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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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beiden Kindern. Sie entspannte sich, behielt die beiden Raufbolde aber im Blick. »Normalerweise sind sie brav, aber manchmal übertreiben sie’s.«
    »Vielleicht fühlen sie sich in Gegenwart einer Fremden besonders herausgefordert«, sagte Lunzie mit einem Lächeln.
    Satia seufzte. »Ich bin froh, daß die Weber-Eltern das nicht gesehen haben. Er ist so jung, deshalb weiß er noch nicht, daß es in seinem Volk verpönt ist, in der Öffentlichkeit die Gestalt zu wechseln. Ich habe nichts dagegen, wenn er lernt, vor den anderen Kindern zu sich selbst zu stehen. Es beweist, daß er ihnen vertraut. Das ist gut.«
    Neben Lunzie räkelte sich Satias kleiner Sohn Omi im Schlaf unruhig in seinem Kinderbett. Sie nahm ihn aus dem Bett, wiegte ihn sanft an ihrer Brust und barg seinen Kopf an ihrer Schulter. Er beruhigte sich wieder und saugte an seiner winzigen Faust, die er sich halb in den Mund gesteckt hatte. Lunzie lächelte ihn an. Sie erinnerte sich an Fiona in diesem Alter. Sie hatte zu dieser Zeit die medizinische Fakultät besucht und das Kind jeden Tag in den Unterricht mitgenommen. Lunzie genoß das Gefühl, das kleine Bündel nah bei sich zu tragen, Herzschlag an Herzschlag. Dieses makellose kleine Wesen, wie eine exotische Blume, die sie geschaffen hatte. Die Lehrer spielten mit einem Lächeln auf das jüngste Klassenmitglied an, das oft das erste Exemplar eines jungen Menschen war, das Studenten anderer Rasse überhaupt zu Gesicht bekamen. Fiona war so brav. Sie weinte nie während des Unterrichts, brummelte aber gelegentlich während einer Prüfung vor sich hin, weil sie Lunzies Anspannung spürte. Lunzie verdrängte mit Gewalt die Erinnerungen. Diese Tage waren längst vorbei. Fiona war inzwischen erwachsen, und Lunzie mußte lernen, sie so zu sehen.
    Omi schmiegte sich an sie, zog die Faust aus dem Mund, um zu gähnen, und steckte sie wieder hinein. Lunzie legte die Arme um ihn und schüttelte unwirsch den Kopf. »Ich weigere mich zu glauben, daß Fiona tot ist. Ich kann und will die Hoffnung nicht aufgeben.« Sie seufzte. »Aber Wilkins hat recht. Ich muß Geduld haben, aber es wird das Schwerste sein, was ich je getan habe.« Lunzie grinste betrübt. »In meiner Familie ist keiner mit Geduld gesegnet. Deshalb sind wir alle Ärzte geworden. Ich habe viel zu lernen und viel wieder zu vergessen. Die Schularbeiten werden mir helfen, meine Gedanken in Ordnung zu halten.«
    »Ich werde dich vermissen«, sagte Satia. »Ich glaube, wir sind Freunde geworden. Du wirst hier immer ein Zuhause haben, wenn du eins brauchst.«
    »Ich glaube nicht, daß ich je wieder ein Zuhause haben werde«, sagte Lunzie, als sie an die unübersichtliche Sternkarte dachte. »Aber danke für das Angebot. Es bedeutet mir sehr viel.« Vorsichtig legte sie das Kind in sein Bertchen zurück. »Weißt du, ich habe Jilet besucht, den Bergmann, den ich wegen Platzangst behandelte, bevor die Nelli Mine getroffen wurde. Er ist mit zweiundneunzig immer noch rüstig und gesund und wird bestimmt noch dreißig Jahre leben. Er hat weißes Haar, und seine Brust ist in den Bauch gerutscht, aber ich habe ihn trotzdem auf den ersten Blick erkannt. Min Romsey ist sein Enkel. Er hat fast fünfzig Jahre lang als Prospektor gearbeitet, nachdem sein Shuttle geborgen wurde, und jetzt arbeitet er als Deckaufseher. Ich habe mich gefreut, daß er noch so gut aussieht.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem traurigen Lächeln. »Er hat sich nicht mehr an mich erinnert.«
     
    * * *
     
    Die Universität Astris Alexandria nahm mit Vergnügen den Antrag auf Fortsetzung ihrer Ausbildung von einer ihrer früheren Studentinnen an, aber ihre Angestellten waren offensichtlich bestürzt, als Lunzie, lässig gekleidet und ihr Gepäck in der Hand, im Verwaltungsbüro erschien, um sich in die Seminare einzuschreiben. Lunzie entging nicht, daß die Sekretärin ihre Identifikationskarte mehrfach verstohlen ins Gerät steckte, um ihre Identität zu bestätigen.
    »Entschuldigen Sie die etwas unhöfliche Begrüßung, Doktor Mespil, aber angesichts Ihres Alters haben wir, offen gestanden, eine Person von etwas reiferer Erscheinung erwartet. Wir wollten uns nur vergewissern, daß Sie es wirklich sind. Darf ich fragen, ob Sie sich einer radikalen Verjüngungskur unterzogen haben?«
    »Was ist mit meinem Alter? Ich bin vierunddreißig«, entgegnete Lunzie schroff. »Ich habe im Kälteschlaf gelegen.«
    »Ach so. Aber laut den Unterlagen sind seit Ihrer Geburt sechsundneunzig Jahre

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