Raumfahrergarn
Früchte. * Speichern*, befahl sie dem Computer.
»Ich hätte es wissen müssen«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Nach all den Lobeshymnen, die ich auf diese Universität gesungen habe, hätte ich mir denken können, daß sie nach Astris kommen würde.« Der erste nennenswerte Erfolg bei ihrer Suche! Zum ersten Mal hatte Lunzie wieder Vertrauen in sich. Sie schaute durchs Apartment und ging mit einem Lächeln auf den Nahrungssynthesizer zu.
»Und jetzt«, sagte sie und rieb die Hände ineinander. »Jetzt werde ich dir beibringen, wie man Kaffee kocht.«
Eine Stunde später hatte sie eine Kanne voll mit einem trüben Gebräu, das eine gewisse Ähnlichkeit mit Kaffee hatte, aber so bitter schmeckte, daß sie eine ordentliche Portion Süßstoff hinzugeben lassen mußte. Jedenfalls enthielt das Zeug Coffein. Sie war einigermaßen zufrieden, aber immer noch betrübt darüber, daß die Formel für Kaffee in den letzten sechzig Jahren in Vergessenheit geraten war. Aber es gab eine Fakultät für Lebensmittelkunde an der Universität. Irgend jemand hatte sicher immer noch Daten über Kaffee gespeichert. Sie überlegte, ob sie sich eine Mahlzeit bestellen sollte, aber sie entschied sich dagegen. Wenn das Essen hier noch ungefähr so schmeckte, wie sie es in Erinnerung hatte, dann hatte sie keinen großen Hunger. Synthetisierte Lebensmittel schmeckten für sie immer etwas fade, und die Synthesegeräte in Lehranstalten waren berüchtigt. Sie hatte keinen Grund zur Annahme, daß sich ihr Ruf -und ihre Leistungsfähigkeit – während ihrer Abwesenheit verbessert hatten.
Sobald es ihre Zeit zuließ, beschloß Lunzie, würde sie etwas auf diesem Planeten Gewachsenen essen gehen. Astris Alexandria hatte immer schmackhafte Hülsenfrüchte und grünes Gemüse produziert, und vielleicht, dachte sie hoffnungsvoll, kultivierte die Ackerbaukommune inzwischen sogar Kaffeesträucher. Wie alle zivilisierten Bürger der FES ernährte Lunzie sich ausschließlich vegetarisch und lehnte Fleisch als das Überbleibsel einer barbarischen Vergangenheit ab. Sie hoffte, daß sich keiner ihrer Mitbewohner als Rückfälliger herausstellte, vertraute aber darauf, daß der Wohnungsausschuß solche Studenten aus Rücksicht von den anderen isolierte.
Indem sie den Anweisungen auf den Printfolien folgte, loggte sie sich ins Computersystem der Universität ein und schrieb sich für eine Serie von Tests ein, die helfen sollten, ihre Fähigkeiten und Begabungen zu bewerten. Die Tastatur war angenehm zu bedienen, und Lunzie tippte bald zügig vor sich hin. Eine der Vorschriften, die es zu ihrer Zeit noch nicht gegeben hatte, sah eine Zugangsbeschränkung vor: für gewisse Seminare durfte sich nur einschreiben, wer sich vorher durch Prüfungen dafür qualifiziert hatte. Lunzie stellte mit einer gewissen Verärgerung fest, daß einige der Seminare, die sie besuchen wollte, in diese Kategorie fielen. Die vernünftige Begründung, die sich hinter dem bürokratischen Jargon verbarg, bestand darin, daß in diesen Seminaren extremer Platzmangel herrschte und die Universität garantieren wollte, wenigstens den Studenten, die sich für sie eingeschrieben hatten, das Bestmögliche zu bieten. Selbst wenn sie die Prüfungen bestand, hatte Lunzie keine Garantie, daß sie sofort teilnehmen konnte. Sie zuckte resigniert die Achseln. Solange sie keine heiße Spur von Fiona hatte, hing sie hier fest. Aber sie hatte keine Eile. Sie trug sich für die erste Prüfung ein.
»Hallo?« fragte eine zaghafte Stimme von der Tür.
»Ja?« erwiderte Lunzie und lugte über den Rand der Konsole.
»Friede, Kommilitonin! Wir sind deine Mitbewohner.« Der Sprecher war ein schlanker Junge mit glattem, seidig schwarzem Haar und runden blauen Augen. Er sah nicht älter als fünfzehn Standardjahre aus. Hinter ihm stand ein lächelndes Mädchen mit weichem braunen Haar, das sie auf dem Kopf zu einer flauschigen Haarrolle hochgesteckt hatte. »Ich bin Shof Scotny von Damarkis. Das ist Pomayla Esglar.«
»Willkommen«, sagte Pomayla mit warmer Stimme und hielt ihr die Hand hin. »Du hast das ›Privat‹-Schild nicht an die Tür gehängt, deshalb dachten wir uns, wir dürften reinkommen und dich begrüßen.«
»Danke«, erwiderte Lunzie, stand auf und schlug ein. Pomayla legte ihre andere Hand auf ihre. »Freut mich, euch kennenzulernen. Ich bin Lunzie Mespil. Nennt mich Lunzie. Äh … stimmt etwas nicht?« fragte sie, als ihr der verwunderte Blick auffiel, den Shof und Pomayla
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