Raumschiff 3 - Tia
dir noch erzählen!«
»Was denn?« fragte er.
Sie streichelte Theodors weichen Pelz. »Die Nachricht über mein Vorhaben ist nach draußen gesickert, und jetzt gibt es einen Markt! Hast du eine Vorstellung, wie viele
Hüllenmenschen es gibt, die genug Geld für einen Freikauf haben, aber gar keinen wollen, weil ihnen ihr gegenwärtiger Beruf durchaus Spaß macht?«
Er schüttelte benommen den Kopf.
»Nicht allzu viele Schiffe«, teilte sie ihm mit, »aber sehr viele Schalenpersonen, die in Festanlagen arbeiten. Und es gab auch jede Menge Anfragen von Gehirn-Schiffen – einige von ihnen sagten, daß sie gern bereit wären, einen Freikauf zu überspringen, um sich einen Körper zuzulegen! Moto-Prothesen hat sogar einige Protestschreiben von Anwälten bekommen!«
»Wieso das?« fragte er verwundert. »Was kümmert die das denn?«
»Sie sagten, daß wir nur Werkzeuge des HM-Programms
seien, daß wir dieses ›mechanische Ungeheuer‹ nur gebaut hätten, um die Gehirn-Schiffe dazu zu verlocken, ihr
Freikaufgeld auszugeben.« Tia legte den Kopf schräg und runzelte die Stirn. »Ich muß zugeben, daß ich daran noch nicht gedacht hatte. Ich hoffe, daß das kein wirkliches Problem wird.
Vielleicht sollten Lars und Lee Stirling der Sache einmal für mich nachgehen.«
»Tia«, brachte er durch den Nebel hervor, der seine
Gedanken umgab, »was ist denn das nun für ein ›mechanisches Ungeheuer‹, das du da hast?«
»Ein kybernetischer Körper mit Breitbandcomlink im
extremen Kurzwellenbereich, das hier oben eingebaut ist.« Sie tippte sich an die Stirn. »Der Unterschied ist, daß er die Hüllenmenschentechnologie dazu benutzt, mit vollem
sensorischen Input der Haut und Output an den Rest zu liefern.
Ich kann mich damit zwar nicht weit außerhalb des Schiffs begeben, aber meine Techniker bei Moto arbeiten bereits daran. Wenn wir die Erstmannschaft zur Heimatwelt der
EsKas bringen, will ich schließlich an den Ausgrabungen teilnehmen, sofern sie mich lassen. Durch die
Speziallegierungen und Silikate und Kohlenstoffasern ist er ja nicht sehr viel schwerer als du, auch wenn er über etwas mehr Masse verfügt als eine weibliche Normalperson dieser Größe, er ist ein paar Kilo schwerer. Dafür funktioniert aber auch alles, sämtliche Sinnesorgane und… na ja, eben alles. Es ist, als wäre ich wieder eine Normalperson, nur daß meine Piloten nicht ermüden und ich die Schmerzsensoren abschalten kann, sollte ich beschädigt werden. Deshalb habe ich auch Ted herausgenommen. Ich wollte ihn mal fühlen, ihn wieder
umarmen.«
Tia saß nur da und strahlte ihn an, und er schüttelte den Kopf.
»Aber weshalb?« fragte er schließlich.
Sie schlug die Augen auf, dann blickte sie auf den Bären hinunter. »Ich… hätte mich wahrscheinlich freigekauft, wenn du nicht gewesen wärst«, sagte sie scheu. »Oder vielleicht einen Singularitätsantrieb erworben, nur daß CenSec entschied, daß sie mir besser einen geben sollten und daß sie ihn gleich zusammen mit den Reparaturen bezahlen. Aber… ich sagte dir ja schon, Alex, du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Wie konnte ich daher um diese Möglichkeit wissen und es nicht tun… für… für uns beide?«
Da wagte er endlich sie zu berühren, fuhr mit einem Finger ihre Wange entlang, dann unter ihr Kinn, hob ihren Kopf, um in ihre Augen zu blicken. Nichts an diesen strahlenden Augen sah mechanisch oder kalt aus; nichts von der Wärme und
Nachgiebigkeit der Haut unter seiner Hand kündete von
›Kybernetik‹.
»Du hast deine Chance, dich freizukaufen, für mich
aufgegeben… für uns?« fragte er.
Tia zuckte mit den Schultern. »Ein sehr weiser Mann hat einmal gesagt, daß die Aussicht auf Glück es wert sei, dafür ein wenig Freiheit preiszugeben. Und außerdem können sie uns bei all den Anwälten und dem Rest nicht wirklich dazu zwingen, irgend etwas zu tun, was wir nicht wollen.«
»Ich schätze nicht.« Er lächelte. »Weißt du eigentlich, daß du dem HM-Programm zwei Gefallen getan hast?«
»Habe ich das?« Tia blinzelte wieder, war eindeutig
verwundert.
»Du hast den Hüllenmenschen etwas anderes gegeben, was
sie mit ihrem Freikaufgeld anfangen können. Wenn sie keinen Singularitätsantrieb haben, werden sie erst den haben wollen –
und danach wollen sie so eins hier.« Er ließ ihr Kinn los und tippte spielerisch an ihre Wange. »Vielleicht sogar mehr als einen. Vielleicht einen von jedem Geschlecht oder von
verschiedenen Körpertypen.
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