Raumfahrergarn
verteidigen.
»Damit unterstützt du sie ja praktisch«, neckte Shof sie, als sei sie eine Schwester.
»Was ist falsch daran, Sachen zu tragen, in denen man gut aussieht?« erwiderte sie kämpferisch.
»Wenn’s nicht bequem ist, warum soll ich’s dann tragen?« ergriff Lunzie für Shofs Seite Partei.
»Dem Stil zuliebe«, erklärte Pomayla verzweifelt.
Lunzie hob belustigt eine Augenbraue. »›Wer schön sein will, muß leiden‹? Und du nennst mich altmodisch?«
»Ich weiß nicht, woher sie die Ideen für diese neuen Klamotten haben«, sagte Laren. Mit einem kurzen Blick zu Pomayla fügte er hinzu: »Ich will dir nicht zu nahe treten, Schatz, aber manche dieser Sachen sehen wirklich komisch aus.«
»Willst du’s wirklich wissen?« fragte Lunzie. »Wenn man für den Rest seines Lebens der Mode folgen will, sollte man seine alten Sachen nie wegwerfen. In den 3d-Nachrichten habe ich gesehen, daß die Sachen, die ich zum Grundschulabschluß getragen habe, in der nächsten Saison wieder in Mode kommen. Während ich im Kälteschlaf lag, waren sie wahrscheinlich schon einmal wieder aktuell, und jetzt sind sie’s wieder. Für unsere Jugendlichen sind sie etwas ganz Neues und werden wahrscheinlich von niemandem getragen, der alt genug ist, um sich daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal in Mode waren.«
»Darf ich mir deine Familienhologramme ansehen?« fragte Pomayla und gab sich mit einem boshaften Glitzern in den Augen geschlagen. »Ich will wissen, was im nächsten Jahr kommt. Dann bin ich der ganzen Bande um Jahre voraus.«
Die Essensreste wanderten in den Müllschlucker, und Tee stand auf, streckte die Arme über den Kopf und ließ seine Gelenke knacken. »Herrlich. Genauso habe ich Mensaessen in der Erinnerung.«
»War’s so furchtbar?« fragte Pomayla mit einem Augenzwinkern.
»Entsetzlich. Ich beende diesen Abend ungern, aber ich muß jetzt gehen. Wie Lunzie richtig bemerkte, wohnt ihr mitten im Nirgendwo, und ich brauche einige Zeit, um nach Hause zu kommen.«
Lunzie ging ihre Memokuben holen. »Ich glaube, ich begleite dich. Meine Schicht im Krankenhaus fängt in vier Stunden an. Die Hygiene-Sammelstellen warten nicht. Solange ich noch wach bin, kann ich mich schon einmal auf den Weg machen. Vielleicht lege ich bei dir ein Nickerchen ein.«
Tee verbeugte sich vor ihr. »Es wäre mir eine Freude.« Er schloß die anderen in seinen Gruß ein. »Danke für einen schönen Abend. Gute Nacht.«
Pomayla und Laren wünschten ihm vom abgenutzten Knautschsofa in der anderen Ende des Zimmers eine gute Nacht. Shof holte sie an der Tür ein. »He«, rief er leise, als sie ins Turboliftfoyer traten. »Viel Glück auf der Suche nach Lunzies Tochter, ja?«
Lunzie sah ihn mit großen Augen an. »Du unverschämter Kerl! Du weißt davon?«
Shof lächelte die beiden auf seine elfenhafte Art an. »Natürlich weiß ich es. Ich plaudere nicht alles aus, was ich herausfinde.« Er zwinkerte Lunzie zu, als die Tür sich zwischen sie schob.
* * *
Während des restlichen Semesters machten Lunzies Studien zügig Fortschritte. Zu ihrer gegenseitigen Zufriedenheit legten sie und der Kardiologieprofessor einen Waffenstillstand ein. Sie mäßigte ihre unverhohlene Kritik an seinem Umgang mit den Patienten, und er sah über ihr, wie er es nannte, ›blutendes Herz‹ hinweg und lobte sie offen für ihre Auffassungsgabe. Die persönliche Einschätzung, die er am Ende des Semesters über sie abgeben mußte, war für seine Verhältnisse – wenn man seinen früheren Studenten glauben durfte – schmeichelhaft. Lunzie hielt die Beurteilung für die übelste Beschimpfung, die sie je gelesen hatte, aber die Note, die er unter die Schmährede setzte, bewies dann doch, daß er mit ihr zufrieden war.
Das neue Semester fing an. Der Kurs in mentaler Disziplin wurde durch die Semesterferien fortgesetzt, weil es sich um kein konventionelles Unterrichtsfach handelte. Im Universitätscomputer wurden keine Noten für mentale Disziplin gespeichert. Entweder hielt ein Student an dem Kurs fest, oder er ließ ihn fallen. Er nahm immer noch einen Großteil von Lunzies Tagen in Anspruch, die ohnehin immer ausgefüllter wurden.
Zu ihren neuen Seminaren gehörte unter anderem ein überwachtes Praktikum in der Universitätsklinik. Das Praktikum wurde doppelt so hoch bewertet wie andere Seminare, verlangte aber von ihr, daß sie sich ihre Zeit flexibler einteilte und bereit war, lang zu arbeiten. In den ersten Wochen begleiteten Lunzie und ihre
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