Raumkundschafter Katman
für ihn? Nach neuen Vernehmungen und Befragungen sah es nicht aus. Das war schon mal positiv. Wahrscheinlich sollte er an der Alarmaufgabe mitarbeiten. Worum mochte es wohl dabei gehen?
Bernard stieß ihn an. »Schau mal da hinten. Die beiden sind auch dabei.«
Katman erblickte Pierre Dutch und Larissa Furaschowa. »Pierre ist auch nicht jünger geworden.« Es klang gleichgültig.
»Dafür wirkt Larissa neben ihm um so frischer.« Bernard blinzelte ihm zu. »Vielleicht bekommt Pierre Dutch die junge Gespielin nicht? Du hast ja damals auch mit ihr Schluß gemacht.«
»Aber doch nicht ihrer Jugend wegen! Kennst du meine Maxime nicht mehr? Erstens: Sie kann nicht jung genug sein. Und zweitens: Jede Liebe endet, wenn ich wieder in den Raum steige!«
Katman sah den beiden nach. Eigentlich gaben sie kein schlechtes Paar ab. »Sie wird ihn unterm Pantoffel haben.«
»Von so einer Frau würde ich’s gern erdulden«, seufzte Bernard. Es klang sehnsüchtig. »Eine begehrenswerte Frau. Die Figur, das Blondhaar…«
»Gib dir keine Mühe. Larissa zieht es zu den höheren Dienstgraden. Da haben wir beide keine Chancen.«
»Du und keine Chancen?«
»In diesem Fall: kein Interesse. Übrigens – wer hat denn oben Dienst?«
»Der Stellvertreter vom Chefdispatcher. Maulfaul wie immer.«
Das war gut. Serp Ianow hatte sich bei den Auseinandersetzungen um die Ereignisse auf Yoga Neun betont sachlich verhalten. Im Gegensatz zu Jock Shayle, dem Chefdispatcher.
Früher hatten Katman die Engagiertheit und die Entscheidungsfreudigkeit des Chefdispatchers imponiert, während ihm der ruhige Ianow immer irgendwie lahm vorgekommen war. Bis zu der Verhandlung vor dem Kontrollamt für Raumfahrt vor einem Jahr. Da war Shayle gegen ihn aufgetreten und hatte ihn zornbebend für schuldig erklärt. Serp Ianows sachliche Fragen hatte er dagegen als wohltuend empfunden.
Er hatte es plötzlich eilig. »Wo liegst du im Quartier?«
»Im Saturn-Hotel, drüben an der Küste.«
Das kannte er. Guter Service und ein schöner Strand. »Ich melde mich. Ist da noch etwas frei?«
»Für einen Einzelgänger findet sich immer Platz.«
Er zögerte. »Ich brauch zwei Betten.«
Bernard riß die Augen auf. »Oh lá lá, dein Urlaub ist doch vorüber.«
»Ich erklär dir’s später.« Er lief bereits zur Rolltreppe.
Hier oben herrschte Ruhe. Beim Einlaß Nummer Eins zwängte Katman seine Rufkarte in den Kontrollschlitz. Die Türhälften schoben sich auseinander.
Im Raum des Chefdispatchers, auf dem erhöhten Schwenksitz vor der Front der Monitoren, saß Serp Ianow. Er schwang sich mit dem beweglichen Hochsitz dem Eintretenden entgegen.
Katman sprach die Meldeformel.
Ianow dankte, bat um die Rufkarte und händigte ihm eine neue, bereits vorbereitete Identitätskarte aus. »Morgen, acht Uhr dreißig im Stabsraum, ist die Einweisung für alle, die alarmiert wurden.«
»Und weshalb der Alarm?«
»Sie erfahren es morgen mit den anderen.«
Serp Ianow spürte die Unzufriedenheit des Raumkundschafters und wollte die Knappheit der Einladung etwas mildern. »Der Chef hat sich die Information vorbehalten…« Es klang entschuldigend, beinahe verlegen. »Auch der Oberste Rat wird vertreten sein.«
Donnerwetter, das hatte es noch nie gegeben! Zumindest konnte sich Katman an keine Einsatzberatung erinnern, an der fein Angehöriger des Obersten Rates teilgenommen hätte.
Er verabschiedete sich und ging.
Der Diensthabende schwenkte seinen Sitz wieder vor die Monitore.
3.
Sibyll Kelton sah sich im Raum um. In dieser Hochetage war sie noch nie gewesen. Ihr Mentor und Vorgesetzter Morenow hatte sie immer unten empfangen, in einem wesentlich kleineren Zimmer. Weshalb diesmal der Treff in der Chefetage? Weil die anderen Räume besetzt waren?
Endlich surrte die Öffnungsmechanik. Aber anstelle des erwarteten Pjotr Morenow erschien ein wesentlich älterer, ihr fremder Mann. Obwohl sie ihm noch nie begegnet war, erschien er ihr vertraut. Im nächsten Moment erkannte sie ihn. Er sah besser aus als auf dem Bild über dem Klubtisch. Und jünger, das kam selten vor.
»Genossin Kelton? Bitte entschuldigen Sie, daß wir Sie warten ließen.« Ray Harper, der Vorsitzende der Weltsicherheitsbehörde, ging lächelnd auf sie zu.
Sie musterte ihren höchsten Vorgesetzten. Die fast hundert Jahre sah man dem gebräunten, drahtigen Mann nicht an.
Weshalb war er selber hier erschienen? Man sagte von ihm, daß er gern mit jungen Leuten arbeitete, am liebsten mit tüchtigen, charmanten Frauen. Und
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