Raumfahrergarn
Das Lager sollte von Kraftfeldern abgeschirmt werden; es würden viele Erwachsene dabei sein, die die Aktivitäten der Kleinen beaufsichtigen konnten. »Warum eigentlich nicht? Ireta ist klassifiziert. Kein Planet ist jemals völlig sicher, aber für eine begrenzte Zeit dürfte es dort nicht allzu gefährlich sein.«
»Wenn«, hatte Kai betont und dabei vor den Kindern einen warnenden Zeigefinger erhoben, »wenn sie sich vernünftig aufführen! Und vor allem: wenn sie niemals ohne einen Erwachsenen das Lager verlassen.«
»Das werden wir nicht!« rief die drei Kleinen im Chor.
»Wir verlassen uns darauf«, sagte Kai wie zu drei Erwachsenen. »Es ist nicht üblich, daß Kinder an einer solchen Expedition teilnehmen«, sagte er zu den anderen. »Wir können die zusätzlichen Hände gebrauchen, wenn wir alles schaffen wollen.«
»Wir werden helfen, wir werden helfen!« hatten die Mädchen im Chor gerufen. »Wir waren noch nie auf einem Planeten«, hatte Bonnard sehnsüchtig hinzugefügt.
Der kurzfristige Entschluß, die Kinder auf die Expedition mitzunehmen, hatte Lunzie auf seltsame Weise getröstet. Sie hatte soviel von Fionas Kindheit versäumt, daß sie sich auf die Gesellschaft der Kleinen freute. Lunzie machte gern neue Bekanntschaften, denn Fremde wußten nichts Näheres über ihr Leben. Die Expeditionsleiter wußten natürlich, daß sie im Kälteschlaf viele Jahre versäumt hatte, denn es stand in ihren Dateien. Varian betrachtete sie als etwas Geheimnisvolles.
Gaber war der Kartograph der Mannschaft und klagte ununterbrochen über die primitive Ausrüstung und die strapaziösen Arbeitsbedingungen. Lunzie nahm die Litanei gewöhnlich nur mit gehobenen Augenbrauen zur Kenntnis. Nach dem beengten Spähschiff auf Ambrosia kamen ihr die Quartiere, von den Annehmlichkeiten einer eigenen kleinen Energiekuppel ganz zu schweigen, geradezu luxuriös vor. Dennoch war Lunzie bereit, Gabors Klagen zu tolerieren, weil er es geschafft hatte, mit den ältesten Thek auf der ARCT-10 langfristige Freundschaften (langfristig zumindest für einen Außenstehenden) aufzubauen, und sie wollte sein Gejammer hinnehmen, weil seine Beziehungen sie faszinierten. Sie achtete in Kais Auftrag darauf, daß er seinen Hemmfeldgürtel und andere Sicherheitsausrüstung anlegte. Aus ihrer Sicht geschah dies jedoch aus reinem Egoismus, weil Gabor ständig gegen Insektenstiche und kleinere Rißwunden behandelt werden mußte.
Trizein war ein Xenobiologe, dessen ansteckender Enthusiasmus ihn bei allen beliebt machte, vor allem bei den Kindern, deren Fragen er geduldig beantwortete. Trizein steckte dieselbe erstaunliche Energie in seine Arbeit, vernachlässigte aber die Sicherheitsvorkehrungen. Lunzie assistierte ihm von Zeit zu Zeit und hatte kein Problem, dies für ihn zu erledigen.
Dimenon und Margit waren Kais erfahrenste Geologen, die auf Ireta brauchbare Mineralvorkommen aufspüren sollten. Sie hofften vor allem auf Transurane wie Plutonium, die den größten Bonus einbrachten. Die ersten Scans von Ireta hatten eindeutig auf starke Quellen radioaktiver Strahlung hingewiesen. Dimenons Mannschaft konnte es kaum abwarten, ihre Detektoren zu positionieren. Triv und Aulia und drei Schwerweltler, die Backun, Berru und Tanegli hießen, vervollständigten das geologische Team, während Portegin den Empfangsbildschirm installieren und die Computerauswertung vornehmen sollte.
Lunzie bemühte sich nicht gleich, mit den sechs Schwerweltlern ins Gespräch zu kommen. Sie schienen mit Leichtgewichten nicht so unbefangen umzugehen wie Zebara, Dondara und Pollili. Der Captain hatte seiner Mannschaft seine eigenen demokratischen, bodenständigen Ideale eingebleut und auf der ARCT-10 darauf geachtet, daß sie nicht nur mit den Schwerweltlern verkehrten.
Paskutti, der Sicherheitsoffizier, war einer dieser mürrischen, hochdekorierten Typen, der ein Ghetto in einer ansonsten toleranten Gesellschaft bevorzugt hätte. Lunzie wußte nicht recht, ob er einfach nur mürrisch oder dumm war, aber er schrieb der weiblichen Tardma jede Bewegung vor. Lunzie ließ sich von ihm nicht aus der Ruhe bringen. Ihre Zeit mit Zebara hatte ihr bewiesen, daß die anderen ein Problem mit ihrer Einstellung hatten, nicht sie. Glücklicherweise wurden Tanegli und ein anderer Schwerweltler namens Divisti mit der Zeit etwas umgänglicher, auch wenn sie sich Leichtgewichten gegenüber distanzierter verhielten als Lunzies Kameraden in Zebaras Mannschaft. Backun und Berru waren seit
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