert fühlte.
»Das Ganze bringt uns wieder keinen Schritt weiter«, bemerkte Bringan auf Lunzies Abschiedsfeier, die am Vorabend ihrer Abreise nach Ireta stattfand.
»Jemand sollte etwas Konkretes gegen diese widerwärtigen Piraten unternehmen«, sagte Pollili und sah finster in die Runde.
Lunzie wünschte allmählich, daß sie Pollili niemals Quinadas Persönlichkeit aufgebürdet hätte. Irgend etwas blieb doch hängen. Sie hoffte inständig, daß sich dieser Rest verflüchtigt hätte, wenn sie in drei Monaten von Ireta zurückkehrte.
* * *
Während sie in der Andockbucht darauf wartete, daß die ARCT-10 das Flugfenster für das Shuttle erreichte, das auf die Oberfläche von Ireta hinunterfliegen sollte, wurde ihr für einen Moment mulmig, als sechs Schwerweltler hereinmarschierten. Hör auf damit, sagte sie sich. Sie war mit den Schwerweltlern in Zebaras Mannschaft gut zurechtgekommen. Vielleicht waren diese Burschen hier genauso umgänglich, angenehm und interessant.
Sie konzentrierte sich angestrengt auf die Aktivitäten in der Andockbucht, denn es wurden mehrere Missionen in dieses System geschickt. Eine Gruppe Thek, darunter der allgegenwärtige Tor, sollte auf dem siebten Planeten abgesetzt werden. Eine große Gruppe von Ryxi wartete auf einen Transport zum fünften Planeten von Arrutan, um ihn darauf zu untersuchen, ob er für eine Kolonisierung durch ihre Spezies geeignet war. Ireta, der vierte Planet einer Sonne, die der dritten Generation angehörte, bot gute
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